Kreisräte lernen: Frisches, regionales Mensaessen ist unter fünf Euro nicht machbar

Von Klaus Irion

Extrem heruntergekühltes und dann wieder erwärmtes Essen „frisch“ auf den Tisch. So stellen sich die Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses des Kreistags die Mahlzeiten in der Sprachheilschule Balingen vor. Allein, zuerst muss noch die Mensa gebaut werden. Und die wird um rund 250.000 Euro teurer.

Kreisräte lernen: Frisches, regionales Mensaessen ist unter fünf Euro nicht machbar

Die Sprachheilschule Balingen erhält eine Mensa.

Die Baubranche boomt nach wie vor. Und mit dem Boom steigen die Preise. Als die Mitglieder des Kreistags im Jahr 2017 erstmals das Thema Mensa für die Sprachheilschule in Angriff nahmen, war das Gebäude noch um rund 120.000 Euro günstiger veranschlagt. Nun soll der Mensaneubau rund 1,35 Millionen Euro kosten. Davon übernimmt das Land 549.000 Euro. Neben den erhöhten Baukosten gehen zusätzliche 130.000 Euro auf das Konto einer inzwischen vergrößerten Küchenplanung.

Mittelpreisiger Kompromiss

Verzichten möchte die Kreisverwaltung auf die „ernährungstechnisch beste aber auch teuerste Variante“, sprich die täglich frische Zubereitung vor Ort. Aber auch die günstigste Variante, die tägliche direkte Anlieferung warmer Gerichte, wurde verworfen. Grund laut der Kreisverwaltung: „Es hat sich regional als schwierig erwiesen, langfristig einen geeigneten und zuverlässigen Caterer zu finden.“

Speisen werden „regeneriert“

Nun also soll die preislich und logistisch mittlere Variante, ein sogenanntes Cook & Chill Verpflegungssystem, installiert werden. Die Kreisverwaltung erklärt es so: Die Gerichte werden bei einem externen Anbieter zubereitet und anschließend innerhalb von 90 Minuten auf rund drei Grad Celsius heruntergekühlt. Die Gerichte können gekühlt so bis zu vier Tage gelagert werden. Unmittelbar vor der Ausgabe werden die Mahlzeiten vor Ort in Kombidämpfern innerhalb von etwa fünf Minuten regeneriert (aufgewärmt) und quasi frisch ausgegeben.

Anbieter rennen nicht die Tür ein

Zum Erstaunen von Landrat Günther-Martin Pauli entwickelte sich in der montäglichen Ausschusssitzung keine Diskussion um die Viertelmillion Euro mehr. Dafür wurde die Frage erörtert, warum nicht frisch und/oder regional gekocht werden könne. Hauptverwaltungs-Dezernent Karl Wolf erläuterte: „Uns rennen die Anbieter, die frisch kochen, nicht die Türen ein, wir müssen hinterherlaufen.“ Und wenn man dann tatsächlich einen solchen Anbieter fände, dann müsse man wahrscheinlich fünf Euro und mehr für ein Essen verlangen. „Das wollen wir so aber auch nicht“, meinte Wolf.

Landrat Pauli betonte mehrfach: Ausstattungsmäßig seien nach oben quasi keine Grenzen gesetzt. Wohl wissend, dass eine noch höhere Baukostensteigerung im Gremium kaum noch zu vermitteln gewesen wäre. Und so stimmten am Ende die Ausschussmitglieder einhellig für die Cook & Chill-Variante und genehmigten die zusätzlichen Baukosten von 250.000 Euro.