Albstadt

Keine falschen Zahlen: Lautlinger Bürgerinitiative wehrt sich gegen Vorwürfe

14.05.2019

Von Dagmar Stuhrmann

Keine falschen Zahlen: Lautlinger Bürgerinitiative wehrt sich gegen Vorwürfe

© Dagmar Stuhrmann

Im Treffpunkt der Bürgerinitiative hängen Plakate, auf denen unter anderem Vergleiche zur Zeitschiene angestellt werden.

„Wir sind keine Störenfriede“, sagen die Sprecher der Lautlinger Bürgerinitiative „Engagierte Lautlinger Bürger“. Zum jetzigen Zeitpunkt könne keiner sagen, wie lange eine Umplanung der Trasse im Endeffekt dauern würde.

Wäre es nach dem Willen von Günther Kirschbaum, Emil Huber und Alfred Müller gegangen, dann wäre der Oberbürgermeister am Dienstag beim Gespräch im Versammlungsraum der Bürgerinitiative „Engagierte Lautlinger Bürger“ (ELB) dabei gewesen.

Gespräch fand ohne OB Konzelmann statt

Nachdem dieser jedoch auf die entsprechende Aufforderung hin mit dem Verweis, er habe an den vorgeschlagenen Terminen keine Zeit, seine Teilnahme abgelehnt hatte, fand der Pressetermin ohne OB Klaus Konzelmann statt.

Er hatte beim Bürgerfest davon gesprochen, dass „die zum Teil falschen Informationen zu Kosten und Zeitschiene einer Alternativtrasse, welche von Gegnern der Amtstrasse verbreitet“ würden, ihm Sorgen bereiten.

Faktencheck notwendig

Durch diese Äußerung fühlen sich die Sprecher der ELB „diffamiert und verletzt“. „Wir akzeptieren nicht, dass wir als Lügner bezeichnet werden“, sagt Günther Kirschbaum. „Wir sind keine Störenfriede und keine Verzögerer. Wir sehen allerdings Gefahr im Verzug.“

Eines der Grundsatzprobleme in der Diskussion um die Ortsumfahrung sei die Tatsache, dass sich die Rahmenbedingungen seit der ersten Planung völlig verändert hätten. Deshalb müssten zeitgemäße Antworten gefunden werden.

Keine falschen Zahlen: Lautlinger Bürgerinitiative wehrt sich gegen Vorwürfe

© Dagmar Stuhrmann

Sie sind überzeugt davon, dass die Tunneltrasse die bessere Lösung wäre (v.l.): Emil Huber, Alfred Müller und Günther Kirschbaum.

Bei Regierungspräsidium (RP) und Stadtverwaltung fehle es an Demut dem besorgten Bürger gegenüber. „Es fehlt grundsätzlich ein offener, transparenter Faktencheck und die induktive Erarbeitung von Lösungsstrategien mit den Bürgern und der Verwaltung vor Ort“, so Kirschbaum. Mit den Beteiligten müssten die Konsequenzen erarbeitet werden. Erst von diesem „Projektpool“ solle man in die konkrete Planung gehen.

ELB beklagen politische Schläfrigkeit

Kirschbaum beklagt die „politische Schläfrigkeit“. Man müsse die Folgen vor Augen haben. Im Falle der Lautlinger Ortsumfahrung heiße das: „Wachsam sein gegen die Menge der Gefahren, welche so ein Projekt mit sich bringen kann.“ Kirschbaum ist sich sicher, dass es inzwischen eine neue Planung im Bereich Reutenen gibt, obwohl dies vom RP nicht bestätigt worden sei.

Sind Betonpfähle in Reutenen geplant?

In Reutenen sei der Einbau von 26 Meter hohen Betonpfahlstützen vorgesehen. „Das ist das Überraschungsei in der Planfeststellung“, mutmaßt der ELB-Planer und Bauingenieur Alfred Müller.

Die 43 Millionen Euro sind nur eine verfahrenstechnische Zahl

Dem Vorwurf, die ELB agierten mit falschen Zahlen in Bezug auf Zeitschiene und Kosten hält Kirschbaum entgegen: Die Zahl 43 Millionen Euro bedeute nicht, dass das Projekt Umfahrung Lautlingen letztlich auch so viel kosten werde. „Es ist eine verfahrenstechnische Zahl.“

Die Verwaltung suggeriere aber, dass die reale Kostenaufstellung nach Leistungsverzeichnis auf der Grundlage der aktuellen Preisgestaltung der ELB-Fachleute unseriös oder gar falsch sei. Eine Gegenrechnung werde aber von der Verwaltung abgelehnt.

Der Kompromiss von Stadt und ELB ist vom Tisch

Für die Tunneltrasse geht Alfred Müller grob gerechnet von Kosten in Höhe von rund 91 Millionen Euro aus, für die Amtstrasse veranschlagt er aufgrund seiner Berechnungen rund 72 Millionen Euro. Dass höhere Kosten ein Argument gegen die Umplanung seien, habe er noch von keiner Seite gehört, sagt Alfred Müller. Es gehe immer nur um den Zeitverzug.

Mit der 1G1-Trasse, der vom RP verfolgten Amtstrasse, sei in den 90er Jahren die schlechteste Variante auserkoren worden, betont Emil Huber. „Der zutreffende Name für diese Trasse wäre Natur- und Landschaftsvernichtungstrasse“. „Wir schlagen die Alternativtrasse nach den Plänen von Alfred Müller vor“, bestätigt Günther Kirschbaum.

Von dem gefundenen Kompromiss, über den die ELB im Juni 2018 in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Stadtverwaltung informierten, soll nun keine Rede mehr sein. „Es ist nie zu einem weiteren Gespräch gekommen“, begründet Günther Kirschbaunm die Abkehr.

Die Zeitschiene ist umstritten

Alfred Müller erläuterte am Dienstag seinen Plan. Zentral ist der Bühltunnel. Müllers Trassenvariante kommt ohne ein Viadukt über das Meßstetter Tal aus. Dort sieht er lediglich eine Brücke vor. Die Trasse verläuft, anders als die Amtstrasse, über das Gewerbegebiet Eschach. Dadurch werde der Bereich Reutenen geschützt, der Landschaftsverbrauch sei wesentlich geringer. „Warum wurde diese Alternativplanung bis heute nicht geprüft?“ fragen sich die ELB-Sprecher.

Bislang hat die BI auf ihren Plakaten verlautbart, eine Umplanung nehme nicht mehr als acht bis neun Monate in Anspruch. Grundlage für diese These ist ein von der BI in Auftrag gegebenes Gutachten. Der Verfasser Frank Distel geht allerdings in seinen Berechnungen davon aus, dass – entsprechend dem zwischenzeitlich ad acta gelegten Kompromiss – die ELB die Linienführung der Amtstrasse grundsätzlich akzeptieren.

Keine Spektulationen über die Zeitschiene

„Die Tunneltrasse wäre eine komplett neue Trasse“, sagt Alfred Müller. Neue Gutachten wären nötig.. Er wolle sich an Spekulationen über die Zeitschiene nicht beteiligen, sagt er. Keiner könne sagen, wie lange das letzten Endes dauere. „Es kann dauern, aber es muss nicht“ – sollten alle Beteiligten eine schnelle Planung wollen, so Müller, dann könne es auch schneller gehen.

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