Straßberg

Kunstmalerin Vanessa Sprio lebt in Straßberg und bleibt auch im Lockdown optimistisch

30.04.2021

Von Gudrun Stoll

Kunstmalerin Vanessa Sprio lebt in Straßberg und bleibt auch im Lockdown optimistisch

© Gudrun Stoll

Vanessa Sprio liebt Farben, legt sich aber auf keinen Stil fest.

Man darf das Schöne nicht aus den Augen verlieren, sagt die 35-Jährige beim Besuch in ihrem Atelier. Denn die Welt steht nicht still.

Vanessa Sprio ist 35 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Künstlerin aus Leidenschaft. Sie setzt sich keine Grenzen und ist keinen Denkmustern verhaftet, malt großflächige Bilder in leuchtenden Farben, gestaltet Fassaden, Räume, Portraits und Illustrationen, schreibt Bücher für Kinder und entwickelt Hörspiele. Mit ihrem Ehemann Wojciech und den drei Töchtern lebt sie in einer ehemaligen Fabrik in Straßberg.

Gemälde vermitteln Lebenslust

Im Jahr 2020 hat die kreative Künstlerin im Katharinenhospital Stuttgart die Augenklinik verschönert, gerade im Januar erst in der Kinderarztpraxis Roth und Koch in Albstadt das Wartezimmer für Babys. In den recht düsteren Tagen des Lockdowns durfte sie auch in Straßberg die Kita Schmeienzwerge bemalen.

Die Gemeinde hat die Aktion finanziert und Vanessa Sprio erfreut sich selbst an dem bunten, viel Lebenslust ausstrahlenden Gemälde. Sie lebt gerne in der kleinen, überschaubaren Gemeinde und ist dennoch ein Mensch, der sich auf der ganzen Welt zu Hause fühlt.

Das Talent stammt vom Künstlerpapa

Kein Wunder bei ihrer Familiengeschichte. „Unsere Vorfahren kommen aus Weißrussland, Polen und Sizilien“, erzählt sie schmunzelnd. Ehemann Wojciech hat in Stettin Kunst studiert. Kennengelernt haben sie sich im Alter von 14 Jahren in Polen beim Zeichnen und Graffitimalen. Der Familienname Sprio stammt vom italienischen Künstlerpapa. Von ihm hat sie auch das Talent für Musik und Malerei geerbt.

Sie geht den artistischen Weg

Vanessa Sprio hatte die Chance auf eine akademische Ausbildung unter anderem über ein Stipendium an der Deutschen Pop-Akademie. Nachdem sie schwanger wurde, hat sie das Studium jedoch abgebrochen und geht, wie sie es selbst nennt, den artistischen Weg. Die junge Frau hat sich das handwerkliche Rüstzeug selbst beigebracht, geübt, geübt, und nochmals geübt. Das war und ist bis heute harte Arbeit.

Das Atelier liegt in einem ehemaligen Fabriksaal

Von Stuttgart hat der Weg nach Straßberg geführt. Im alten Fabrikgebäude gibt es zwar noch einiges zu sanieren. Aber die Familie fühlt sich wohl und das lichtdurchflutete Atelier im ehemaligen Fabriksaal bietet ausreichend Platz auch für das künstlerische Schaffen von Vanessas Ehemann, der für die Familie auch einem Brotberuf nachgeht.

„Für mich als Künstlerin gibt es kaum einen größeren Traum, als weltweit auszustellen und internationale Anerkennung zu bekommen“, sagt Vanessa Sprio. Ihr machen aber auch die Auftragsarbeiten zur Gestaltung von Kinderzimmern, Arztpraxen, öffentlichen Einrichtungen und Fassaden Spaß und sie malt auch gerne mit Grundschülern.

Corona wirbelt das Leben durcheinander

Das Coronavirus hat ihr Leben durcheinandergewirbelt. Sie kann sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie im Januar 2020 mit ihrer Familie in einem Pariser Hotelzimmer saß und zum ersten Mal etwas über das Coronavirus in Wuhan in den Nachrichten sah: „Wir feierten gerade die Auslandsausstellung Art Fair in der französischen Hauptstadt und waren in Gedanken schon bei der nächsten, die im darauffolgenden März, im Züricher Hilton Airport Hotel, stattfinden sollte“, erzählt sie. Doch die Ausstellungen mussten zeitweise stillstehen, Besprochenes rückte durch Corona in die weite Ferne.

