Obernheim

Explosionen erschüttern Obernheim: Lagerhalle in der Ortsmitte brennt lichterloh

27.07.2021

Von Benno Haile

Explosionen erschüttern Obernheim: Lagerhalle in der Ortsmitte brennt lichterloh

© Benno Haile

In einer Lagerhalle an der Obernheimer Ortsdurchfahrt ist am Dienstagvormittag ein Feuer ausgebrochen. Zwischenzeitlich waren die Flammen kurz davor, auf die drei benachbarten Gesa-Verwaltungsgebäude überzuspringen.

Am Dienstagvormittag hat eine Lagerhalle in der Obernheimer Ortsmitte Feuer gefangen. Binnen Minuten stand sie vollkommen in Flammen. Rund 150 Feuerwehrleute aus mehreren Gemeinden waren im Großeinsatz.

„Was brennt, ist verloren – uns bleibt nur zu schützen, was noch nicht brennt“, findet Marcus Haas, Kommandant der Obernheimer Feuerwehr, drastische Worte für das Geschehen in der Hauptstraße.

Rund eine Stunde hatten die zahlreichen Einsatzkräfte zu diesem Zeitpunkt bereits gegen das Inferno, das unter der Metallverkleidung der Lagerhalle wütete und sich nach draußen fraß, angekämpft.

Springt das Feuer auf das Späne-Silo über, herrscht Funkstille

Aus noch unbekannter Ursache war gegen 10.45 Uhr in der Halle, die die benachbarte Möbeltischlerei Gesa als Lager nutzte, ein Feuer ausgebrochen. „Innerhalb von Minuten stand sie komplett in Flammen“, berichtet ein Anwohner. Mehrere Explosionen, die wohl von Gasflaschen und zwei Gabelstaplern im Inneren der Halle kamen und die dichte schwarze Rauchsäule über dem Ort waren weithin wahrnehmbar. Ein 70-Jähriger wurde leicht verletzt, weil er Rauchgase eingeatmet hatte. Er wurde vom Rettungsdienst vor Ort ambulant behandelt.

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Über Obernheim steht eine dichte schwarze Rauchwolke.

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Einsatzbesprechung mit Kreisbrandmeister Stefan Hermann.

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Mit einer Lagekarte verschaffte sich die Feuerwehr einen Überblick.

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Vom Oberdigisheimer Stausee bis nach Obernheim wurde eine Schlauchleitung für die Löschwassernachfuhr verlegt.

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Das Holzspäne-Silo galt es zu schützen: Darin hätten die Flammen reichlich Nahrung gefunden. Außerdem sind darauf die Antennen der Telefonanbieter befestigt.

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Weil die Elektrik nicht mehr funktionierte, stemmten die Feuerwehrleute das Garagentor einer benachbarten Halle auf.

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In der Nachbarhalle parkten einige wertvolle Oldtimer – nicht alle waren fahrbereit.

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Weitere Fotos vom Feuerwehreinsatz.

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Um zu retten, was noch zu retten war, versuchten die Einsatzkräfte mit sogenannten Riegelstellungen, das Übergreifen auf weitere Gebäude zu verhindern. Besonderes Augenmerk galt dabei einem Holzspäne-Silo, das direkt neben der Lagerhalle steht: In den Holzspänen würden die Flammen erstens weitere Nahrung finden und zweitens sind auf dem Dach des Silos die Antennen der Telefonanbieter angebracht. Sollte das Silo Feuer fangen, wäre das Telefonnetz in Obernheim tot.

Schwierige Bedingungen für die Einsatzkräfte

Doch die Ausbreitung zu verhindern, war kein leichtes Unterfangen, denn die Bedingungen für die Feuerwehr waren denkbar schlecht. In der Lagerhalle fanden die Flammen reichlich Nahrung: Im Inneren lagerte Holz der Firma Gesa, Gasflaschen und zwei Gabelstapler. Zudem wurde die Halle als Stofflager genutzt. „Das brennt wie Zunder“, kommentierte Haas.

Wegen der dichten Bebauung war die Gefahr eines Übergreifens besonders groß und nicht zuletzt waren die Ressourcen der Feuerwehr knapp: Besonders die Atemschutzträger reichten kaum aus, weshalb mehrmals von weiteren Abteilungen und Gemeinden Verstärkung gefordert wurde.

