Zollernalbkreis

Konfirmation und Erstkommunion in Zeiten der Pandemie : Auf der Suche nach dem passenden Termin

27.04.2021

Von Daniel Seeburger

Konfirmation und Erstkommunion in Zeiten der Pandemie : Auf der Suche nach dem passenden Termin

© Goran Jakus - stock.adobe.com

Angesichts der Coronapandemie im Augenblick noch unmöglich: Kinder bei ihrer Erstkommunion in der Kirche.

Die Konfirmation und die Erstkommunion sind für junge Christen wichtige Wegmarken in ihrem religiösen Leben. Die Feiern finden normalerweise im Frühjahr statt. Die Coronapandemie bringt nun schon im zweiten Jahr die Planungen gehörig durcheinander, jetzt sind die meisten Feiern im Frühsommer geplant. Doch es gibt Zweifel von Seiten der Eltern, ob auch diese Termine nicht zu früh angesetzt worden sind.

Die Konfirmation in der evangelischen Kirche und die Erstkommunion in der katholischen Kirche sind Feiern, die eigentlich alljährlich stattfinden. Die Konfirmation markiert den Übergang der Jugendlichen ins kirchliche Erwachsenenalter, bei der Erstkommunion empfangen die Kinder erstmals das Sakrament der heiligen Kommunion.

Während bei der Erstkommunion die Kinder im Regelfall acht oder neun Jahre alt sind, werden in der evangelischen Kirche die Jugendlichen in der Regel mit 14 oder 15 Jahren konfirmiert. Sowohl Konfirmation als auch Erstkommunion setzen einen Unterricht voraus, bei dem die Kinder und Jugendlichen in den Sinn des Festes eingeführt werden.

Gruppenbildung ist nur schlecht möglich

Hier beginnen die ersten Schwierigkeiten in der aktuellen Pandemie. Denn aufgrund der Beschränkungen ist es nicht möglich, Gruppen zu bilden und diese in Präsenz zu unterrichten. Der Konfirmationsunterricht finde digital statt, erklärt Beatus Widmann, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, und verweist auf eine entsprechende Richtlinie des Oberkirchenrats. Dort heißt es: „Eine präsentische Durchführung ist aktuell nicht zulässig. Damit ist in der Konfirmandenarbeit weiterhin nur Fernunterricht möglich. Dieser sollte, wenn es die Möglichkeiten vor Ort erlauben, digital erfolgen.“

Auf den Gruppenunterricht will die katholische Kirche für die Erstkommunionkinder nicht grundsätzlich verzichten. Die Verantwortlichen der Seelsorgeeinheit Balingen hätten sich beispielsweise bewusst gegen eine digitale Vorbereitung entschieden, führt Dekanatsreferent Achim Wicker vom katholischen Dekanat Balingen aus. Man wolle für die Kinder keine zusätzliche Belastung zu der digitalen Lernsituation schaffen.

Unterricht im Familienverband

Die kleinen Gruppen sind vor allem im Familienverband. „Es wurden Briefe zu verschiedenen Themen per Post versandt mit Inhalten, kreativ-bastlerischen Aufgaben, entsprechendem Material, aber auch Hausaufgaben, deren Ergebnis in der Kirche, z.B. auf ein Plakat gekommen sind und so für die Kirchenbesucher sichtbar und teilbar sind“, erklärt Wicker in einer Stellungnahme. Da im Augenblick keine Präsenzgottesdienste stattfinden, wird das vor allem für die nahe Zukunft wichtig sein.

So wird das auch von der Diözese gefordert: „Für die Erstkommunionvorbereitung werden weiterhin Formate empfohlen, die den Schwerpunkt der Vorbereitung in der Familie haben. Ergänzend können Vorbereitungen nach Beendigung der aktuell gültigen Kontaktbeschränkungen des Landes Baden-Württemberg (...) unter Berücksichtigung von Regeln Gruppentreffen stattfinden.“

Die Seelsorgeeinheit Am Kleinen Heuberg bietet ausschließlich digitale Gruppenstunden an.

Situation ist vor Ort verschieden

„Wir sind in engem Benehmen mit den Eltern und Konfirmanden“, sagt Beatus Widmann von der evangelischen Kirche. Die Situation sei vor Ort verschieden, eine Generallinie gebe es nicht. Eine Konfirmation sei zwar im Freien vorstellbar, das sei aber abhängig von der Größe der Gruppen und der Größe der Kirche. Er spricht von einem „Stau an Konfirmationen“. In diesem Jahr seien noch zwei Konfirmationen geplant, die im vergangenen Jahr verschoben worden sind.

Auch hier verweist der Dekan auf die Richtlinien des Oberkirchenrats zu Gottesdiensten. Dort heißt es: „Religiöse Veranstaltungen mit mehr als zehn Teilnehmenden sind bei der zuständigen Behörde spätestens zwei Werktage vorher anzumelden, sofern mit dieser keine generellen Absprachen getroffen wurden.“ Für Beatus Widmann ist klar: „Wir wollen die Gesundheit von niemandem gefährden.“

Konkrete Regeln

Die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt konkrete Regeln vor: „Die Erstkommunion kann im Rahmen einer Eucharistiefeier (werktägliche Abendmesse, Vorabend- oder Sonntagsmesse) in kleinen Gruppen gefeiert werden. Nicht möglich sind klassische Erstkommunionfeiern mit allen Kindern und Jugendlichen, Blasmusik und längerer Dauer oder ähnliche festliche Momente.“

Steigt die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 200 an, sind Präsenzgottesdienste grundsätzlich nicht möglich. Das bedeutete konkret am vergangenen Wochenende, dass beispielsweise geplante Gottesdienste, in denen die Erstkommunionkinder der Kirchengemeinde vorgestellt werden sollten, ausgefallen sind.

Verschoben auf Juni und Juli

In den katholischen Seelsorgeeinheiten Balingen und Am Kleinen Heuberg sind die Erstkommunionsgottesdienste frühestens für Ende Juni geplant. Ein Großteil findet erst im Juli statt. Auch die Gottesdienst in der Seelsorgeeinheit Heuberg sind für Juni und Juli geplant. „Sie wurden in Abstimmung mit den Kirchengemeinderäten und den Eltern festgelegt“, so Achim Wicker.

Die Kommunionsgottesdienste in der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal finden bis auf eine Ausnahme im Juli statt. Die Erstkommunion in Ratshausen wurde nach einer Abstimmung der Eltern sogar auf September verschoben. Die meisten Konfirmationsgottesdienste wurden ebenfalls in die Frühsommermonate verlegt.

Eltern kritisieren die Termine

Doch an diesen Terminen gibt es durchaus auch Kritik von Elternseite. „Juni und Juli sind noch zu früh“, lautet die Aussage des Vaters eines Erstkommuninonkindes. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Infektionsgeschehen in einigen Wochen noch nicht beruhigt hat, sei keineswegs unwahrscheinlich, so seine Einschätzung.

Da Konfirmationen und Erstkommunionen nicht alleine kirchliche Feste, sondern auch Familienfeiern sind, sind die Zweifel nicht unberechtigt. Denn ob im Frühsommer Gaststätten bereits wieder Raum für familiäre Großveranstaltungen bieten können, steht heute noch in den Sternen.

Und auch Dekan Beatus Widmann gibt zu bedenken, dass man Familienfeiern ohne familiäre Beteiligung nicht anstrebe.

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