Kriminalität im Zollernalbkreis: die Jahresstatistik in interaktiven Grafiken

Von Volker Bitzer

Im zurückliegenden Jahr wurden in unserem Landkreis insgesamt 6562 Straftaten von der Polizei erfasst, das sind unter dem Strich 135 Fälle mehr als im Vorjahr (6427). Die Aufklärungsquote im Jahr 2019 liegt laut Auswertung bei 63,3 Prozent. Interaktive Grafiken machen den Blick in die Statistik anschaulich.

Kriminalität im Zollernalbkreis: die Jahresstatistik in interaktiven Grafiken

Fingerabdrücke helfen der Polizei häufig beim Aufklären von Kriminalfällen.

Das Polizeipräsidium Reutlingen, das auch für den Zollernalbkreis zuständig ist, veröffentlichte dieser Tage wieder seinen Kriminalitätsbericht. Auf über einhundert Seiten geht die Behörde sehr detailliert auf die Entwicklung von Fallzahlen in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb ein.

Wir nahmen das Mammutwerk genauer unter die Lupe, blicken dabei ausschließlich auf unseren Landkreis, verweisen aber auch darauf, dass aufgrund des immensen Umfangs der Statistik nur ein Teil beleuchtet werden kann.

6562 Straftaten im Jahr 2019

Im zurückliegenden Jahr wurden im Zollernalbkreis insgesamt 6562 Straftaten erfasst, das sind unter dem Strich 135 Fälle mehr als im Vorjahr; damals wurden 6427 polizeilich erfasst. Diese Zunahme entspricht 2,1 Prozent. Die Aufklärungsquote verringerte sich von 65,7 Prozent (im Jahr 2018) auf 63,3 Prozent. Eine markante Größe für die Polizei ist die so genannte Häufigkeitszahl (Zahl der Fälle bezogen auf 100.000 Einwohner). Das ist also ein Indikator für die Kriminalitätsbelastung; diese Häufigkeitszahl wuchs leicht um 1,7 Prozent an – von 3416 (2018) auf 3473. Trotz gestiegener Kriminalitätsfälle ist die Zahl der Tatverdächtigen mit 3212 um 90 zurückgegangen. Im Berichtsjahr 2018 wurden 3302 Tatverdächtige registriert.

Drei Viertel sind männliche Täter

Drei Viertel der Tatverdächtigen im Jahr 2019 waren Männer, exakt 2398. Hoch ist die Zahl an Wiederholungstätern. Von allen Kriminellen war jeder Zweite bereits polizeibekannt. 26 Tatverdächtige führten eine Schusswaffe mit sich. Bei zwei Delikten wurde auch tatsächlich geschossen. Von allen gelisteten Verdächtigen waren drei Viertel im Erwachsenenalter. Umgekehrt heißt das, dass jede vierte Straftat von Kindern, Jugendlichen oder Heranwachsenden begangen wurde.

Jeder vierte Tatverdächtige ohne deutschen Pass

Zirka 27,5 Prozent der Tatverdächtigen im Zollernalbkreis hat keinen deutschen Pass; 3,6 Prozent der Tatverdächtigen waren Flüchtlinge. Im Landkreis wurden 2019 insgesamt 114 tatverdächtige Flüchtlinge ermittelt; das ist fast eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr, nämlich ein Rückgang um 96 Tatverdächtige bzw. um 45,7 Prozent. Diese Zahlen schließen Verstöße gegen ausländerrechtliche Bestimmungen bereits aus, weil diese fast ausschließlich durch nichtdeutsche Personen begangen werden können. Den 114 tatverdächtigen Flüchtlingen wurden 150 Straftaten vorgeworfen. Die Masse waren Vermögens- und Fälschungsdelikte (48), Diebstähle (37) und Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit (37).

Deutlich mehr Sexualdelikte

Im Zollernalbkreis wurden 2019 insgesamt 111 Sexualstraftaten erfasst. Dies sind 14 Fälle mehr als 2018 und somit ein Plus von 14,4 Prozent. Die Fallzahl markiert den Höchststand im Fünf-Jahresbereich. Am deutlichsten waren die Zuwächse bei den Vergewaltigungen und beim sexuellen Missbrauch. Besonders erschreckend ist, dass dabei der sexuelle Missbrauch von Kindern besonders stark angestiegen ist: Gab es 2018 noch 13 Fälle, so verbuchte die Polizei im zurückliegenden Jahr 28 Fälle. Das ist mehr als eine Verdopplung.

Höchststand bei Fahrzeug-Beschädigungen

Einen Höchststand an Delikten vermeldet die Polizei bei Sachbeschädigungen an Fahrzeugen. 424 Fälle in 2019 ist ein Plus von 20,8 Prozent gegenüber 2018. Der Anstieg bei der Computerkriminalität (auf 121 Fälle / ein Zuwachs von 28,7 Prozent) lässt sich mit zwei Seriendelikten in Albstadt erklären. In 17 Fällen wurden mit den Daten der geschädigten Person Kreditanfragen vorgenommen und in zwölf Fällen mit Daten einer geschädigten Person Kontaktanzeigen geschaltet.

