Nusplingen

Kindergarten: Nusplinger Gemeinderat ist gegen „drastische Erhöhung“ der Elternbeiträge

18.07.2019

von Volker Schweizer

Kindergarten: Nusplinger Gemeinderat ist gegen „drastische Erhöhung“ der Elternbeiträge

© Volker Schweizer

In der konstiuierenden Sitzung des Nusplinger Gemeinderates wurde über die Elternbeiträge im Kindergarten (Bild) diskutiert.

Die Elternbeiträge werden nicht erhöht. Der dafür zuständige Ausschuss muss sich mit dem Thema beschäftigen.

Weil Nusplingen mit seinen bisherigen Sätzen unter den Empfehlungen des Gemeindetages, des Städtetages und der Kirchen liegt, hatte Bürgermeister Jörg Alisch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates eine „drastische Erhöhung“ vorgeschlagen. Die neuen Zahlen sollten ab dem Kindergartenjahr 2019/2020 gelten.

Es gibt eine Warteliste

Laut der Sitzungsvorlage liegt der Kostendeckungsgrad aktuell bei 10,41 Prozent, 20 Prozent sollten das Ziel sein. Aktuell nimmt die Gemeinde über die Elternbeiträge rund 62 000 Euro ein. Dieser Zahl stehen Ausgaben in Höhe von knapp 596 000 Euro gegenüber. Momentan ist der Kindergarten voll belegt. 15 Jungen und Mädchen von auswärts werden betreut. Die Plätze sind begehrt, es gibt eine Warteliste.

Das „tolle Angebot“ halten

„Wir wollen das tolle Angebot halten und Kindern aus Nusplingen dauerhafte Plätze anbieten können“, begründete der Bürgermeister die vorgeschlagene Erhöhung. Der Kirchengemeinderat habe die neuen Zahlen schon beschlossen. Kämmerer Tobias Keller verwies auf die „maßvolle Politik“ der vergangenen Jahre, weshalb die Gemeinde unter den empfohlenen Sätzen liege. Vor der Entscheidung des Kirchengemeinderates ziehe er seinen Hut.

Hans Hager greift ein

Bevor Neu-Gemeinderat und Ex-Kämmerer Hans Hager den Beschlussvorschlag durchleuchtete, verwies er als Kenner der Materie zuerst auf den Kindergartenvertrag. Darin stehe, dass der Kirchengemeinderat auf Vorschlag des Gemeinderates zu entscheiden habe. Die Empfehlungen würden von der Kommune ausgehen. Dass die Kirchengemeinde schon entschieden habe, bevor die Sache im Gemeinderat gewesen sei, „ist eine Sauerei“, schimpfte Francesco Sisto in der Bürgerfragestunde.

„Erhöhungen sind exorbitant“

„Die Erhöhungen von bis zu 61 Prozent sind exorbitant und so nicht möglich“, betonte Hager und begründete dies mit zwei Beispielen. Familien mit Kindern unter drei Jahren müssten bei einem Kind in einer altersgemischten Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten 1080 Euro mehr im Jahr zahlen, bei zwei Kindern sogar 2000 Euro. Das sei den Bürgern nicht zu vermitteln, „und für viele Eltern sind die neuen Sätze schlichtweg nicht bezahlbar“. Einen Kostendeckungsgrad von 20 Prozent hätte man früher vielleicht erreichen können, vor der Einführung des „großen Angebots“ im Jahr 2013, heute würden diesen Satz nur Städte schaffen.

Keine höheren Einnahmen

„Die Erhöhungen führen nicht zu höheren Einnahmen“, betonte Hager weiter. Aktuell sei die Einrichtung zwar voll belegt, das neue Kindergartenjahr starte aber mit zwölf freien Plätzen. 16 Kinder würden von auswärts kommen, darunter sechs unter Dreijährige, „die der Gemeinde richtig Geld bringen“. Seit 2013 sei der Kindergarten auf diese Kinder unter drei Jahren angewiesen. Derzeit kämen so 80 000 Euro von den Eltern und weitere 20 000 Euro von der betroffenen Kommune in die Kasse. Er zeigte sich überzeugt, dass die neuen Sätze viele Eltern verärgern würden, der Kindergarten wäre dann nicht mehr ausgelastet, unterm Strich fehlten dann 100 000 Euro. Und eigentlich müsse ja das Ziel sein, dass junge Familien nach Nusplingen ziehen. Die Konkurrenz im Umland sei groß. In Tieringen werde ein neues Gebäude gebaut, und wie man höre, wolle die Firma Sanetta ihren Betriebskindergarten wiedereröffnen. Auch die erst kürzlich in Obernheim erhöhten Beiträge lägen deutlich unter den in Nusplingen ins Auge gefassten Zahlen.

Schulstandort ist nicht gefährdet

Hager ging noch einen Schritt weiter: „U3-Kinder, die nicht mehr den Kindergarten besuchen, fehlen später in die Schule.“ Den Schulstandort sah er aber nicht gefährdet. An den von der Verwaltung vorgeschlagenen neuen Sätzen für den Regelkindergarten hatte der frühere Kämmerer nichts einzuwenden.

Kinder frühzeitig anmelden

Roland Hager appellierte mit Blick auf die Warteliste an die Nusplinger Eltern, dass diese ihre Kinder frühzeitig anmelden. Das Argument von Jörg Alisch, dass zum Beispiel Tübingen ein Vielfaches mehr verlange, ließ er nicht gelten: „Wir müssen nach Tieringen und Obernheim gucken.“

Viel zu viel auf einen Schlag

Bei den neuen Sätzen müssten Frauen nur noch für die Kinderbetreuung arbeiten, gab Angela Mauch zu bedenken. Auch Willi Schreiber sprach sich gegen die Anhebungen aus: „Sie sind zu happig“. „Viel zu viel auf einen Schlag“, meinte auch Pius Horn. Michael Schlude plädierte dafür, einen Kompromiss zu erarbeiten. Schließlich wurde auf Vorschlag von Margit Öffinger entschieden, dass der Kindergartenausschuss sich mit der Thematik beschäftigt. Und auf Antrag von Hans Hager wurde beschlossen, dass die Kirchengemeinde ihren Beschluss so nicht umsetzt. Er müsse revidiert werden, hieß es

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