Landratsamt prüft Liegenschaften: Wird die Kaserne in Meßstetten zum Corona-Impfzentrum?

Von Michael Würz und Gudrun Stoll

Entsteht in der ehemaligen Meßstetter Kaserne bald ein Corona-Impfzentrum? Nicht ausgeschlossen, wie Bürgermeister Frank Schroft bestätigt. Das Landratsamt prüfe demnach derzeit in Frage kommende Liegenschaften – darunter die ehemalige Kaserne.

Landratsamt prüft Liegenschaften: Wird die Kaserne in Meßstetten zum Corona-Impfzentrum?

Die ehemalige Bundeswehr-Kaserne in Meßstetten.

„Angesichts der dramatischen Zahlen an Corona-Neuinfektionen ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns der Einrichtung eines solchen Impfzentrums nicht verweigern, wenn die Pandemie damit erfolgreich bekämpft werden kann“, teilt Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft am Freitagmorgen auf ZAK-Anfrage mit. Das Landratsamt habe ihn ihn dieser Woche darüber informiert, dass man die Kaserne für ein Impfzentrum in Betracht ziehe.

Schroft: Pläne auf Kasernengelände nicht behindern

Schroft gibt gleichwohl zu bedenken: Ein Impfzentrum dürfe aus seiner Sicht die Pläne und Vorhaben auf dem Kasernenareal nicht behindern. Er schreibt: „Der vor kurzem gegründete Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb, dem Albstadt, Balingen, Nusplingen, Obernheim und Meßstetten angehören, will hier ein CO2-reduziertes Industriegebiet mit Unternehmen und modernen, innovativen Start-Ups entwickeln. Dies ist unverzichtbar für die weitere positive Entwicklung unserer Region.“

Schroft erwarte deshalb, dass sich sowohl das Land, das Regierungspräsidium wie auch das Landratsamt „im Falle einer Entscheidung für diesen Standort sehr eng mit uns abstimmen“.

Zunächst soll es zwei Impfzentren pro Regierungsbezirk geben

Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, soll es pro Regierungsbezirk zwei Impfzentren geben, später eines oder zwei in jedem Landkreis – bevor eines Tages in Arztpraxen geimpft werden kann. Laut Sozialministerium gelte jedoch generell: Nicht jeder, der impfwillig ist, könne sofort geimpft werden.

Landkreis agiert für Kommunen

Das Sozialministerium habe die Kommunen und Landkreisverwaltungen aufgefordert, entsprechende Liegenschaften zu melden, bestätigte die Pressestelle in Balingen am Freitag die angelaufenen Prüfungen.

In Absprache mit den Städten und Gemeinde im Zollernalbkreis habe dies die Landkreisverwaltung zentral übernommen, führt Pressesprecherin Marisa Hahn weiter aus. Wann die Standortfragen entschieden werden, wisse man im Landratsamt in Balingen aber aktuell nicht.

Mitte Dezember gerüstet

Sehr viel Zeit mit ihren Entscheidungen wollen sich Bund und Land indes nicht lassen. Noch weiß niemand mit Sicherheit zu sagen, wann ein Impfstoff zu Verfügung stehen wird, aber im Sozialministerium in Stuttgart will man bis Mitte Dezember gerüstet sein und die von Gesundheitsminister Jens Spahn eingeforderte Infrastruktur vorhalten.

„Es werden schnell Entscheidungen fallen“, geht Pressesprecher Markus Jox vom Sozialministerium davon aus, dass sich Land, Ärzteschaft, kommunale Verbände, Kreise und Kommune rasch über Standorte beraten und einigen werden.

Umfang von Sanierung ist unklar

Auf dem Meßstetter Kasernengelände gehören noch einige Gebäude und Liegenschaften dem Bund und könnten kostengünstig genutzt werden. Grundsätzlich ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zuständig für deren Bewirtschaftung. Ob und in welchem Umfang Sanierungsarbeiten notwendig würden, lasse sich schwer einschätzen, heißt es im Landratsamt. Insbesondere fehle die Kenntnis zu der aktuellen Versorgung mit Strom, Wasser und Heizung, betont Marisa Hahn.

Fachabteilung ist informiert

Nachdem die LEA-Nutzung inzwischen schon geraume Zeit vorbei sei und seither keine Unterhaltungsmaßnahmen vorgenommen wurden, werde sicherlich eine Auffrischung erforderlich werden. In welchem Umfang und bei welchen Gebäuden dies nötig ist, könne erst nach Vorlage des Gesamtkonzeptes entschieden werden. Dies würde in enger Abstimmung zwischen BImA und dem Betreiber eines Impfzentrums erfolgen. Die BImA in Bonn teilte gestern auf unsere Anfrage mit, sie habe die zuständige Fachabteilung um Zuarbeit gebeten und werde dann schnellstmöglich informieren.

Land sucht nach Hallen mit 4000 Quadratmetern

Bekannt ist, dass nach Hallen mit einer Kapazität von 4000 Quadratmetern gesucht wird. Diese Größenordnung sehe man als Flächenvorgabe, heißt es im Landratsamt in Balingen. Ob weitere Immobilien in Frage kommen, werde - wie derzeit die ehemalige Kaserne - geprüft.

In Sigmaringen ist Kaserne kein Thema

Überlegungen, in der ehemaligen Kaserne in Sigmaringen ein Impfzentrum einzurichten, gebe es aktuell von Seiten des Landkreises nicht, sagt Pressesprecher Tobias Kolbeck. Das Sozialministerium frage über die kommunalen Landesverbände, Gemeinden und Landkreise nach geeigneten Hallen ab. Geeignet wäre eine Halle, wenn sie mindestens 4000 Quadratmeter Fläche bietet. Über eine solche Halle verfüge der Landkreis nicht. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld ist etwa 7000 Quadratmeter groß.