Auch das Wasser ging langsam aus, weshalb mit einem Schlauchwagen der Albstädter Feuerwehr, der einen zwei Kilometer langen Schlauch dabei hatte, eine Leitung zum Oberdigisheimer Stausee gelegt wurde. Später kam noch eine zweite Leitung zum See hinzu. Der Verkehr wurde daher schon ab dem Stausee umgeleitet.

Zu allem Überfluss kam auch noch ungünstiger Wind dazu: „Zu Beginn der Löscharbeiten war es ziemlich windstill, aber dann blies der Wind in Richtung der drei Gesa-Verwaltungsgebäude.“ Für diese hatte Haas zwischenzeitlich keine große Hoffnung mehr, rund zwei Stunden nach Brandausbruch zeigte er sich jedoch zuversichtlicher, dass ein Übergreifen auf weitere Gebäude verhindert werden könne.

Farblager bietet noch mehr Zündstoff

Für zusätzliches Entzündungspotenzial sorgte ein Farblager innerhalb der Halle mit rund 600 Litern Farbe. „Wir haben uns mit einem Bagger Zugang dazu verschafft, um zu verhindern, dass die Farbe zu brennen anfängt“, erklärt Haas. Außerdem wurde der Bagger genutzt, um Glutnester aufzudecken und sie anschließend mit Schaum zu bedecken. „Wenn wir hier nur mit Wasser löschen, sind wir ewig dran“, so Haas.

Rettungsaktion für Oldtimer

Als dagegen noch ungewiss war, ob und welche Nachbargebäude ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, lief in einer Nachbarhalle zur brennenden Lagerhalle eine automobile Rettungsaktion an. Darin waren mehrere Autos, darunter wertvolle Oldtimer abgestellt. Josef Wäschle vom Jaguar Saloon Carrtec, der selbst einige Fahrzeuge darin parkte und für einen solchen Notfall auch die Schlüssel der anderen Hallenmieter parat hatte, fuhr die Schmuckstücke nach draußen.

Explosionen erschüttern Obernheim: Lagerhalle in der Ortsmitte brennt lichterloh

© Benno Haile

Einige Oldtimer, die in einer Nachbarhalle abgestellt waren, wurden zur Sicherheit evakuiert.

„Manche Autos waren gerade in Reparatur und es fehlten die Batterien oder sogar der Motor“, erklärt er. Deshalb packten die Feuerwehrleute an, um die Fahrzeuge anzuschieben. „Die mussten auch das Tor aufstemmen, denn die Elektrik war da schon ausgefallen.“

Unter den Oldtimern waren auch zwei alte Jaguar der Baujahre 1951 und 1954: „Die sind zwischen 180.000 und 200.000 Euro wert“, erklärt Wäschle, der sich auf die Restauration von älteren Modellen der britischen Automarke spezialisiert hat.

Löscharbeiten könnten noch die ganze Woche andauern

Insgesamt schätzt Markus Haas, dass rund 150 Einsatzkräfte mit 15 Fahrzeugen im Einsatz sind und noch sein werden. Bis das Feuer unter Kontrolle ist, könne es bis in die Nachmittags- oder Abendstunden gehen. „Nachlöschen werden wir wohl noch die ganze Woche.“ Zum Einsatz kamen neben der Obernheimer Feuerwehr auch Einsatzkräfte aus Meßstetten, Gosheim und Albstadt (jeweils mit Drehleiter) sowie aus Balingen, Nusplingen und Deilingen.

Auch das DRK war zur Absicherung und Verpflegung der Einsatzkräfte mit 20 Leuten vor Ort. Zudem kreiste für den besseren Überblick der Einsatzstelle ein Polizeihubschrauber über Obernheim.

Zur Sicherheit wurden fünf angrenzende Wohngebäude evakuiert. Die Höhe des Sachschadens dürfte sich ersten Schätzungen der Polizei zufolge im sechsstelligen Bereich bewegen. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Update, 17.30 Uhr: Wie Kommandant Markus Haas mitteilt, ist das Feuer mittlerweile unter Kontrolle. „Die Nebengebäude sind gesichert und auch die Lage am Farblager ist im Griff.“ Auch die Anwohner seien mittlerweile in ihre Häuser zurückgekehrt. Unterdessen fährt die Feuerwehr die Zahl der Einsatzkräfte um etwa die Hälfte auf rund 80 Leute zurück. Die Nachlöscharbeiten werden sich jedoch noch ein paar Tage hinziehen. „Wir haben am Samstag ein Feuerwehrfest und wir hoffen, dass wir bis dahin mit löschen und aufräumen fertig sind“, so Haas.

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