„Kleines Facelifting“ für den Albstadt Bike Marathon: Gerhard Renz im großen Interview

Von Marcus Arndt

Der „Bike“ besitzt eine lange Tradition – am 7. und 8. Juli wird bereits die 27. Auflage ausgetragen. Nach der coronabedingten Pause verpassten die Verantwortlichen dem Klassiker bereits im vergangenen Jahr ein kleines Facelifting.

„Kleines Facelifting“ für den Albstadt Bike Marathon: Gerhard Renz im großen Interview

Gerhard Renz hofft noch auf eine Steigerung bei den Anmeldungen.

Daran knüpfen die Entscheider im Organisationskomitee (kurz: OK) an. Die Strecke soll selektiver werden, dafür wird ein längerer Trail integriert. „Der ist für alle fahrbar“, versichert Gerhard Renz, OK-Sprecher und seit vielen Jahren einer der Macher des Stollenreifenspektakels. Mit dem Re-Start nach der zweijährigen Unterbrechung ist der Onstmettinger en gros zufrieden, sieht aber noch Steigerungspotenzial in allen Bereichen.

Wie fällt die Bilanz nach der coronabedingten Zwangspause aus?

Gerhard Renz: Ich muss sagen, dass uns die letztjährige Bilanz, besonders mit Blick auf den Festbesuch, positiv überrascht hat, sehr sogar. Zu Beginn waren wir uns nicht sicher, wie die Entscheidung, die Veranstaltung von der Innenstadt heraus zur Mazmannhalle zu verlegen, aufgenommen werden würde. Wir sind froh, dass die Resonanz trotz dieser doch markanten Änderung so gut ausfiel. Daher denke ich, dass wir hier von einem vollen Erfolg sprechen können. Allein das Bild der Massen, die auf das Festgelände strömten, hat uns dermaßen mit Glück erfüllt und uns deutlich gezeigt, dass sich die ganze Arbeit wirklich gelohnt hat.

Nach der pandemiebedingten Unterbrechung hatten Sie zwei Neuerungen im Programm. Wie waren nach der Premiere die Rückmeldungen auf die Kurzstrecke und das E-Bike-Rennen?

Eine Sache, die wir auf jeden Fall gelernt haben, ist, dass sich das Zeitlimit für die Kurzstrecke im Nachhinein als Fehler herausgestellt hat. Diese Einschränkung wird es für das kommende Rennen im Juli, zumindest was die Kurzstrecke angeht, nicht mehr geben. Ob man also als Erstes durch das Ziel schießt oder aber erst ganz am Ende zusammen mit dem Besenwagen einfährt, ist vollkommen egal. Jeder soll in seinem Tempo mitmachen können. Wir haben großes Vertrauen in dieses Projekt und glauben fest daran, dass die Kurzstrecke dazu beitragen wird, den Erfolg des „Bikes“ weiterzutragen. Daher rechnen wir auch dieses Jahr mit deutlich mehr Bikern auf der Kurzstrecke, was sich glücklicherweise auch in den momentanen Anmeldezahlen widerspiegelt. Aber klar, wir haben noch Luft nach oben…

Das Feld im E-Bike-Rennen war überschaubar. War die Streckenführung mit vielen Höhenmetern und technisch anspruchsvollen Downhills zu selektiv für die „motorisierten“ Biker?

Ich glaube nicht, dass die Strecke zu selektiv war. Die meisten, die elektronisch fahren, haben in aller Regel schon Erfahrungen mit einem Bio-Bike gesammelt und verfügen daher über genug Praxis und Fertigkeiten, um die Strecke ohne Probleme zu meistern. Es sind also zum Großteil erprobte Fahrer und keine Leute, die ihr Rad nur nutzen, um damit zum Einkaufen zu fahren. Und auch unter den Jüngeren, deren Erfahrungsschatz vielleicht etwas kleiner ist, gibt es viele ambitionierte Biker, welche im Vorfeld extra Technikkurse belegen und somit alles andere als unvorbereitet an den Start gehen.

Aufgrund der schwachen Resonanz diskutierte das Organisationskomitee über eine Absage des E-Bike-Rennens. Nun die Trendwende. Weshalb?

Das E-Bike-Rennen wurde im Komitee mit am härtesten und sehr kontrovers diskutiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, inwieweit sich sogenannte Bio-Biker und E-Unterstützung gegenseitig ausschließen. Zuerst herrschte eine einstimmige Ablehnung gegenüber der Idee, das E-Bike in unsere Veranstaltung zu integrieren. Doch schließlich, mit Blick auf das Landschaftsbild und den derzeitigen Markt, der fast nur noch elektrische Räder produziert, entschlossen wir uns doch dazu, das Format aufzugreifen und ordentlich zu pushen. Die Entwicklung lässt sich nicht leugnen. Ob es sich aber auf Dauer etablieren wird, kann ich noch nicht sagen. Wir würden uns allerdings sehr freuen, wenn dies der Fall wäre, denn wir erhoffen uns viel von diesem Schritt.

Thema Kursführung, welche in den vergangenen Jahren nahezu unverändert blieb. Planen Sie Neuerungen bei der 27. Auflage?

