Klein, kurz, knackig: Neuer kunsthistorischer Führer zu den evangelischen Kirchen in Balingen

Von Janine Lehleiter

Unter dem Titel „Evangelische Kirchen in Balingen“ hat ein Arbeitskreis der Stadtkirchengemeinde und der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Helber einen neuen kunsthistorischen Führer erstellt, der ab sofort erhältlich ist. Der Kunstführer erscheint damit pünktlich zur Gartenschau 2023 und soll künftig den Besucherinnen und Besuchern der Stadt Balingen die Besonderheiten der Stadtkirche sowie der Friedhofkirche näherbringen.

Klein, kurz, knackig: Neuer kunsthistorischer Führer zu den evangelischen Kirchen in Balingen

Dr. Ingrid Helber (Zweite von rechts) zeigt den anderen Mitwirkenden das Epitaph der Magdalena von Tegernau im Chor der Stadtkirche.

Der neue Titel „Evangelische Kirchen in Balingen“ ist die dritte Auflage des Kunstführers, der alle wichtigen Informationen rund um die Stadtkirche und die Friedhofkirche in der Kreisstadt zusammenfasst und damit die beiden Vorgängerwerke ergänzt. Ein moderneres Layout sowie Zeittafeln und Hinweise auf besonders Sehenswertes machen das kleinformatige Heftchen noch überschaubarer.

„Ich liebe diese Kirche. Es steckt so viel in ihr. An Kunst und auch an theologischem Programm. Man denkt oft, evangelische Kirchen hätten nichts drin. Das stimmt nicht“, sagt die Kunsthistorikerin und Historikerin Dr. Ingrid Helber und zeigt beim Pressegespräch voller Euphorie auf die schönen Winkel im Kirchenraum, wie die Kanzel, den Chor oder das wunderbare Gewölbe.

Enge Zusammenarbeit

Seit über 30 Jahren forscht Dr. Ingrid Helber rund um Balingen und ist somit eine wahre Expertin für kunsthistorische Schätze in der Gegend. Für die neue Ausgabe des kunsthistorischen Führers arbeitete sie eng mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirche zusammen.

Von kirchlicher Seite zeichnete sich Pfarrerin Birgit Wurster für das Projekt verantwortlich, ergänzt durch einen Arbeitskreis, der aus sechs Mitgliedern des Kirchengemeinderats besteht. „Wir haben überlegt, wie wir uns und unsere Kirchen für die Gartenschau präsentieren können“, erklärt Volker Kolbus, der Teil dieser Arbeitsgruppe ist. Beate Thumm, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, ergänzt: „Das war für uns ein Anlass, den Kunstführer wieder aktuell zu machen. Klein, kurz, knackig, nur mit den notwendigsten Infos.“

Neue Erkenntnisse

Dr. Ingrid Helber habe für die neue Ausgabe ihre eigenen Texte des Vorgängerschriftstücks redigiert, verbessert und erweitert. Dabei sei die Recherche laut der Kunsthistorikerin hin und wieder eine Art Detektivarbeit gewesen: „Man wusste, dass auf einem der Schlusssteine über dem Chor das Wappen von Margarethe von Savoyen sein musste. Aber das Wappen der Grafen von Savoyen ist andersrum bekannt: ein weißes Kreuz auf rotem Grund.“

Wie durch eine Fügung des Schicksals habe die Kunsthistorikerin dann ein Buch gefunden mit einer Darstellung, die das Wappen so zeigt, wie es in der Stadtkirche zu sehen ist. „Ich habe gedacht, es trifft mich der Schlag“, freut sich Dr. Ingrid Helber.

Ältester Kirchturm in Württemberg

„Ich schaue mir die Kirchen einfach immer wieder mit neuen Augen an“, betont die Kunsthistorikerin. So auch die Kirche auf dem Balinger Friedhof. „Ein Studienkollege hat mittels Jahresringzählung die Hölzer von verschiedenen Dächern untersucht und war sich fast sicher, dass der Turm unserer Friedhofkirche einer der ältesten, wenn nicht sogar der älteste in Württemberg ist – sogar älter als die romanischen Kirchtürme auf der Insel Reichenau“, schwärmt Dr. Ingrid Helber.

Herzensangelegenheit statt Auftrag

Die Fotografien, die im Kunstführer abgebildet sind, sind neu und wurden vom Balinger Fotografenpaar Tine und Paul Bossenmaier geschossen. „Für uns ist das eine Herzensangelegenheit und kein Auftrag. Wir lieben Kirchen und Friedhöfe. Die Atmosphäre dort ist immer ganz besonders. Es ist eine Wohlfühloase für jeden, der reinkommt. Das wollen wir rüberbringen und die Leute einladen: Schaut mal rein!“, schwärmt die Fotografin Tine Bossenmaier.

„Als Gemeinde suchen wir mit solchen Projekten den Dialog mit der Kunsthistorik. Es ist unsere Aufgabe, den Leuten näherzubringen, wieso das alles noch wichtig ist“, fügt Vikarin Felicia Schurr hinzu. Neben dieser klassischen Heranführung in Form eines kunsthistorischen Führers arbeite das Team derzeit auch an einer moderneren Vermittlungsweise: Bald schon sollen Schilder mit QR-Codes an einzelnen Objekten im Kircheninnenraum platziert werden, welche Besucherinnen und Besucher einscannen können, um weitere Informationen zu bekommen.

Ab sofort erhältlich

Das kleine Heftchen kann ab sofort in der Stadtkirche und der Friedhofkirche sowie bei den Balinger Buchhandlungen Rieger und Osiander, bei Schreibwaren Daniel und auch direkt beim Verlag Schnell & Steiner in Regensburg gekauft werden.