Handball

„Kleinere Veränderungen gibt es ohnehin permanent“: HBW plant die Vorbereitung

11.06.2020

Von Marcus Arndt

„Kleinere Veränderungen gibt es ohnehin permanent“: HBW plant die Vorbereitung

© Archivfoto: Moschkon

So wie in den vergangenen Jahren wird die Vorbereitung beim HBW Balingen-Weilstetten in diesem Sommer wohl nicht ablaufen. Auch weiterhin sind klare Richtlinien einzuhalten

Lange pausierte das Bundesliga-Team von Trainer Jens Bürkle nach dem Saisonabbruch im März. Für das Personal ging es in Kurzarbeit, nun rückt zumindest der Start in die Vorbereitung für die Schwaben immer näher.

In Eigenregie mussten sich die „Gallier“ in den vergangenen Monaten fit halten, ein gemeinsames Training war lange Zeit nicht möglich. Nach den deutlichen Lockerungen der Corona-Maßnahmen deutet nun alles auf einen planmäßigen Vorbereitungsbeginn hin.

„Wenn es ab 1. Juli wieder losgeht, wird es erst einmal darum gehen, dass wir alle wieder auf einen gemeinsamen Stand kommen“, erklärt der HBW-Kommandogeber, „so eine lange Pause ist schon nicht einfach . . .“

Weitere Empfehlungen

Seit Mitte März ruht der Ball nun schon – und noch ist nicht final geklärt, wann und wie es wieder losgeht. Die Bundesliga-Taskforce „Return to Competition“ gab vor kurzem weitere Empfehlungen für den Neustart des Spielbetriebs, der für September vorgesehen ist. Der trainingswissenschaftlichen Richtschnur folgt nun eine konkrete Erweiterung mit Hygienekonzept für den Übungsbetrieb.

„Uns ist aus trainingswissenschaftlicher Sicht wichtig, zunächst die Vorbereitung zu beginnen und mit einem stabilen Aufbau perspektivisch wieder Spitzenleistungen zu ermöglichen. Wir erarbeiten derzeit weitere Richtlinien und Empfehlungen. Diese wollen wir möglichst aktuell halten und geben uns deshalb mit der Veröffentlichung noch ein wenig Zeit“, betont Axel Kromer, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes (kurz: DHB) und Leiter der Taskforce.

Planungen laufen

Und so spielen die Protagonisten neben der Platte verschiedene Szenarien für den Re-Start der täglichen Trainingsarbeit durch. „Das ist im Moment alles noch in Planung“, sagt der Balinger Coach im Hinblick auf medizinische und leistungsdiagnostische Tests.

„Die Sachen, die wir in der Halle machen können, werden wir dort durchführen“, so Bürkle weiter, „für alles weitere müssen wir schauen, wie es dann konkret läuft.“ Unumwunden räumt der Sportwissenschaftler ein, „dass die Vorbereitung sehr anspruchsvoll wird.“

Da ist ein Vorteil, dass das Gerüst der Mannschaft steht und mit dem Franzosen Junior Scott nur ein echter Neuzugang zu integrieren ist. Der 26-Jährige hat in den vergangenen Jahren nur sporadisch in der Verteidigung gespielt – hatte das Gros seiner Einsatzzeiten im Angriff. „Seine Rolle in der Abwehr ist schwer abzuschätzen“, gesteht Bürkle ein, „ich hoffe, dass er auf der Halbposition decken kann, aber das werden wir dann sehen, wenn er da ist.“

Abwehr im Fokus

Die Defensivarbeit wird ein zentrales Thema in der Vorbereitung sein. „In erster Linie wollen wir die 6:0-Abwehr wieder besser spielen, gepaart mit einem guten Rückzugsverhalten“, blickt Bürkle voraus, welcher zunächst nicht an einem alternativen Abwehrsystem feilen wird. „Wir tun gut daran, die Spieler nicht zu überfordern“, meint er, „es ist besser, wenn wir eine Formation richtig gut machen und da dann unterschiedliche Varianten reinbringen.“

Das gilt auch für die Offensivhandlungen des letztjährigen Aufsteigers. Die Schwaben verfügen über ein breites Portfolio, wollen dieses optimieren und optional erweitern. „Wir waren letzte Saison im Angriff sehr gut, darauf wollen wir aufbauen“, sagt der ehemalige Erstliga-Kreisläufer, „und werden uns unterschiedliche Handlungen überlegen, die auch zu den Neuzugängen passen – wollen gucken, dass wir da einen Austausch haben. Ich habe schon ein paar Sachen im Kopf, kleinere Veränderungen gibt es ohnehin permanent.“

Handball in Gefahr

Bundestrainer Alfred Gislason macht sich wegen der anhaltenden Corona-Pandemie große Sorgen um die Zukunft des Handballs und sieht die Sportart in der nächsten Saison vor enormen Herausforderungen. „Die Krise hat gezeigt: Handball ist viel anfälliger als Fußball. Wir sind extrem abhängig von Zuschauern in den Arenen“, sagt der 60-Jährige in einem Interview mit den „Lübecker Nachrichten“.

Der Isländer, welcher das Amt Anfang Februar von Christian Prokop übernommen hatte, prognostiziert riesige Probleme auf die gesamte Branche. Die nächste Runde werde „die herausforderndste in der Bundesliga-Geschichte“, prophezeit der frühere Coach des THW Kiel. Er hoffe daher, „dass die Liga mit Zuschauern im Oktober wieder starten kann“. Sollten Spiele vor Publikum auch dann noch nicht möglich sein, bedürfe es mehr öffentlicher Hilfe. „Kein Verein wird ein Jahr ohne Zuschauer überleben“, warnt der DHB-Trainer.

Dem pflichtet HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel bei. „Die Wirtschaftlichkeit steht an erster Stelle, aber wir müssen einen Dreiklang finden. Denn auch medial müssen wir wieder stattfinden und auch der Stimmung in der Halle gerecht werden“, so Strobel, der zumindest auf einen Ligastart mit eingeschränkter Zuschauerkapazität hofft.

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