Balingen

Kläranlage in Balingen: Abwasser-Zweckverband investiert stark in Neubau und Modernisierung

18.04.2021

von Pressemitteilung

Kläranlage in Balingen: Abwasser-Zweckverband investiert stark in Neubau und Modernisierung

© Jasmin Alber

Auf dem Gelände der Kläranlage in Balingen wird gebaut.

Die Mitglieder der Verbandsversammlung des Zweckverbands Abwasserreinigung Balingen haben in jüngster Sitzung die Weichen für die Zukunft gestellt. Neben dem Haushalt für das Jahr 2021 wurden auch etliche Bau- und Sanierungsvorhaben auf dem Gelände der Balinger Kläranlage auf den Weg gebracht. Unter anderem ist der Baubeschluss für das Millionenprojekt, den Neubau einer vierten Reinigungsstufe, gefasst worden.

In der Sitzung der Verbandsversammlung wurde über Aktuelles aus dem Betriebsbericht der Kläranlage in Balingen informiert. Die sehr trockene Witterung des vergangenen Jahres führte zum niedrigsten Abwasserzulauf zur Kläranlage seit 17 Jahren. Die Abwassermenge lag bei 7,723 Millionen Kubikmetern – zum Vergleich: 2019 waren es rund 9,5 Millionen Kubikmeter.

Es handelt sich dabei laut Pressemitteilung um die Abwassermenge, die aus den Mitgliedsgemeinden Balingen, Geislingen, Dotternhausen, Dormettingen und Albstadt-Laufen zur Kläranlage fließt.

Fremdwasseranteil liegt im Landesvergleich über Durchschnitt

Letztendlich bedeutet der niedrige Abwasserzulauf, dass auch die Mischungsverhältnisse im Zulauf und auch im Ablauf beziehungsweise in der Eyach extremer geworden sind. Trotz der trockenen Witterung im Jahr 2020 beträgt der Fremdwasseranteil nach wie vor 58 Prozent, was einen überdurchschnittlich hohen Wert im landesweiten Vergleich darstellt. Unter Beachtung dieser Verhältnisse hat die Kläranlage in verschiedenen Bereichen wie abfiltrierbare Stoffe, Gesamtstickstoff und Phosphor ihre Grenze erreicht oder teilweise sogar die vorgegebenen Jahresmittelwerte überschritten.

Dennoch konnte der wohl wichtigste Parameter bei Trockenwetter, der Ammoniumstickstoff, deutlich unter dem Grenzwert gehalten werden, betonte Ingenieur Joachim Hölle vom betreuenden Büro Sweco GmbH. Die Gewässersituation blieb damit entspannt.

Rechnerisch verbraucht Kläranlage keinen Strom

Zur Freude der Verbandsmitglieder hat sich der Trend der verstärkten Gasproduktion durch die Optimierung des Faulturmbetriebes fortgesetzt. Hier wurde seit vielen Jahren ein Höchstwert mit über 527.000 Kubikmetern Faulgas erreicht. Der Energiebezug der Kläranlage ist weiterhin fallend. Die betriebliche Optimierung im Bereich der biologischen Stufe und die Umstellung der Rücklaufschlammführung zeigt hier Erfolge auf.

Besonders hervorzuheben ist der deutliche KWK-Bonus für die Rückerstattung beim Strom, sodass rechnerisch der Strombezug der Kläranlage Balingen unter 0 ist. Es wurden sogar 48.111 Kilowattstunden (kWh) Strom zurück ins Netz eingespeist.

Auch durch die Photovoltaikanlage auf dem neuen Betriebsgebäude konnte eine deutliche Steigerung der Stromproduktion erreicht werden. Im vergangenen Jahr wurden 125.926 kWh elektrischer Strom erzeugt.

In den kommenden Jahren sind umfassende Sanierungen und Nachrüstungen erforderlich. Mit Zuversicht werde man gemeinsam die Aufgaben angehen, betonte der wiedergewählte Verbandsvorsitzende Helmut Reitemann. Der Umwelt- und Gewässerschutz liege beim Zweckverband in guten Händen, insbesondere auch aufgrund der Kompetenz und des Engagements des Kläranlagenpersonals.

