Knapp über 40 August-Beck-Mitarbeiter in Winterlingen beteiligen sich am Warnstreik
09.03.2021
Rote Gewerkschaftsfahnen und laute Ratschen im Innenhof der Firma August Beck in Winterlingen machten am Mittwoch deutlich: Hier wird gestreikt. Knapp über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legten von 8.45 bis 9.45 Uhr ihre Arbeiter nieder. Sie fordern unter anderem 4 Prozent mehr Lohn.
Am Dienstag fand die vierte Runde der Tarifverhandlungen statt. Klaus-Peter Manz, zweiter Bevollmächtigter und Kassier der IG Metall Albstadt, sprach vor den Streikenden in Winterlingen und bemängelte „die bis dato dreisten Angebote der Arbeitgeber.“
Kürzungen für Arbeitnehmer
Im Raum steht unter anderem eine Nullrunde sowie die Abschaffung des Kündigungsschutzes für Arbeitnehmer ab 53 Jahren. Zudem wollen die Arbeitgeber tarifvertragliche Regelungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld zur Disposition stellen.
Für Manz sind die Angebote nicht akzeptabel. Er betonte: „Wir Mitarbeiter sind es, die den Betrieb am Laufen halten. Für unsere Leistung wollen wir eine faire Vergütung bekommen.“
IG Metall fordert mehr Lohn
Die IG Metall fordert deshalb vier Prozent mehr Lohn und pocht auf eine Beschäftigungssicherung. Außerdem will die Gewerkschaft Möglichkeiten für Zukunftstarifverträge und Extrazahlungen zur Angleichung der Tarife in Ost- und Westdeutschland erreichen.
Zudem soll die Übernahme von Auszubildenden verbessert werden. Manz betonte entgegen anders lauteten Gerüchten, dass Auszubildenden durchaus gestattet sei, beim Warnstreik teilzunehmen. Er berief sich dabei auf das Streikrecht.
Manz kündigte weitere Streiks an
Um die Forderungen der Gewerkschaft durchzusetzen, kündigte der zweite Bevollmächtigte weitere Streiks an „Wir wollen die Zukunft mitgestalten“, sagte er.
Der Warnstreik am Mittwoch ist eine Seltenheit bei August Beck in Winterlingen. Der letzte Streik liegt 30 Jahre zurück.
Arbeitgeber haben kein Verständnis für Forderungen der IG Metall
Keinerlei Verständnis für die von der IG Metall organisierten Warnstreiks zeigen die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in der Region Neckar-Alb
und Nordschwarzwald. Dies ist aus einer Pressemitteilung zu entnehmen.
„Unsere Industrie und unser Land befinden sich nach wie vor in der schwersten Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik“, sagte der Vorsitzende der Bezirksgruppe Reutlingen des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Martin Holder, am Dienstag, in Reutlingen.
„Wer in dieser Situation für vier Prozent mehr Geld auf die Straße geht, streikt an der Realität völlig vorbei.“
Vetter kritisiert Vorgehen der IG Metall
Immer noch befänden sich Zigtausende Betriebe und Millionen Beschäftigte in
Kurzarbeit, nicht wenige fürchteten um ihre Existenz. In den vom Lockdown
direkt betroffenen Branchen würden viele Menschen gerne arbeiten, dürften es
aber nicht.
„Welches Signal sendet die IG Metall da aus, wenn sie ihre Mitglieder
dazu auffordert, die Arbeit niederzulegen?“, kritisierte der Geschäftsführer der Bezirksgruppe Reutlingen, Dr. Jan Vetter. „Wir müssen in dieser schwierigen Zeit sensibel sein und den sozialen Zusammenhalt im Blick behalten.“
Arbeitgeber sind für Lösungen bereit
Die M+E-Arbeitgeber seien gerne bereit, mit der IG Metall Lösungen zu
finden, die die Betriebe und die Beschäftigten dabei unterstützen, jetzt
Arbeitsplätze zu sichern.
Die Betriebe heil aus der Krise herauszubekommen und sie erfolgreich durch den anstehenden Strukturwandel zu lotsen, habe dabei „höchste Priorität.“ Denn nur dann seien sie auch in der Zukunft überhaupt noch in der Lage, Arbeitsplätze bieten zu können. „Das alles aber kann man nicht erstreiken, diese Lösungen findet man nur am Verhandlungstisch“, so Holder.