Knapp über 40 August-Beck-Mitarbeiter in Winterlingen beteiligen sich am Warnstreik

Von Benjamin Rebstock

Rote Gewerkschaftsfahnen und laute Ratschen im Innenhof der Firma August Beck in Winterlingen machten am Mittwoch deutlich: Hier wird gestreikt. Knapp über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legten von 8.45 bis 9.45 Uhr ihre Arbeiter nieder. Sie fordern unter anderem 4 Prozent mehr Lohn.

Knapp über 40 August-Beck-Mitarbeiter in Winterlingen beteiligen sich am Warnstreik

Knapp über 40 Mitarbeiter der Firma August Beck in Winterlingen legten am Mittwochmorgen für zirka eine Stunde ihre Arbeit nieder.

Am Dienstag fand die vierte Runde der Tarifverhandlungen statt. Klaus-Peter Manz, zweiter Bevollmächtigter und Kassier der IG Metall Albstadt, sprach vor den Streikenden in Winterlingen und bemängelte „die bis dato dreisten Angebote der Arbeitgeber.“

Kürzungen für Arbeitnehmer

Im Raum steht unter anderem eine Nullrunde sowie die Abschaffung des Kündigungsschutzes für Arbeitnehmer ab 53 Jahren. Zudem wollen die Arbeitgeber tarifvertragliche Regelungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld zur Disposition stellen.

Für Manz sind die Angebote nicht akzeptabel. Er betonte: „Wir Mitarbeiter sind es, die den Betrieb am Laufen halten. Für unsere Leistung wollen wir eine faire Vergütung bekommen.“

IG Metall fordert mehr Lohn

Die IG Metall fordert deshalb vier Prozent mehr Lohn und pocht auf eine Beschäftigungssicherung. Außerdem will die Gewerkschaft Möglichkeiten für Zukunftstarifverträge und Extrazahlungen zur Angleichung der Tarife in Ost- und Westdeutschland erreichen.

Zudem soll die Übernahme von Auszubildenden verbessert werden. Manz betonte entgegen anders lauteten Gerüchten, dass Auszubildenden durchaus gestattet sei, beim Warnstreik teilzunehmen. Er berief sich dabei auf das Streikrecht.

Manz kündigte weitere Streiks an

Um die Forderungen der Gewerkschaft durchzusetzen, kündigte der zweite Bevollmächtigte weitere Streiks an „Wir wollen die Zukunft mitgestalten“, sagte er.

Der Warnstreik am Mittwoch ist eine Seltenheit bei August Beck in Winterlingen. Der letzte Streik liegt 30 Jahre zurück.

Arbeitgeber haben kein Verständnis für Forderungen der IG Metall

Keinerlei Verständnis für die von der IG Metall organisierten Warnstreiks zeigen die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in der Region Neckar-Alb

und Nordschwarzwald. Dies ist aus einer Pressemitteilung zu entnehmen.

„Unsere Industrie und unser Land befinden sich nach wie vor in der schwersten Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik“, sagte der Vorsitzende der Bezirksgruppe Reutlingen des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Martin Holder, am Dienstag, in Reutlingen.

„Wer in dieser Situation für vier Prozent mehr Geld auf die Straße geht, streikt an der Realität völlig vorbei.“

Vetter kritisiert Vorgehen der IG Metall

Immer noch befänden sich Zigtausende Betriebe und Millionen Beschäftigte in

Kurzarbeit, nicht wenige fürchteten um ihre Existenz. In den vom Lockdown

direkt betroffenen Branchen würden viele Menschen gerne arbeiten, dürften es

aber nicht.

„Welches Signal sendet die IG Metall da aus, wenn sie ihre Mitglieder

dazu auffordert, die Arbeit niederzulegen?“, kritisierte der Geschäftsführer der Bezirksgruppe Reutlingen, Dr. Jan Vetter. „Wir müssen in dieser schwierigen Zeit sensibel sein und den sozialen Zusammenhalt im Blick behalten.“

Arbeitgeber sind für Lösungen bereit

Die M+E-Arbeitgeber seien gerne bereit, mit der IG Metall Lösungen zu

finden, die die Betriebe und die Beschäftigten dabei unterstützen, jetzt

Arbeitsplätze zu sichern.

Die Betriebe heil aus der Krise herauszubekommen und sie erfolgreich durch den anstehenden Strukturwandel zu lotsen, habe dabei „höchste Priorität.“ Denn nur dann seien sie auch in der Zukunft überhaupt noch in der Lage, Arbeitsplätze bieten zu können. „Das alles aber kann man nicht erstreiken, diese Lösungen findet man nur am Verhandlungstisch“, so Holder.