Haushalt des Zweckverbandes für 2021 ist beschlossen

Der Haushalt 2021 für den Zweckverband Abwasserreinigung Balingen wurde von der Verbandsversammlung einstimmig beschlossen. Der Wirtschaftsplan geht im Erfolgsplan mit Erträgen und Aufwendungen von 4,04 Millionen Euro aus. Im Vermögensplan sind Einnahmen und Ausgaben in Höhe von jeweils 3,21 Millionen Euro veranschlagt.

Sowohl für die Betriebskosten als auch für die Investitionskosten entrichten die Mitglieder eine Umlage an den Verband. Die Höhe der Umlage richtet sich nach der prozentualen Höhe der von den einzelnen Mitgliedern eingeleiteten Abwassermenge. Die Stadt Balingen trägt mit rund 78 Prozent den größten Anteil. Die Verbandsumlage steigt leicht an (5,3 Prozent).

Großer Posten sind Personalkosten

Einen großen Ausgabeblock stellen im laufenden Jahr wiederum die Betriebs- und Bewirtschaftungskosten (843.000 Euro) sowie Kosten für Unterhaltungsmaßnahmen (492.000 Euro) am Klärwerk dar. Die Personalkosten schlagen mit rund 730.000 Euro zu Buche.

Investieren wird der Verband in diesem Jahr schwerpunktmäßig in die Modernisierung der Anlagen. So zum Beispiel in die Überschuss-Schlammeindickung, die Klärschlammentwässerung, den Neubau einer Fahrzeugabstellhalle sowie in die Modernisierung der Betriebstechnik und Biologie.

Der Schuldenstand des Verbandes liegt nach den Plandaten 2021 bei rund 3,86 Millionen Euro. Er erhöht sich gegenüber den Vorjahren. Dieses Maß der Verschuldung sei angesichts der anstehenden großen Projekte vertretbar, betonte Verbandrechner Jürgen Eberle.

Baubeschluss für Neubau einer vierten Reinigungsstufe

Im Zuge der Strukturverbesserung und Spurenstoffeliminiation im Mittelbereich Balingen steht auf der Kläranlage Balingen unter anderem der Neubau einer

vierten Reinigungsstufe sowie die erforderliche Ertüchtigung der Nachklärbecken an. Hierzu wurde im Vorfeld eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Umfangreiche Planungsleistungen als Grundlage für das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren sowie die anstehenden Baumaßnahmen wurden durchgeführt. Die geschätzten Investitionskosten dieser Maßnahme liegen bei rund 7,5 Millionen Euro. Nun erfolgte der Baubeschluss für die Sanierung der biologischen Stufe mit einem Volumen in Höhe von 1,65 Millionen Euro. Die Arbeiten zur Betonierung und für die Maschinentechnik werden in Kürze vergeben.

Der Neubau der Gebläsestation mit Sanierung des sogenannten Deammonifikationsbeckens wurde mit Kosten von 1,4 Millionen Euro beschlossen, ebenso die Sanierung des Vorklärbeckens für 500.000 Euro.

Vergeben wurde auch ein Auftrag zur Erneuerung von Schaltanlagen an den Regenüberlaufbecken in Roßwangen und Laufen und zur pH-Messung an einem Schacht in der Sammlerleitung in der Kernstadt Balingen – Auftragssumme: rund 116.700 Euro.

Neue Fahrzeughalle wird gebaut

Die Verbandsversammlung hat den Bau einer Fahrzeughalle auf dem Gelände der Kläranlage Balingen beschlossen. Die Maßnahme ist mit Gesamtkosten von rund 505.000 Euro kalkuliert. In der ersten Jahreshälfte 2021 sollen die Schlosser- und Metallbauarbeiten ausgeschrieben und vergeben werden – Auftragswert: rund 185.000 Euro.

Die nächste Sitzung der Verbandsversammlung findet am 17. Juni statt.

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