Handball

Konstanz auf der Trainerposition: Jens Bürkle verlängert beim HBW Balingen-Weilstetten

23.11.2021

Von Marcus Arndt

Konstanz auf der Trainerposition: Jens Bürkle verlängert beim HBW Balingen-Weilstetten

© Eibner

Arbeiten weiter zusammen: Geschäftsführer Wolfgang Strobel (links) und Trainer Jens Bürkle.

Trainerdiskussionen gibt es immer – auch in der ruhigen Kreisstadt. Unaufgeregt agieren die Entscheider neben der Platte, welche die Zusammenarbeit mit Jens Bürkle unabhängig von der Liga bis 2024 fortsetzen.

„Wir sind überaus glücklich, dass Jens seinen Vertrag bei uns verlängert“, betonte Wolfgang Strobel. Für den Balinger Geschäftsführer ist keine Selbstverständlichkeit, dass der Sportwissenschaftler für weitere zwei Jahre in Balingen bleibe.

Nach dem Wiederaufstieg 2019 hat der erfahrene Übungsleiter die Schwaben wieder in der Beletage des deutschen Handballs etabliert, „und mit der Mannschaft eine überragende Saison 2020/21 gespielt“, wie es der HBW-Manager formuliert. Trotz eines kleines Etats ließen die „Gallier“ fünf Klubs hinter sich, reihten sich an 14. Stelle ein – in Schlagdistanz zum hinteren Tabellenmittelfeld.

Gestiegene Erwartungen

Dass bei den Balinger Fans und im Umfeld die Erwartungen gestiegen sind, kann Strobel nachvollziehen, ist aber erfahren genug, um die Branche richtig einzuschätzen.

Dass es in dieser Runde angesichts der Entwicklung in der Liga und den finanziellen Mitteln, welche dem HBW zur Verfügung stehen, um ein Vielfaches schwieriger werden würde, darüber seien sich die Verantwortlichen von Anbeginn im Klaren gewesen, so der langjährige Balinger Kapitän weiter, „von Spieltag zu Spieltag zeigen die Ergebnisse, dass sich das sportliche Niveau in der Liga deutlich gesteigert hat. Mit Nettelstedt-Lübbecke und dem HSV sind zwei Mannschaften zurückgekommen, die unheimlich stark sind und die großes wirtschaftliches Potenzial besitzen.“

Rasante Entwicklung

Es werde immer schwieriger für den HBW mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, gesteht Strobel ein, „umso glücklicher seien alle Entscheidungsträger, dass Jens Bürkle bereit ist, den Weg der ‚Gallier‘ weiterhin mitzugehen.“

Wie immer sei die Verhandlungen schnell und unkompliziert gewesen, verrät Bürkle, „ich kenne ja die Bedingungen in Balingen.“ Dass diese nicht einfach sind, schreckt den 41-Jährigen nicht ab. Im Gegenteil. „Für mich wäre es sicher einfacher gewesen, zu einem Klub zu gehen, bei dem ich tabellarisch hätte erfolgreicher arbeiten können als beim HBW, aber es ist für mich einfach die besondere Herausforderung, welche mich an dieser Aufgabe reizt“, erklärt der frühere Bundesliga-Kreisläufer.

„Ich mag meine Mannschaft“

Es sei aber nicht nur die besondere Konstellation, fährt der Balinger Coach fort, „es gibt natürlich auch noch viele andere Dinge, welche ihm ausgesprochen gefallen würden.“ Die Zusammenarbeit mit den handelnden Personen sei immer zielführend und vertrauensvoll, „und ich mag meine Mannschaft“.

Im Rückblick auf die vergangenen drei Jahre – mit der Bundesliga-Rückkehr sowie dem sportlichen Verbleib in der Liga 2020 und 2021, „dann war es eine sehr erfolgreiche Zeit. Wir haben erst den Aufstieg und dann unter extremsten Bedingungen den Klassenerhalt geschafft. Deshalb spricht sehr viel dafür, es weiterzumachen.“ Diese Erfolgsgeschichte möchte er weiterschreiben.

Gefühlt sei es nicht der richtige Zeitpunkt für etwas Neues, sagt Bürkle. Natürlich koste die Arbeit viel Energie, „und man macht sich nach Spielen wie in Wetzlar seine Gedanken.“ Aber das sei nicht entscheidend, hebt er hervor, „man muss die Bedingungen annehmen wie sie sind – und sie sind eben nicht einfach.“

Kommentar: Starkes Signal

Vorzeitig verlängerten die Entscheider des abstiegsbedrohten Balinger Handball-Bundesligisten das Arbeitspapier von Coach Jens Bürkle bis 2024. Ein kluger Schachzug vor dem richtungsweisenden württembergischen Derby gegen Altmeister Göppingen.

Nach der furiosen Vorsaison hakt es in dieser Spielzeit noch bei den Schwaben, obwohl das Team nominell besser besetzt ist als in den vergangenen Jahren. Trotz des kleinen Etats haben sich die „Gallier“ klug verstärkt und sich perspektivisch aufgestellt. Da passt der Entschluss der Klubgranden, mit dem Sportwissenschaftler diesen Weg weiterzugehen. Der ist steinig, meist unbequem und führt nicht zwingend zum anvisierten Ziel Klassenerhalt. Aber der ehemalige Erstliga-Kreisläufer passt zum HBW – und dieser zum 41-Jährigen. Unumwunden räumt der erfahrene Übungsleiter ein: „Ich mag meine Mannschaft und den Verein.“ Dass sich auch seine Familie in der Kreisstadt wohlfühlt, machte Bürkle die Entscheidung trotz interessanter Anfragen sicherlich einfacher.

Dies ist nicht selbstverständlich, der Druck in der Kreisstadt permanent hoch – nicht zuletzt aufgrund der angespannten Tabellensituation. Dass die Protagonisten neben der Platte die Leistungen der Balinger Mannschaft richtig einzuordnen wissen, stärkt in schwierigen Zeiten den Zusammenhalt bei den Schwaben, welche mit bescheidenem Budget der finanzkräftigen Konkurrenz trotzen. „Wir haben trotz dieser Voraussetzungen in den vergangenen drei Jahren eine kleine Erfolgsgeschichte geschrieben“, sagt Bürkle stolz. Die möchte er nun mit „seinem“ Team fortsetzen. Diese Möglichkeit gibt ihm der Verein – mit dem er 2006 als Spieler, 13 Jahre später als Trainer in das Oberhaus aufgestiegen ist.

Nach schwankenden Leistungen und deutlichen Niederlagen in den vergangenen Wochen wurde im Umfeld des Tabellen-16. natürlich über die Zukunft des Trainers spekuliert – auch über mögliche Spannungen zwischen Bürkle und Teilen des spielenden Personals. Mit der vorzeitigen Verlängerung um zwei Jahre sorgen die HBW-Verantwortlichen für Ruhe, senden ein starkes Signal an die Fans und das Team. Nicht wenige Arbeitspapiere sind bis Juni nächsten Jahres terminiert – die Akteure wissen nun, wie sich der Verein weiter aufstellt. „Wir müssen ein paar Dinge anpassen“, blickt Bürkle bereits voraus, „diesen Prozess gilt es nun anzuschieben.“

Vorerst geht es allerdings nur um Ergebnisse und den Verbleib in Liga eins. Mit einem Heimsieg im Prestigeduell gegen den schwäbischen Rivalen aus Göppingen könnten sich die „Gallier“ etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen.

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