Landkreis Sigmaringen reagiert auf Infektionen in Schulen und Kitas mit weiteren Maßnahmen

Von Pressemitteilung

Die Infektionen in Schulen und Kindergärten breiten sich weiter im Landkreis Sigmaringen aus. Dieser will nun mit mehreren Maßnahmen die Infektionswelle brechen. Gleichzeitig wollen die Kommunen perspektivisch Öffnungen mit Tests.

Landkreis Sigmaringen reagiert auf Infektionen in Schulen und Kitas mit weiteren Maßnahmen

Der Landkreis Sigmaringen will dem Coronavirus Herr werden (Symbolfoto).

Die Infektionen in Schulen und Kindergärten im Landkreis Sigmaringen breiten sich weiter aus. Seit Donnerstagmittag traten in weiteren 4 Grundschulen, einer weiterführenden Schule und einem Kindergarten Infektionen auf.

In Einrichtungen, die bereits betroffen waren, steckten sich weitere Kinder an. Die Kinder tragen die Infektionen in die Familien. Das teilt das Landratsamt Sigmaringen in einer Pressemitteilung mit.

Diese drei Maßnahmen sollen helfen

Der Landkreis sehe sich nun gezwungen, weitere Einschränkungen vorzunehmen, um die Infektionswelle zu brechen. So sollen zunächst drei zielgerichtete Maßnahmen greifen.

1. Alle Kindertageseinrichtungen, in denen sich ein Kind oder eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter seit 19. März infiziert hat, sollen ab Montag für 14 Tage komplett geschlossen bleiben.

„In Kindergärten lässt sich trotz aller Anstrengungen, Gruppentrennungen und Hygienemaßnahmen nur schwer verhindern, dass das Virus weitergegeben wird. Für Kinder in diesem Alter ist es schwer, sich an die erforderlichen Abstände zu halten“, beschreibt Dr. Susanne Haag-Milz, die Leiterin des Gesundheitsamtes ein Problem.

Schließung schwerer Schlag für Eltern

Ein weiterer Faktor ist, dass Kinder oft keine Symptome einer Corona-Erkrankung zeigen. So ist schwer zu erkennen, ob sich ein Kind infiziert hat.

„Wir wissen, dass die komplette Schließung von betroffenen Einrichtungen für Eltern und Kinder ein schwerer Schlag ist. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, so Landrätin Stefanie Bürkle.

Am Vormittag hatte sie sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Landratsamt, mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie dem Verwaltungsstab ausgetauscht. Im Stab sind Vertreter der Ärzteschaft, Kliniken, Kommunen, der Polizei, der Rettungsdienste und der Bundeswehr vertreten.

Mit dieser Runde, die Expertise und Erfahrungen aus vielen wichtigen Bereichen einbrachte, stimmte die Landrätin auch weitere Einschränkungen ab.

Wechselunterricht in manchen Schulen

2. Als zweite Maßnahme soll in allen Schulen, in denen seit 19. März Infektionen aufgetreten sind, ab Montag bis 1. April Wechselunterricht stattfinden. So soll auch rund um den Unterricht das Abstand halten leichter umsetzbar und im Falle von Infektionen weniger Schüler und Lehrer betroffen sein.

3. Auch abseits der Infektionen in Schulen und Kindergärten bereitet die Entwicklung der Ansteckungen Sorge. Sie finden überall dort statt, wo Menschen nur wenig Abstand halten.

Weniger Kunden im Einzelhandel erlaubt

Daher wurde als dritte Maßnahme angeordnet, dass in Einzelhandelsbetrieben, deren Betrieb laut Corona-Verordnung gestattet ist, die Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Verkaufsraum aufhalten dürfen, auf einen Kunden pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche zu beschränken ist. Die Regelung gilt ab Montag.

Bis dato waren pro Kunde nur 10 Quadratmeter Fläche vorgesehen. Die Verantwortlichen erhoffen sich, dass so beim Einkaufen leichter mehr Abstand eingehalten werden kann. Diese Regelung soll bis 18. April gelten.

