Neufra

Kein Raum für Häuslebauer: Neufra ist fast umzingelt von Biotopen

06.04.2021

von Sabine Rösch

Kein Raum für Häuslebauer: Neufra ist fast umzingelt von Biotopen

© Gemeinde Neufra

Die Gemeinde Neufra bentötig Flächen für neue Baugebiete. Dies kollidiert mit dem Biotopschutz.

Der Gemeinderat Neufra hat dem Regionalplan widersprochen, denn er macht neue Wohnbebauung nahezu unmöglich.

Die Erweiterungsflächen für die Wohnbebauung in Neufra sind sehr begrenzt, nun soll auch noch die einzig verbleibende größere Fläche auf der Hochfläche, gegenüber vom Deißlesberg als Vorranggebiet für Naturschutz und Landschaftspflege (Grünzug) ausgewiesen werden.

Dagegen möchte sich Neufra vehement wehren und hat beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben in der zweiten Anhörung Widerspruch eingelegt. „Wir werden nicht locker lassen und mit allen Mitteln kämpfen“, stellte Bürgermeister Reinhard Traub im Gemeinderat klar und erhielt dafür die volle Rückendeckung aller Mitglieder.

Kein Potenzial für Wohnungsbau

Grund für die Verärgerung: Die Fortschreibung des Regionalplans lässt der Gemeinde keinen Raum mehr für Wohnbaugebiete. Dem seit vergangenem Jahr neuen Biodiversitätsgesetz geschuldet, welches in der Folge des Bürgerbegehrens „Rettet die Bienen“ erlassen wurde, sind im einzig verbleibenden, größeren Gebiet auf Neufras Gemarkung Biotopsverbundflächen von etwa zwei Hektar ausgewiesen worden. Genau gesagt entfallen dadurch potenzielle Erweiterungsflächen für den notwendigen Wohnungsbau.

Grob überschlagen und abzüglich der notwendigen Verkehrsflächen wären so um die 35 Bauplätze entstanden, aber das ist nun nicht mehr möglich. Die Eigenentwicklung im Bereich der Wohnbebauung werde damit quasi unmöglich gemacht, „denn man sei fast umzingelt von Biotopsverbundflächen rund um den Ort“, ärgert sich der Bürgermeister.

Innerorts gibt es nur Privatflächen

Die Innenentwicklungsflächen seien fast ausschließlich im Privateigentum, erläutert der Rathauschef. Andere Flächen am Ortsrand scheiden aufgrund der Topografie aus. In der zweiten Anhörungsrunde wird die Gemeinde nun erneut ihre Stellungnahme im Rahmen des Beteiligungsverfahrens bekräftigen und auf ihr Eigenentwicklungsrecht pochen. „Wir müssen auf lange Sicht planen und brauchen die Hochfläche, um perspektivisch ein neues Wohnbaugebiet auszuweisen“, bekräftigt Bürgermeister Reinhard Traub.

Nachfrage ist enorm

Die Nachfrage sei aktuell enorm. Die noch verbleibenden gemeindeeigenen Bauplätze seien deutlich überzeichnet. „Wöchentlich haben wir momentan ein bis zwei Anfragen bezüglich eines Bauplatzes“, erläutert der Rathauschef die Notwendigkeit. Einen Erfolg konnte er bezüglich der Gewerbeflächen vermelden. Die Erweiterungsfläche für einen großen ortsansässigen Gewerbebetrieb, welcher zunächst vom Regionalverband gestrichen worden war, wurde nach der ersten Anhörungsrunde und mehreren bilateralen Gesprächen für eine zukünftige gewerbliche Bebauung freigegeben.

Ein Jahr in Geduld üben

Reinhard Traub spricht von der regionalen Bedeutsamkeit für die Weiterentwicklung der Wirtschaft und der Sicherung des dezentralen Arbeitsplatzangebotes. Die Gemeinde hat nun ihre Stellungnahme und ihre Anregungen beim Regionalverband für die zweite Anhörungsrunde abgegeben.

Vom Zeitfenster rechnet Reinhard Traub damit, dass es fast ein Jahr dauern wird, bis alle Stellungnahmen sämtlicher Kommunen bearbeitet sind und der überarbeitete Entwurf des Regionalplans vorliegt.

Das Verbandgebiet befindet sich im Regierungsbezirk Tübingen und umfasst die drei Landkreise Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen.

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