Wir sind tatsächlich gerade dabei, die Strecke etwas zu modifizieren, damit wir eingefleischten Bikern einen Anreiz geben, weiter oder wieder in Albstadt zu starten. Es ist der Wunsch von vielen ambitionierten Breitensportlern, die Downhill-Passagen doch etwas interessanter und anspruchsvoller zu gestalten. Wir haben bereits eine konkrete Passage ausgemacht, die wir gerne insofern verändern würden, dass sie in Zukunft von einem größeren Trail-Anteil geprägt sein wird. Ob das am Ende so kommen wird und wie der Verlauf dann aussehen wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Der Entwurf befindet sich noch in der Genehmigungsphase. Da wir uns hier in Albstadt sehr häufig in einem Interessenkonflikt mit den örtlichen Naturschutzgebieten befinden, ist uns klar, dass sich nicht immer alles realisieren lässt.

Für technisch nicht ganz so versierte Biker gibt es oft eine zweite, zeitintensivere Variante, um diese Abfahrt zu umgehen. Ist dies möglich?

Was ich jedoch mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es parallel zu diesem Trail keinen Chicken-Way geben wird. Ein solcher wird überhaupt nicht nötig sein. Im Großen und Ganzen sind wir eine Breitensportveranstaltung und haben die ganze Sache entsprechend geplant. Sicher, es wird schon eine gewisse Challenge werden, doch achten wir darauf, dass die selektiven Anteile überschaubar bleiben und die Strecke auf alle Fälle machbar sein wird. Aus diesem Grund werden wir für den nun größeren Trail-Part einen Teil der Länge, konkret den Himberg, weglassen.

Die Anmeldefrist läuft. Bislang liegen knapp 600 Meldungen vor. Ihre Einschätzung?

600 Anmeldungen sind uns noch zu wenig, damit sind wir nicht zufrieden. Der „Bike“ hat ein viel größeres Potenzial, weshalb wir uns bis zum Ende der Anmeldefrist noch einmal richtig ins Zeug legen werden.

Europaweit nehmen – mit wenigen Ausnahmen – die Teilnehmerzahlen bei Marathon-Veranstaltungen ab. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Wir sehen diese Entwicklung und stemmen uns mit aller Kraft dagegen. Ob wir damit am Ende Erfolg haben werden, wird sich zeigen.

Weg von der Strecke. Wie lief die Premiere am Mazmann – mit Start und Ziel sowie dem integrierten Festbereich außerhalb der Innenstadt?

Die Party aus der Innenstadt heraus zu verlegen, war eine Entscheidung, welche zuerst coronabedingt getroffen wurde, sich jedoch schnell als für uns vorteilhaft herausstellte. Zum einen verringerte sich der allgemeine Aufwand, da wir geschickter aufbauen konnten. Zum anderen erlaubte uns das Gelände dadurch, dass es weniger Auflagen gab, mehr Freiheit bei der Gestaltung. Da die neue Location so gut angenommen wurde, werden wir zukünftig auch dabei bleiben. Es ist sinnig und stimmig.

In welchen Bereichen sehen Sie nach dem „Re-Start“ im vergangenen Jahr noch Steigerungspotenzial?

Ich sehe vor allem, dass wir unsere klassische Mountainbikestrecke, welche uns lange als Alleinstellungsmerkmal diente, bei allen Innovationen weiter hochhalten müssen. Zudem sehe ich eine große Chance in der Kurzstrecke. Sie erlaubt uns nämlich, auch jene mitzunehmen, die beispielsweise nicht in der Lage sind, den Trainingsaufwand für die Langstrecke aufzubringen oder schlicht noch ganz am Anfang ihrer Rennkarriere stehen und sich an den Sport herantasten möchten.

Wie ist der Stand der Planungen und die Motivation der Helfer?

Die Motivation ist hoch. Wir sind nach wie vor absolut motiviert und brennen auf das Event. Durch die Coronapause vielleicht sogar noch etwas mehr als sonst. „Es geht endlich vorwärts“ – das ist ein Gefühl, das wir auch nach außen transportieren möchten...

Zurück auf die Strecke. Wie gestalten Sie den ersten Veranstaltungstag?

Der Freitagabend wird komplett dem Breitensport, allen voran dem Kids-Cup, gewidmet sein. Im Mittelpunkt des Ganzen wird ein großer Schulpreis von 1000 Euro stehen. Die Zielgruppe bilden dabei in erster Linie Schulen aus Albstadt, wobei auch Einrichtungen von außerhalb herzlich eingeladen sind, teilzunehmen. Gewinner des Preises wird jene Schule sein, die es schafft, die meisten Schülerinnen und Schüler an den Start zu bringen. Generell wird sich der gesamte Abend ganz um die Kinder drehen. Neben einem Zauberer und einem DJ wird es auch ein Kinderfest und natürlich den Sparkassen-Kids-Cup mit anschließender Party geben.

Welche Ziele verfolgen Sie 2023?

Wir möchten unsere Teilnehmerzahlen wieder nach oben bringen. An das Vor-Corona-Niveau anzuknüpfen, wird schwer werden, aber wir werden sehen. Ansonsten planen wir, wie bereits angeschnitten, den Festplatz weiter zu optimieren. Dabei werden wir besonders durch die Stadt Albstadt unterstützt, die dabei ist, das Gelände etwas zu modernisieren, die Zugänge zu verbessern und es im Allgemeinen in Stand hält.