Albstadt

Erdbeben in Albstadt-Scherzone: Erschütterungen auch im Umkreis von 30 Kilometern zu spüren

04.11.2019

Von Pascal Tonnemacher

Erdbeben in Albstadt-Scherzone: Erschütterungen auch im Umkreis von 30 Kilometern zu spüren

© LGRB

Rot eingezeichnet ist das Epizentrum in Truchtelfingen auf der Karte des Landeserdbebendienstes. Der Kreis definiert den 30 Kilometer großen Radius, in dem das Beben wohl gespürt wurde.

In der Nacht zum Montag hat um 1.59 Uhr ein Erdbeben der Stärke 3,8 Teile der Schwäbischen Alb erschüttert. Das teilt der Landeserdbebendienst mit. Das Epizentrum lag auf Höhe Truchtelfingen, doch Erschütterungen seien auch im weiteren Umkreis zu spüren gewesen. Schäden sind bislang nicht bekannt.

Die Erde hat in der Nacht zum Montag gegen 1.59 Uhr rund um Albstadt gewackelt. Das melden sowohl der Landeserdbebendienst als auch das Polizeipräsidium Tuttlingen.

Das Epizentrum des Erdbebens der mittlerweile bestätigten Stärke 3,8 (Magnitude auf der Richterskala) lag demnach in Albstadt. Genauer gesagt auf Höhe Truchtelfingen, wie Dr. Stefan Stange, Leiter des Landeserdbebendienstes, im Gespräch mit unserer Redaktion sagt.

Straße zwischen Laufen und Hossingen/Tieringen gesperrt

Das Erdbeben ist nicht im Hohenzollerngraben, sondern in der Albstadt-Scherzone in ungefähr vier Kilometern Tiefe gemessen worden. Nachbeben gab es bislang keine, könnten jedoch noch auftreten.

Wie die Meßstetter Stadtverwaltung mitteilte, ist die Kreisstraße zwischen Laufen und Hossingen/Tieringen nach einer Alarmierung – vermutlich in Zusammenhang mit dem Erdbeben – vorsorglich gesperrt worden. Es wird umgeleitet.

Die Albstadt-Scherzone hatte auch die verheerenden Erdbeben 1911, 1943 und 1978 mit dreistelligen Millionenschäden an tausenden Gebäuden ausgelöst.

Flaches Erdbeben ist deutlicher zu spüren

Die Erschütterungen in der Nacht sind laut der automatischen Meldung vermutlich 30 Kilometer weit im Umkreis zu spüren gewesen.

„Das war ein besonderes Erdbeben, da es mit vier Kilometern Tiefe eher flach war“, sagt Stange. Deshalb seien die Auswirkungen auch deutlicher spürbar.

Was tun und nicht tun bei Erdbeben

Das Innenministerium Baden-Württemberg hat ein Merkblatt (PDF) zum Verhalten bei Erdbeben veröffentlicht.

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Wer während eines Erdbebens in einem Gebäude ist, soll dort bleiben und wegen herabstürzender Bauteile nicht ins Freie laufen. Merkblatt des Innenministeriums

Schutz findet man unter Tischen, in der Nähe von Innenwänden, unter einer Türe oder unter Betontreppen.

Aufzüge sollen nicht benutzt werden.

Beschädigte Hauptleitungen sollen am Haupthahn abgeschaltet werden.

Wer im Freien ist, soll nicht in Gebäude laufen und Abstand zu Gebäuden und Außenmauern halten.

Autofahrer sollen möglichst nicht in der Nähe von Gebäuden an sicherer Stelle anhalten und die Straße für Rettungswagen frei halten.

Unruhige Tiere sollen eingeschlossen oder angebunden werden.

Wegen Nachbebengefahr soll nicht überstürzt mit Aufräum- oder Reparaturarbeiten begonnen werden.

Stange schätzt eine 5 auf der Intensitätsskala, die von 1 bis maximal 12 reicht. „Es ist gut gespürt worden, nennenswerte Schäden sind aber nicht zu erwarten“, sagt der Geophysiker.

Der schweizerische Erdbebendienst (SED) meldet das „in der Schweiz leicht verspürbare“ Erdbeben in Albstadt mit einer Stärke von 3,9.

Experten überprüfen Meldungen

Seismologen des Landeserdbebendienstes überprüften rund 1200 Wahrnehmungsmeldungen – für die der Landeserdbebendienst dankbar ist – und verifizierten am Vormittag die automatische Meldung aus der Nacht anhand der Seismogramme.

Die Albstadt-Scherzone, wo Experten des Landeserdbebendienstes erst Mitte September einen Erdbebenschwarm bei Onstmettingen untersucht hatten, ist generell interessant für die Wissenschaftler.

Scherzone ist für Wissenschaftler interessant

„Wir kennen sie nur von Erdbeben“, sagt Stange und fügt an: „Sie ist aktiv und deshalb gibt es dort viele Seismometerstationen, damit wir uns für stärkere Erdbeben wappnen können.“

Im Nachgang untersuchen die Forscher deshalb die Daten zum Beben noch im Detail, um Näheres zur Verbreitung und Stärke herauszufinden.

Kein Zusammenhang mit Erdbebenschwarm vom September

Einen Zusammenhang zum Erdbebenschwarm im September will Stange nicht herstellen, da es in Albstadt generell häufiger als in anderen Regionen Erdbeben gebe. Weniger starke Erdbebenschwärme könne es immer mal geben. Diese seien also keine Vorboten gewesen.

Mehr als 400 Mal hatte die Erde nämlich zwischen Onstmettingen und Hausen mehrere Tage lang im September gebebt – keines davon ist spürbar gewesen, das schwerste hatte die Stärke 1,7.

Leser spüren, wie es kracht und wackelt

Das Beben in der Nacht zum Montag bestätigen zahlreiche ZAK-Leser für den ganzen Zollernalbkreis und weit darüber hinaus auf Facebook. Sie hörten einen lauten Knall oder einen Rumpler.

Dieser Schlag sei nicht außergewöhnlich, sagt Stange. „Je näher das Erdbeben ist, desto schlagartiger klingt es.“ Doch auch andere Faktoren seien dafür ausschlaggebend.

„Ich dachte das Dach stürzt ein“, kommentierte eine Frau aus Truchtelfingen. Einen ähnlichen Eindruck hatte ein anderer Albstädter: „Hier in der Ebinger Oststadt hat es sich angefühlt, wie jemand ins Haus reingekracht wäre.“

Auch andere sind mitten in der Nacht vom Beben geweckt worden. „In Balingen war es auch heftig. Wach geworden, weil die Gläser im Schrank klirrten. Das war echt gruselig“, kommentiert eine Frau auf Facebook.

Polizei erhält Anrufe, aber bislang keine Schäden gemeldet

Bei der Polizei gingen in der Nacht einige Hinweise zu dem Erdbeben ein. Schäden sind bis zum Mittag keine bei der Polizei gemeldet worden, teilte Polizeisprecher Thomas Kalmbach auf wiederholte ZAK-Anfrage mit.

Die beiden einsturzgefährdeten Gebäude in Albstadt haben ersten Informationen der Stadtverwaltung zufolge nicht unter dem Erdbeben gelitten.

Sowohl beim Haux-Gebäude in Ebingen als auch bei „Blickles Witwe“ in Tailfingen sind der Verwaltung keine Schäden bekannt, die durch das Erdbeben entstanden sind.

Auch der Polizei ist bislang kein Einsatz bei den dortigen Gebäuden bekannt.

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