Landratsamt meldet Omikron-Fälle im Zollernalbkreis erst auf Nachfrage

Von Michael Würz

Bereits 14 Fälle der neuen Corona-Variante Omikron sind im Kreis bestätigt. Bekannt wurde dies am Dienstag – im Zuge einer Recherche unserer Zeitung.

Landratsamt meldet Omikron-Fälle im Zollernalbkreis erst auf Nachfrage

Coronaproben im Labor: Auch im Zollernalbkreis ist Omikron bereits nachgewiesen, und zwar gar nicht so selten.

Bei den bislang bekannten Fällen handele es sich um Reiserückkehrer, aber auch um Personen, die sich bei der Arbeit oder im familiären Umfeld infiziert hätten, teilte der kommissarische Leiter des Gesundheitsamts, Benedict Blankenhorn, am Dienstag mit. „Sie haben derzeit überwiegend milde Verläufe mit Symptomen wie Husten, Schnupfen oder Fieber.“

Kreisverwaltung informiert erst jetzt: Betroffene wundern sich

Laut Blankenhorn werden alle Kontaktpersonen der Infizierten informiert – und müssen für 14 Tage in Quarantäne. Beziehungsweise: mussten. Denn ganz neu sind die Omikron-Fälle im Zollernalbkreis offenkundig nicht, wie etwa aus dem Umfeld Betroffener zu erfahren ist. Die Kreisverwaltung informierte jedoch erst jetzt darüber – nachdem unsere Zeitung die Behörde mit einem der uns bekannt gewordenen Fälle konfrontiert hatte. Dass sie in ihrem ZAK nämlich von Omikron-Nachweisen in Nachbarlandkreisen erfahren hatten, nicht aber aus dem heimischen Zollernalbkreis – das hatte bei Betroffenen dann doch größere Verwunderung ausgelöst.

Nachbarkreise melden Omikron-Fälle

So hatte der Landkreis Sigmaringen am Montag seine ersten fünf Omikron-Fälle bekanntgegeben, der Landkreis Rottweil seine ersten drei bereits vor Weihnachten ebenfalls. Der Landkreis Tübingen hatte bereits am 7. Dezember über seinen ersten Omikron-Fall berichtet. Und freilich macht die neue Corona-Variante vor dem Zollernalbkreis nicht Halt. Unsere Zeitung wollte deshalb vom Landratsamt auch wissen: Wieso wurden die Fälle bislang noch nicht, wie in den Nachbarkreisen geschehen, veröffentlicht? Die Antwort auf diese Frage blieb das Landratsamt am Dienstag schuldig. Zu erfahren war nur so viel: „Die Ergebnisse der Sequenzierung erhält das Gesundheitsamt in der Regel zwischen 2 und 8 Tagen nach dem positiven Befund.“

Omikron – und dann?

Landet eine Omikron-Meldung aus dem Labor im Gesundheitsamt, führen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Kontaktnachverfolgung durch. Für enge Kontaktpersonen ordnen sie die „häusliche Absonderung“ an. Darüber hinaus könnten Unternehmen Maßnahmen „zum Infektionsschutz ihrer weiteren Mitarbeitenden“ treffen, erklärt Landratsamtssprecherin Anja Heinz. Jedoch: Eine Quarantäne anordnen könne allein das Gesundheitsamt. Ferner hätten Betroffene die Möglichkeit, sich beim Corona-Bürgertelefon unter der Nummer 07433/92 1111 zu melden, um sich über die für sie geltenden Regelungen zu informieren, rät Heinz.

Strenge Zutrittsregelungen im Landratsamt bleiben bestehen

Die Zutrittsregelungen im Landratsamt selbst würden – angesichts der sich ausbreitenden Virusvariante – im kommenden Jahr fortgeführt: „Der persönliche Kundenkontakt findet weiterhin nur nach vorheriger Terminvereinbarung und unter Berücksichtigung der 3G-Regel statt“, teilte die Kreisverwaltung am Dienstag mit. „Die Mitarbeitenden sind weiterhin unter den bekannten Telefonnummern sowie E-Mail-Adressen während der Dienstzeiten erreichbar.“

43 Covid-19-Patienten werden in der Klinik behandelt

Unterdessen meldete das Landratsamt am Dienstag insgesamt 142 neu bestätigte Corona-Fälle im Zollernalbkreis. Sie teilen sich auf die folgenden Städte und Gemeinden auf: Albstadt (31), Balingen (30), Bisingen (6), Bitz (3), Burladingen (11), Dormettingen (2), Dotternhausen (1), Geislingen (3), Haigerloch (10), Hechingen (14), Jungingen (1), Meßstetten (9), Nusplingen (2), Obernheim (3), Rosenfeld (8), Schömberg (6), Winterlingen (1) und Zimmern unter der Burg (1). Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das Landratsamt am Dienstag mit 234,9 an – sie dürfte, bedingt durch die Feiertage, derzeit jedoch nicht das reale Infektionsgeschehen abbilden. Im Zollernalb-Klinikum werden derzeit 43 Covid-19-Patienten behandelt. Elf von ihnen müssen auf der Intensivstation versorgt werden, vier davon werden invasiv beatmet. Die Hospitalisierungsinzidenz lag laut Landesgesundheitsamt am Dienstag bei 3,2. Insgesamt 1251 Bürgerinnen und Bürger im Zollernalbkreis gelten derzeit als „aktiv infiziert“. Seit Beginn der Pandemie wurden im Kreis insgesamt 18 947 Fälle gezählt.

Kommentar: Gefährliche Zweifel Als Hotspot war er bereits in den Fokus gerückt, aktuell wird dem Zollernalbkreis Aufmerksamkeit als Schlusslicht in der baden-württembergischen Booster-Statistik zuteil. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, einfach zu beantworten sind sie gewiss nicht. Als Warnzeichen muss im Angesicht der sich aufbauenden Omikron-Welle aber verstanden werden, wenn auch Vernunftgeleitete – also die überwiegende Mehrheit – Kritik an der Kommunikation der Kreisverwaltung äußern. Mit aus ihrer Sicht nachvollziehbaren Zweifeln: Wer einen positiven Omikron-Bescheid sein Eigen nennt, fragt sich zu Recht, wieso die Öffentlichkeit von ebenjenen Fällen nicht erfährt. Das steht im Widerspruch zur Transparenz, die zu betonen Landrat Günther-Martin Pauli nicht müde wird. Natürlich: Wie hart die nun fünfte Corona-Welle wird, scheint selbst den besten Fachleuten noch unklar. Klar ist aber: Sie trifft mit all ihren Folgen auf eine ausgelaugte Gesellschaft. Auf bedrohte wirtschaftliche Existenzen. Auf diejenigen, die im Gesundheitswesen seit fast zwei Jahren den Kopf für uns alle hinhalten. Und auf Kräfte, die mit Desinformation spalten und sich aus dem demokratischen Diskurs verabschiedet haben. Die Öffentlichkeit hat deshalb das Recht, zu erfahren, wie es um die Lage bestellt ist. Gelingt das nicht, müssen die Verantwortlichen nachvollziehbare Gründe dafür nennen. Ansonsten bleibt der fatale Eindruck: Der Kreis wolle Zahlen zurückhalten – oder habe keinen Überblick.