Bühnenbild in Wartestellung

Im Atelier in Strassberg, das etwa 200 Quadratmeter umfasst, hängen alle Arbeiten, die für Ausstellungen gedacht sind. Es sind weit über 100 Gemälde. Beispielsweise ein Bühnenbild für eine Dornröschen-Ballett-Aufführung, die bis jetzt nie stattfinden konnte.

Kunstmalerin Vanessa Sprio lebt in Straßberg und bleibt auch im Lockdown optimistisch

© Privat

In der Kita Schmeienzwerge in Straßberg hat Vanessa Sprio Wände bemalt.

„Es ist in einer Kooperation für die Tanzgalerie Haigerloch und der Ballettschule Ciechoradzki aus Rottenburg entstanden. Ursprünglich sollte die Aufführung letztes Jahr im Juli stattfinden, dann im November und dann wurde sie wegen Corona auf dieses Jahr im Oktober verlegt“, listete Vanessa Sprio die Terminverschiebungen auf. Die Choreografien, das Bühnenbild und die Kostüme sind fertig und die Schüler und Lehrer warten sehnsüchtig auf die Öffnung der Tanzschulen.

Der Jahrmarkt steht still

Das Kinderkarussell der Schaustellerfamilie Marxheimer aus Trichtingen ist ein weiteres Beispiel. Vanessa Sprio soll es neu bemalen. Sie macht es mit Herzblut, weil sie um den Wunsch der Schaustellerfamilie weiß, die Menschen für eine kurze Zeit den Alltagsstress vergessen zu lassen und Kindern strahlende Augen zu bereiten. Auf der Mannheimer Messe und am Haigerlocher Weihnachtsmarkt sind sie sonst jährlich dabei.

Kunst existiert nach wie vor

Vanessa Sprio nutzt andere Wege, um in dieser schwierigen Zeit der Gesellschaft Kunst nahe zu bringen. Sie stellt mit anderen internationalen Künstlern online über „Arte Design Venezia“ aus. Die Ausstellung heißt „Wonderland“ und wird im August sogar physisch in der Galerie St. Euphemia in Venedig stattfinden. Außerdem veröffentlicht das italienische Magazin „Corriere dell‘ Arte - Torino, Milano, Berlin & New York“ im April eine Ausstellung namens „Lights for the future“. Die Ausstellung ist als Lichtblick durch die schweren Zeiten gedacht, denn Kunst existiert ja nach wie vor.

Bessere Zeiten im Kopf behalten

Vanessa Sprio bewahrt Optimismus und muntert auf: „Die Welt steht nicht still. Wir als Gesellschaft leiden unter der jetzigen Situation. Das ist mehr als offensichtlich. Deshalb muss man zuversichtlich und stark bleiben, weiterhin die besseren Zeiten, die kommen, im Kopf behalten“.

Kunstmalerin Vanessa Sprio lebt in Straßberg und bleibt auch im Lockdown optimistisch

© Gudrun Stoll

Die Werke der Künstlerin vermitteln Optimismus und Wärme.

Ihr als Künstlerin ist es sehr wichtig, durch ihre Bilder auch den Kleinen etwas Freude zu bereiten. Damit auch sie nicht all die schönen Dinge aus dem Blick verlieren oder gar vergessen. Denn die Karusselle werden sich wieder zur Musik drehen, Kinder werden wieder auf den Bühnen tanzen und Ausstellungen werden den Leuten wieder ein wundervolles Gefühl bereiten. Wie ein Lebensmotto fügt Sprio an: „Dafür ist Kunst da. Damit die Leute das Schöne im Leben nicht aus den Augen verlieren“.

Ausstellung im Heimatort ist geplant

Mit der Straßberger Tierärztin Dr. Andrea Metzger hat Vanessa Sprio für die Nach-Corona-Zeit eine Vernissage in deren Landgasthaus Untere Mühle geplant. Das Thema lautet: „Bewahren wir die Schöpfung“ - Flora und Fauna, würdevoll abgebildet. Vielleicht rufen die Bilder zur Besinnung auf, sinniert die Künstlerin. Denn man könne Würdevolles nicht ewig unbestraft mit Füssen treten. Weder die Pflanzen, noch die Tiere. Und Menschen leben auch besser würdevoll.

Fast philosophisch fügt sie an: in guten Zeiten mit Kunst und Kultur, in schlechten eine Zeit lang ohne. Ihr größter Wunsch ist es, dass sich das Gute auf der Welt bewährt und immer wieder durchsetzt - und auch Kunstmaler können einen wichtigen Teil zur Gesellschaft beitragen.

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