Albstadt

Klinikleitung gibt Entwarnung: „Die Patientensicherheit war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr“

15.02.2020

Von Benno Haile

Klinikleitung gibt Entwarnung: „Die Patientensicherheit war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr“

© Benno Haile

Am Samstag rückte die Feuerwehr mit mehreren Fahrzeugen zum Ebinger Krankenhaus aus.

Nach dem Rohrbruch und dem Komplettausfall von EDV- und Brandmeldeanlage arbeitet die Klinikleitung mit Hochdruck daran, wieder zum Normalbetrieb am Ebinger Krankenhaus zurückzukehren.

Samstag, 16 Uhr. Die Feuerwehrfahrzeuge, die am Morgen ausrückten und auch noch bis in die Mittagszeit vor dem Ebinger Krankenhaus standen, sind fast alle weg. Lediglich der Kommandowagen von Michael Angele steht auf dem Parkplatz.

Der große Trubel wegen des Wasserrohrbruchs in einem Installationsschacht des Krankenhauses ist schon vorüber. Die Verantwortlichen haben die Brandmeldeanlage weitestgehend reaktiviert. Auch die EDV soll bald wieder ans Netz gehen.

Nun, da das Schlimmste überstanden ist, möchten Klinikleitung und Feuerwehr in einer Pressekonferenz nähere Informationen zum Geschehenen geben.

Krankenhausalarmplan greift

Klinikdirektor Dr. Gerhard Hinger bedankte sich zunächst bei allen beteiligten Einsatzkräften und erklärte, dass der Rohrbruch am Morgen entdeckt wurde, als die Brandmeldeanlage infolge eines Wasserschadens auslöste.

Sofort wurde der Krankenhausalarmplan in Gang gesetzt „Schon nach einer Stunde traf sich die Krankenhauseinsatzleitung zum ersten Mal“, erklärt der vorsitzende Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums. Danach konferierte das Notfall-Team im zweistündlichen Rhythmus.

Betrieb läuft weiter – Notfälle kommen nach Balingen

„Erste Priorität hatte die Versorgungssicherheit der Patienten“, sagt Manfred Heinzler, der kaufmännische Klinikgeschäftsführer. Nach der ersten Sondierung der Lage konnte der Betrieb am Ebinger Krankenhaus aufrecht erhalten werden. „Wir haben das Haus dennoch vorsorglich abgemeldet, so dass Notfälle nach Balingen gebracht wurden“, erklärt Heinzler.

Dazu wurde die Personalstärke am Balinger Standort hochgefahren, wie Pflegedirektorin Blerta Muqaku erklärte und dabei die Zusammenarbeit der beiden Häuser lobte. Darüber, wie viele Notfälle am Samstag nach Balingen umgeleitet werden mussten, liegen den Klinikverantwortlichen derzeit noch keine Informationen vor.

Schäden nur an EDV- und Brandmeldeanlage

Medizinische Geräte blieben von dem Wasserschaden verschont, jedoch wurde durch den Komplettausfall der EDV-Anlage der Datenaustausch mit dem Balinger Krankenhaus unmöglich.

„Die Patientensicherheit war zu keinem Zeitpunkt gefährdet“, erklärt der leitende Notarzt Steffen Vetter. Stationäre Patienten mussten nicht verlegt werden.

Kurzfristig habe es aber Einschränkungen an der OP-Kapazität gegeben, jedoch habe stets ein Operationssaal zur Verfügung gestanden, informierte der ärztliche Direktor Prof. Dr. Michael Bitzer. Am Samstag fänden aber ohnehin weniger Operationen statt.

Dass der Krankenhausbetrieb ohne funktionierende Datenleitung dennoch eingeschränkt wird, verdeutlichte Bitzer am Beispiel der Teleneurologie.

Abgehängt vom Krankenhausnetzwerk

Komme ein Schlaganfallpatient in das Ebinger Krankenhaus werden die Daten auch nach Freiburg und nach Tübingen geschickt, um sich über die weitere Behandlung auszutauschen. „Es ist ein ganzes Netz, das wir brauchen, um Medizin richtig zu betreiben“, erklärte Bitzer. Von diesem Netz war das Ebinger Krankenhaus durch den EDV-Ausfall abgehängt.

Am stärksten war davon die radiologische Abteilung betroffen, da die Radiologie am Zollernalb-Klinikum am Wochenende normalerweise komplett vom Albstädter Standort aus betrieben wird. Da der Austausch mit Balingen nicht mehr möglich war, fuhr der zuständige Radiologe nach Balingen und arbeitete dort weiter.

Brandwachen auf Station

Weil die Brandmeldeanlage nicht mehr funktionierte wurden Feuerwehrleute als Brandwachen auf die Stationen geschickt. Außerdem fuhr zunächst nur noch ein spezieller Feuerwehraufzug.

Dieses Problem konnte jedoch recht schnell behoben werden, auch die Brandmeldeanlage konnte schon weitestgehend reaktiviert werden. Die wenigen Lücken werden derzeit von einem Sicherheitsdienst überwacht.

Unterdessen stellte die IT-Abteilung des Krankenhauses eine notfallmäßige Behelfsverbindung zwischen den beiden Standorten her. Zunächst über ein einzelnes Smartphone, dann über einen LTE-Hotspot.

Ersatzteil wird am Abend geliefert

Ein Ersatzteil für die beschädigte EDV-Anlage, das aus Stuttgart geliefert wird, soll am Abend am Ebinger Krankenhaus eintreffen. Wenn es schnell genug da ist und alles wieder funktioniere könne er sich vorstellen noch am Samstagabend zum Normalbetrieb zurückzukehren, erklärt Hinger.

Ansonsten soll spätestens am Sonntagmorgen alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. „Notfalls arbeiten wir die Nacht durch.“

Klinikdirektor Hinger sowie Landrat Günther-Martin Pauli und Albstadts Finanzbürgermeister Steve Mall, die ebenfalls an der Konferenz teilnahmen, waren glücklich über den reibungslosen Verlauf des Notfalls und dankten allen Beteiligten.

Verantwortliche sind voll des Lobes

„Ich bin beeindruckt, wie gut das alles abgelaufen ist“, sagte Pauli und Mall ergänzte: „Das war fast wie bei einer Übung. Es haben alle Rädchen ineinander gegriffen.“ Hinger fasste zusammen: „Der Notfallplan hat sich bewährt.“

Wenn alles wieder seinen gewohnten Gang gehe, wolle man auch aus der Situation lernen: „Wir werden uns besprechen, was für Maßnahmen möglich sind, um die EDV-Anlage besser vor Schäden zu schützen“, erklärte Karsten Tönniges, der stellvertretende IT-Leiter des Zollernalb-Klinikums.

In diesem Zusammenhang sprach Landrat Pauli die baulichen Probleme die das Krankenhaus hat, an: „Es stand halt zuerst das Krankenhaus und erst später kam die EDV dazu.“

Wie groß der Sachschaden und die Kosten für die Reparatur sind, ist unterdessen noch unklar. Dies soll ein Gutachter klären.

Rückkehr zum Normalbetrieb

Update, Sonntag 13.45 Uhr: Wie Klinikgeschäftsführer Dr. Gerhard Hinger auf ZAK-Anfrage mitteilt, konnte am Samstagabend gegen 23 Uhr zum Normalbetrieb zurückgekehrt werden.

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