Albstadt auf Fünf-Jahres-Hoch

Zwar ist Albstadt mit Abstand die größte Kommune im Landkreis. Dennoch bekommt die Große Kreisstadt in der Statistik eine unrühmliche Sonderstellung: Mit 2278 Straftaten wurden in Albstadt – als mit Abstand größte Kommune im Landkreis – insgesamt 236 Fälle oder 11,6 Prozent mehr erfasst als im Vorjahr. Diese Fallzahl markiert ein Fünf-Jahres-Höchststand – auch bei der Kriminalitätsbelastung mit der Häufigkeitszahl von 5026.

Neben den einfachen Körperverletzungen (plus 41 auf 190 Fälle / Zuwachs 27,5 Prozent), den besonders schweren Diebstählen (plus 28 auf 165 Fälle / Zuwachs 20,4 Prozent), den Sachbeschädigungen (plus 26 auf 364 Fälle / Zuwachs 7,7 Prozent) und den Rauschgiftdelikten (plus 20 auf 160 Fälle / Zuwachs 14,3 Prozent), lieferten insbesondere die Betrugsdelikte (plus 117 auf 375 Fälle / Zuwachs 45,3 %) einen beträchtlichen Teil für den deutlichen Fallzahlenzuwachs.

Hohe Rauschgiftkriminalität

Auch das kleine Straßberg erreicht einen traurigen Rekord: Hier gab es mit 76 Straftaten (plus 34 Fälle / Zuwachs 81,0 Prozent) ein markantes Fünf-Jahreshoch. Die Kriminalitätsbelastung kletterte auf die Häufigkeitszahl von 3068. Dem Anstieg lagen jeweils deutliche Zuwächse bei der Rauschgiftkriminalität, den Betrugsdelikten, und bei den Körperverletzungen zugrunde.

Es gibt aber noch weitere Gemeinden, die sich hier einreihen: Der signifikante Fallzahlenanstieg in Dormettingen erklärt sich laut Polizei mit der Zunahme der Rauschgiftdelikte um 13 auf insgesamt 14 Fälle, die während des Elements-Festivals im Schiefererlebnispark im Mai 2019 festgestellt wurden.

Anstieg um 400 Prozent

In der Gemeinde Zimmern unter der Burg wurden mit 15 Straftaten zwölf mehr registriert als im Vorjahr. Das ist ein satter Anstieg um 400 Prozent. Sowohl bei der Fallzahl als auch bei der Häufigkeitszahl (3198) stellt dies einen markanten Höchststand im Fünf-Jahresbereich dar. Von den 15 Fällen konnten immerhin 13 aufgeklärt werden, was einer überdurchschnittlichen Quote von 86,7 Prozent entspricht.

In allen anderen Kommunen des Zollernalbkreises lagen keine signifikanten Fallzahlenveränderungen oder Entwicklungen vor.

Weilen u.d.R. ist besonders sicher

Weilen unter den Rinnen war 2019 die Gemeinde mit der geringsten Kriminalitätsbelastung im Zollernalbkreis und darüber hinaus im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen.

Im Zollernalbkreis wurden 2019 folgende Drogenmengen sichergestellt: 10,6 Gramm Heroin, 240,3 Gramm Kokain, 2,9 Kilogramm Amphetamin, 437 Ecstasy-Tabletten, 90,4 Kilogramm Cannabis, davon 89,6 Kilogramm Marihuana und 838,2 Gramm Haschisch. Außerdem ein Stück LSD sowie 39,5 Gramm sonstige Betäubungsmittel (Kräutermischungen, Pilze etc.). Es war ein Drogentoter im Alter von 35 Jahren zu beklagen.

Rasanter Anstieg bei Wohnungseinbrüchen

Noch eine Zahl schnellt deutlich nach oben: Die Fallzahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl (WED) erhöhten sich im Zollernalbkreis. Mit insgesamt 56 wurden vergangenes Jahr 17 Fälle mehr erfasst als im Vorjahr. Das ist ein Anstieg von 43,6 Prozent. Die überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote von 26,8 Prozent lag dennoch deutlich unter der des Vorjahres, wo 51,3 Prozent der Fälle aufgeklärt werden konnten.

Markante Anstiege wurden in den Kommunen Balingen (16 Fälle, Anstieg von 100 Prozent) und im benachbarten Geislingen (neun Fälle / ein Plus von 350 Prozent) registriert.

Betrugsmaschen beschäftigten Polizei stark

Ein Schwerpunktthema für die Polizeiarbeit ist das sogenannte Spoofing. Bei diesem bundesweiten Kriminalitätsphänomen werden vielfach gezielt ältere Menschen von Frauen oder Männern angerufen, die sich als Polizeibeamte, Kriminalbeamte oder verdeckte Ermittler (BKA, LKA oder eine örtliche Dienststelle) ausgeben und mittels einer Lügengeschichte versuchen, an Geld oder Wertsachen der Angerufenen zu gelangen.

Der Zollernalbkreis weist zwar die nach absoluten Fallzahlen deutlich geringste Belastung im Reutlinger Präsidiumsbereich auf, mit einem Plus von 139 Fällen bzw. 201,4-prozentigem Anstieg gegenüber dem Vorjahr aber den stärksten prozentualen Zuwachs.