Albstadt

Kurzweiliger Abschluss: Vier „Menschen von hier“ stellten in Tailfingen ihre Lieblingsbücher vor

16.07.2020

Von Daniel Drach

Kurzweiliger Abschluss: Vier „Menschen von hier“ stellten in Tailfingen ihre Lieblingsbücher vor

© Daniel Drach

Pfarrer Hans-Joachim Fogl las an bekannter Stelle vor; allerdings nicht aus der Bibel, sondern aus seinem Lieblingsbuch - von Erich Kästner.

Die Reihe „Menschen von hier“ ging am Mittwoch in Tailfingen in die dritte und letzte Runde. Dabei lasen vier Persönlichkeiten aus ihren Lieblingsbüchern vor – und sorgten für einen kurzweiligen Abend.

Vier „Menschen von hier“ stellten am Mittwochabend in Tailfingen vier völlig verschiedene Bücher vor. Dabei ging es unter anderem um „Geschichte auf zwei Beinen“, wie Burgherrin Dr. Anja Hoppe den heutigen Adel bezeichnete und um Fabelwesen, welche sich – ähnlich wie die vier Vorlesenden – von Büchern ernähren.

Mal wieder eine gutbesetzte Kirche

Das Katholische Dekanat Balingen und die Katholische Erwachsenenbildung hatten zum finalen Abend der Veranstaltungsreihe in die St.-Elisabeth-Kirche in Tailfingen geladen. Ursprünglich war ein Leseabend im Freien angedacht. Durch das unbeständige Wetter wurde die Lesung aber in die Kirche verlegt. In einem – was die Abstandsregeln hergaben – vollen Saal begrüßte zum Auftakt Dekanatsreferent Achim Wicker die zahlreichen Gäste und die vier „Menschen von hier“.

Nach einer musikalischen Einleitung von Theresa Hinz eröffnete dann Dr. Anja Hoppe das Lesequartett. Die Leiterin der Burgverwaltung Burg Hohenzollern las aus dem Buch „Ein Gentleman in Moskau“ von Amor Towles vor. Vorab berichtete die Burgherrin jedoch davon, wie die Corona-Zeit auch ihr Leben entschleunigte. „Ich habe mich vier Wochen im Schlafanzug aufgehalten“, skizzierte Hoppe, die so auch wieder viel Zeit zum Lesen hatte. Ein Freund empfahl ihr den Towles-Roman.

Dr. Anja Hoppe fasziniert der Adel

„Ich habe selten ein Buch gelesen, das ein solches Lesevergnügen barg“, erklärte Hoppe. In vielen Passagen des Buches, das von einen genussfreudigen Grafen handelt, der zu lebenslangem Hausarrest verurteilt wurde, fühlte sich Hoppe an ihr Leben auf der Burg erinnert.

Der Graf sei mit einer solchen Unbekümmertheit ausgestattet, welchen sie auch heute noch am Adel feststelle, so die Burgleiterin, „das fasziniert mich am Adel.“ In der heutigen Zeit stelle dieser vor allem „Geschichte auf zwei Beinen dar“, so Hoppe, lebe aber immer noch ähnlich wie der „Gentleman in Moskau“.

Ruth Schiebel verschlingt Bücher

Als zweite Vorleserin stellte Pastoralassistentin Ruth Schiebel ihr liebstes Werk vor. Sie lese für ihr Leben gerne, sagte Schiebel über sich, in den Urlaub habe sie schon als Kind tütenweise Bücher mitgenommen. So stieß sie auch auf Walter Moers, dessen Bücher auf dem erfundenen Kontinent Zamonien spielen. So auch „Die Stadt der träumenden Bücher“, über welches die „Welt“ einst schrieb: „Es ist die größte, schönste Liebeserklärung an das Lesen und die Literatur, die in diesem Jahr zu haben ist.“

Im vorgestellten Zamonienroman dreht sich alles um Bücher; er handelt von mysteriösen Kreaturen, wie den Buchlingen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Lesen ernähren. Ein Stück weit erkennt sich auch Schiebel in den imaginären Fabelwesen wieder. „Ich bin zwar kein Buchling“, so die Pastoralassistentin, „aber für mich ist Lesen auch wichtig. Das braucht man, um im Leben satt zu werden – zumindest im übertragenen Sinn.“

Tanja Wachter hat einige Tipps auf Lager

Nun war Tanja Wachter an der Reihe. Die Leiterin der Stadtbücherei Albstadt las aus dem Stuttgarter Kriminalroman „Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte“ von Heinrich Steinfest vor. Das Buch, in dem der Protagonist seiner unschuldigen Obsession nachgeht, Dinge hinzuzufügen, statt zu entwenden, hat der Bibliothekarin zu Beginn ihrer Laufbahn bereits gute Dienste erwiesen. Denn, so berichtet Wachter, sei sie als Berufsneuling noch unsicher gewesen, Buchtipps an Kunden auszusprechen.

Doch der Steinfest-Roman sei, trotz seiner durchaus ungewöhnlichen Art, sehr gut angekommen. „Wenn Sie ein Buch leihen oder kaufen möchten, lassen Sie sich vom Buchhändler oder vom Bibliothekar überraschen“, plädierte Wachter nach der Buchvorstellung, „wir geben gerne außergewöhnliche Tipps, die nicht auf der Bestsellerliste stehen.“

Heimspiel für Pfarrer Hans-Joachim Fogl

Schlussendlich genoss Pfarrer Hans-Joachim Fogl seinen Heimvorteil. Er hatte das autobiografische Buch „Als ich ein kleiner Junge war“ von Erich Kästner dabei; schwelgte während der Vorstellung in dessen und seinen eigenen Erinnerungen. Auch heute entdeckt Fogl sich beim Lesen des Buches immer wieder selbst.

Abschließend verabschiedete Dekan Pater Augusty die Gäste, bedankte sich bei Allen, die mitgewirkt hatten und überreichte den Vorlesern ein Geschenk. Augusty zog ein positives Resümee: „Vielleicht gelingt es uns, in Zukunft weitere solcher Veranstaltungen anzubieten.“

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