Kein Spielraum: HBW Balingen-Weilstetten blickt auf dichtgedrängtes Bundesliga-Programm

Von Marcus Arndt

Akribisch arbeitete Jens Bürkle die erste Saisonphase auf, weiß um die Defizite der „Gallier“. Die Abwehr wackelt – und auch am Spieltempo mangelt es. Dennoch sind die Chancen auf den Erstliga-Verbleib intakt.

Kein Spielraum: HBW Balingen-Weilstetten blickt auf dichtgedrängtes Bundesliga-Programm

James Junior Scott kehrt in den HBW-Kader zurück.

Nach einem Goldenen Herbst brachten die Schwaben – wie schon in den ersten Spielen nach dem Re-Start – ihr Potenzial nur noch bedingt auf die Platte und überwintern nach der 2:8 Zählern im Dezember auf einem Abstiegsplatz.

Eine Momentaufnahme, die im weiteren Saisonverlauf korrigierbar ist, wenn der Kader komplett ist und die Leistungsträger konstant liefern. „Es gab viele Dinge, die so zu erwarten waren“, blickt der erfahrene Coach zurück, „man hat gemerkt, dass vielen unserer Spieler eine langjährige Erstliga-Erfahrung fehlt, dass wir in den Heimspielen das Publikum vermissen und dass wir nur schwer in den Gegenstoß finden, wenn es in der Abwehr nicht passt – und dass das Spiel über den Kreisläufer immens wichtig für uns ist.“ Die Stellschrauben kennt der Sportwissenschaftler und wird in den kommenden Wochen nachjustieren, um nach der WM-Pause eine konkurrenzfähige Mannschaft in den selektiven Wettbewerb zu schicken.

Trio kehrt zurück

Hoffnungen setzt der ehemalige Erstliga-Kreisläufer auf die Rückkehr von drei Spielern, welche in den vergangenen Monaten oder auch den letzten Wochen vor dem Jahreswechsel fehlten. Neben dem französischen Neuzugang James Junior Scott – der wurfgewaltige Rückraumspieler laborierte an einer ebenso langwierigen wie komplizierten Verletzung am Sprunggelenk – stoßen Kreisläufer Fabian Wiederstein nach einem Bruch des Kehlkopfs und Abwehrspezialist René Zobel, der über muskuläre Probleme klagte, wieder zum Team.

Nachdem coronabedingt die EM-Qualifikation zwischen Montenegro und Schweden ausgefallen ist, kehrt Top-Torjäger Vladan Lipovina früher als erwartet zurück – einzig Linksaußen Oddur Gretarsson steht nicht zur Verfügung – er nimmt mit Island an der Weltmeisterschaft in Ägypten (13. bis 31. Januar) teil.

WM als Risiko?

Die globalen Titelkämpfe sind nicht unumstritten – obwohl die Verantwortlichen nun doch ohne Zuschauer planen. Dennoch ein Risiko für die Bundesliga? „Es wird sich zeigen“, sagt der HBW-Trainer unaufgeregt und fügt hinzu: „Viele reden davon, dass es in einer Blase stattfinden soll. Ich kenne das genaue Konzept nicht. Von daher kann ich mir kein Urteil bilden. Ich glaube allerdings, dass Europapokalspiele ein größeres Risiko darstellen. Dass es in beiden Wettbewerben mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Fälle geben wird, ist einfach der Sache geschuldet, dass viele Menschen zusammenkommen.“

Nur zielführend, dass die Branche versucht, Lösungswege nach der WM am Nil aufzuzeigen, welche einen regulären Spielbetrieb bis Ende Juni ermöglichen. Angedacht wird eine längere Pause vor dem Start in die Rest-Runde, welcher für Anfang Februar vorgesehen ist. Zwiegespalten sieht Bürkle diesen Vorschlag: „Im Sinne des Infektionsrisikos ja, im Sinne des Spielplans nein. Aber das ist zu komplex, um es einfach so zu beantworten. Weil es auch unterschiedliche Interessenlagen gibt. Wir müssen noch 23 Begegnungen absolvieren, das ist schon mal für uns viel zu spielen. Dann gibt es aber noch die Klubs, welche international spielen. Es wird einfach brutal dicht.“

Dennoch hält die Handball-Bundesliga (kurz: HBL) am Spielplan fest. „Wir streben an, alle 38 Spiele durchzuführen“, betont HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Das sei weiterhin „der Plan A“. Einige Vereine müssten sich jedoch darauf einstellen, auch „dreimal pro Woche zu spielen“, so Bohmann weiter.