Balingen

„Klatschen allein genügt nicht“: So war die Maifeier des Gewerkschaftsbunds Zollernalb

01.05.2022

Von Emma Urban

„Klatschen allein genügt nicht“: So war die Maifeier des Gewerkschaftsbunds Zollernalb

© Emma Urban

Betriebsseelsorger Paul Schobel, Hauptredner der Kundgebung, brachte in seiner Rede seine Bestürzung über den Krieg zum Ausdruck.

Am 1. Mai veranstaltete der Deutsche Gewerkschaftsbund Zollernalb beim Naturfreundehaus in Balingen seine Maifeier. Rund 70 Menschen trafen sich vor Ort, um den Worten der Redner zum Tag der Arbeit zu lauschen. Am Mikrofon war unter anderem auch Bundestagsmitglied Robin Mesarosch (SPD).

Nach 40 Jahren veranstaltete der Deutsche Gewerkschaftsbund Zollernalb zum ersten Mal wieder eine Maifeier vor Ort in Balingen. Unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“ kamen rund 70 Menschen am Naturfreundehaus Balingen zusammen, um den Tag der Arbeit zu begehen.

Der 1. Mai sei kein internationaler Wandertag, sondern der „Kampftag der Arbeitnehmer“, betonte Klaus-Peter Manz, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, bei seiner Rede am Naturfreundehaus. Dieser Tag müsse wieder mit Leben gefüllt werden. Der Anfang sei nun gemacht, so Manz.

Ukraine-Krieg ist Thema

Im Mittelpunkt standen diesmal aber nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern vor allem auch der Krieg in der Ukraine. Paul Schobel, Hauptredner der Kundgebung, brachte in seiner Rede seine Bestürzung über den Krieg zum Ausdruck.

Man dürfe nicht aufhören, gegen „diesen irrsinnigen Krieg“ zu protestieren und für den Frieden aufzustehen, so der Betriebsseelsorger. Bereits von Corona gebeutelt, leide man nun zusätzlich auch noch an den, bereits jetzt bei uns spürbaren, Folgen des Krieges in der Ukraine.

„Solidarität ist unsere Zukunft“

„Solidarität, vor allem organisiert in starken Gewerkschaften, ist die einzige Kraft, mit der wir auch die jetzige Krise bestehen können.“ Weiterhin betonte er, wie wichtig es sei, bestimmte Berufe und Berufsgruppen endlich besser zu bezahlen und gesellschaftlich anzuerkennen. „Klatschen allein genügt nicht.“

Bereits im Gottesdienst, der vor der Kundgebung in der evangelischen Stadtkirche stattfand, stellte Schobel die Gerechtigkeit in den Betrieben und in unserer Gesellschaft sowie Barmherzigkeit und Gemeinschaft in den Mittelpunkt. „Solidarität ist unsere Zukunft“, betonte er.

„Klatschen allein genügt nicht“: So war die Maifeier des Gewerkschaftsbunds Zollernalb

© Emma Urban

Auch Bundestagsmitglied Robin Mesarosch war vor Ort und hielt eine Rede.

Besorgt zeigte sich Schobel über die „skandalöse Tarifflucht der Arbeitgeber“. Es dürfe nicht sein, dass sich die Unternehmerschaft ihrer Sozialpflichtigkeit entzieht. „Wir arbeiten, um leben zu können und leben nicht, um zu arbeiten“.

Salvatore Bertolino zeigte sich in seiner Rede stolz, dass auch die Menschen hier „auf dem Ländle“ immer mutiger werden und sich für ihre Belange einsetzen.

Am Ende des Monats bleibt wenig

Besonderer Gast der Kundgebung war Robin Mesarosch. Dem SPD-Bundestagsabgeordneten des Zollernalbkreises lag besonders der Kampf für höhere Löhne und für Frieden am Herzen, aber auch der Kampf für bezahlbare Energie.

„Wenn die Löhne steigen, ist das immer richtig, aber wenn die Energiepreise auch steigen, hat man am Ende vom Monat natürlich nichts davon“, so Mesarosch.

„Klatschen allein genügt nicht“: So war die Maifeier des Gewerkschaftsbunds Zollernalb

© Emma Urban

Rund 70 Interessierte nahmen an der Maifeier des Gewerkschaftsbunds teil.

Antonio Evangelista, der DGB-Vorsitzende, war erleichtert, dass auch während der Pandemie Tarifverträge abgeschlossen werden konnten. Paul Schobel zeigte sich jedoch besorgt: „Die diesjährigen Tarifrunden haben es schwer.“

Ohne Präsenz wird es schwer

Manz brachte dabei die Wichtigkeit von Präsenzveranstaltungen zum Ausdruck. „Wir gewinnen keine Tarifrunde, indem wir Videokonferenzen machen“, so Manz.

Antonio Evangelista bedankte sich bei allen Anwesenden, insbesondere bei Annette von Bischopinck, die die Maikundgebung musikalisch untermalte und bei den Naturfreunden, die als Gastgeber fungierten und seit ihrem Beginn vor über 125 Jahren eng mit den Gewerkschaften verbunden sind.

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