Nächtliche Ausgangssperre nicht vom Tisch

„Mit diesen zielgerichteten Maßnahmen wollen wir es schaffen, das Infektionsgeschehen genau dort zu bremsen, wo aktuell die meisten Ansteckungen stattfinden“, fasst Landrätin Stefanie Bürkle zusammen.

Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, müssten Einschränkungen für die Allgemeinheit erfolgen. Konkret werden dann als weitere Schritte geprüft, ob eine nächtliche Ausgangssperre notwendig wird.

„Wir alle hoffen, dass wir keine Ausgangssperre oder weitere Beschränkungen benötigen werden“, so Bürkle. Setzt sich der Trend von immer mehr Ansteckungen jedoch fort, wird diese aber wohl unumgänglich sein.

Disziplin bleibt wichtig, bis genug Impfstoff verfügbar ist

Die Landrätin appelliert daher, weiter diszipliniert zu sein: „Mit Blick darauf, dass immer mehr jüngere Menschen erkranken, wir besorgniserregend hohe Zahlen haben und sich auch die Belegung unserer Kliniken binnen einer Woche verdoppelt hat, müssen wir jedoch dringend Kontakte reduzieren. So hart es angesichts des nun schon monatelangen Lockdowns ist: Etwas anderes als Disziplin und regelmäßiges Testen, gerade auch dann, wenn wir uns gesund fühlen, hilft nicht.“

So lange nicht mehr Impfstoff zur Verfügung steht, sind dies die einzigen Mittel, um die Pandemie in Schach zu halten.

Bürger sollen sich testen lassen

Um Infektionen zu senken, bitten Landrätin und Kommunen die Bürger sich testen zu lassen. Nur wenn Infektionen früh erkannt werden, können Ansteckungen – auch unbewusste – vermieden werden.

Kommunen wollen öffnen mit Tests

„Mittelfristig, wenn die Inzidenzen wieder deutlich niedriger sind als heute, sollen regelmäßige und flächige Tests dann dazu dienen, auch wieder Begegnungen zu ermöglichen und dem Einzelhandel eine Perspektive zu geben. Hierzu werden die Gemeinden im Landkreis ein Konzept erarbeiten und dann einen gemeinsamen Antrag analog zum Modellversuch des Landes in der Stadt Tübingen beim Sozialministerium stellen“, heißt es weiter.

„Wir schaffen es nur, die Welle zu brechen, wenn sich rasch mehr Menschen testen lassen und wir die vielen unerkannten Infektionen aufdecken. Unsere Erfahrung vor Ort zeigt, dass sich sehr viel mehr Menschen testen lassen, wenn Sie davon einen konkreten Nutzen erfahren. Deshalb möchten wir perspektivisch denjenigen, die negativ getestet wurden, ein Stück Freiheit zurück geben. Wir sind davon überzeugt, dass wir es nur so schaffen, die Menschen für das Testen zu gewinnen“, so die Meinung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis.

Tests in Betrieben wichtig

Auch die Testungen in den Betrieben tragen ihren Teil zur Aufdeckung von asymptomatischen Infektionsfällen bei. Ausbruchsgeschehen in Senioreneinrichtungen gibt es aktuell keine. „Hier scheinen die Impfungen Wirkung zu zeigen“, zeigt sich Dr. Susanne Haag-Milz erleichtert.

Alle Maßnahmen auf einen Blick:

Alle Kindergärten, in denen seit 19.03. eine Infektion auftrat, müssen ab Montag, 26.03.2021 umgehend komplett für zwei Wochen schließen. Auch Einrichtungen, in denen künftig Infektionen auftreten, müssen für zwei Wochen schließen.

Alle Schulen, in denen seit 19.03. eine Infektion aufgetreten ist, müssen ab Montag. 26.03.2021 bis 11.04.2021 Wechselunterricht anbieten

Alle Einzelhandelseinrichtungen müssen ab Montag bis 18.04.2021 pro Kunde 20 statt bislang 10 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Kunde zu Verfügung stellen.

Zudem bitten die Verantwortlichen besonders zu beachten, dass sich aktuell ein Haushalt jeweils nur mit einer weiteren Person treffen darf.