Balingen

Kammerorchester Balingen: Populäre Werke und routinierte Spielfreude in der Stadthalle

12.10.2020

Von Thomas Meinert

Kammerorchester Balingen: Populäre Werke und routinierte Spielfreude in der Stadthalle

© Thomas Meinert

Die junge Solistin Marie Artmeier aus Dormettingen überzeugte mit ihrem hohem spielerischen Niveau

Bekannte Werke standen auf dem Programm des Sinfoniekonzerts, mit dem das Kammerorchester Balingen sich und junge Solistinnen aus dem Zollernalbkreis den Besuchern in der Stadthalle präsentierte.

Den Auftakt machte die „Salzburger Sinfonie Nr. 2 B-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Während der erste Satz eher zaghaft verhalten und mit weicher Tongebung erklang, präsentierte sich der zweite Satz temperamentvoll kräftig, wobei Dietrich Schöller-Manno dem Satz durch starke dynamische Kontraste sowohl im Tutti als auch in den einzelnen Registern eine hohe musikalische Transparenz verlieh. Auch der Finalsatz erklang energiegeladen, jedoch nie überladen. Schöller-Manno dirigierte feinfühlig und mit voller Aufmerksamkeit.

Mit dem ersten Satz – Allegro moderato – aus dem Violinkonzert in G-Dur von Joseph Haydn stellte sich die junge Violinistin Marie Artmeier aus Dormettingen dem Balinger Publikum vor. Anmutigkeit und eine Ruhe ausstrahlende Souveränität kennzeichneten den Vortrag der Musikerin, die besonders in der langen Solokadenz gegen Ende des Satzes mit großer Virtuosität begeisterte.

Höchste rhythmische Präzision

Mit der dreisätzigen „Serenade nach schwedischen Volksmelodien“ von Max Bruch folgte ein Werk, bei dem sich das Kammerorchester Balingen in den zahlreichen Pizzicato-Passagen in höchster rhythmischer Präzision zeigte. Der zweite Satz mit seiner kantabel melancholischen Melodieführung in einer beinahe zärtlichen Klanggebung, untermalt mit aparten Akkorden, kontrastierte zu den Außensätzen, denen Schöller-Manno durch eine bewegte Agogik eine besondere Lebendigkeit verlieh.

Mona Sotih aus Hechingen präsentierte sich als zweite Solistin des Abends und hatte sich an die Allegro-Passagen der Teile I und III aus „Der Herbst“ aus Antonio Vivaldis Zyklus „Die Vier Jahreszeiten“ herangewagt.

Sotih überzeugt mit ihrer spielerischen Leichtigkeit

Nachdem das Zusammenspiel von Solistin und Orchester zu Beginn des ersten Satzes noch stellenweise leicht gehetzt wirkte, fanden beide im langsameren Mittelteil sehr gut zusammen und präsentierten sich dann im zweiten Allegro als harmonisch aufeinander eingespieltes Ganzes. Die junge Solistin meisterte die hohen spieltechnischen Herausforderungen des Werkes mit Präzision und spielerischer Leichtigkeit.

Große Spielfreude

Den Schluss des Konzertes bildete die „Holberg-Suite“ von Edvard Grieg, die zu einem spielerischen Höhepunkt wurde: Von der gebotenen Zurückhaltung bei der Begleitung der Solistinnen befreit, spielte das Kammerorchester mit großer Spielfreude und Ausgelassenheit auf. Der Elan des Dirigenten übertrug sich auf die Musikerinnen und Musiker und verlieh den 5 Sätzen der Suite eine beeindruckende Interpretation.

Der Mittelsatz – oft mit zäher Dramatik aufgeführt – wurde vom Kammerorchester Balingen in tänzerischer Leichtigkeit interpretiert; besonders eindrucksvoll gelang auch der vierte Satz, bei dem die in stoischer Ruhe vorgetragenen Viertel der Begleitstimmen energiereich zur bewegten Melodieführung kontrastierten, unterstrichen durch die dynamischen Gegensätze der einzelnen musikalischen Elemente.

Langanhaltender Applaus vom Publikum

Nach 70 Minuten musikalischem Hochgenuss gab es Blumen für den Dirigenten und den Eingangssatz der Suite „Aus Holbergs Zeit“ als Zugabe nach einem wohlverdienten und lang anhaltenden Applaus.

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