Kälter trotz viel Sonnenschein: Der Mai fällt im Vergleich zum Vorjahr zu trocken aus

Von Karl-Heinz Jetter

Um ein Zehntelgrad zu kalt trotz reichlichem Sonnenschein, aber wiederum zu trocken – so lautet die Kurzbilanz über den Witterungsverlauf im eben zu Ende gegangenen Mai.

Kälter trotz viel Sonnenschein: Der Mai fällt im Vergleich zum Vorjahr zu trocken aus

Einer der letzten Abende im Mai bei Ostdorf.

Zur Einordnung: Im Mittel der Vergleichsperiode (1981 bis 2010) war es bei uns im Mai durchschnittlich 12,6 Grad warm, an Niederschlag fielen durchschnittlich 109,5 Liter pro Quadratmeter, und die Sonne schien seit 1991 bis 2010 durchschnittlich 204,1 Stunden.

Der diesjährige Mai brachte es dagegen auf eine Mitteltemperatur von 12,5 Grad Celsius – „nur“ 69,9 Liter (64 Prozent) Niederschlag, doch stattlichen 286,5 (140 Prozent) Sonnenscheinstunden.

Mit dem Mai endet für die Meteorologen auch das Frühjahr, das in der Rückschau mit 9,8 Grad um 1,5 Grad wärmer war als es die Durchschnittstemperatur (1991 bis 2010) in den drei Frühlingsmonaten März bis Mai anzeigt. Das Frühjahr war aber wesentlich trockener als üblich – hier stehen sich 106,4 Liter zu durchschnittlich 233,7 Liter gegenüber.

Noch trockener waren im Beobachtungszeitraum seit 1979 nur die Jahre 1997 mit 101,8 Liter und 2011 mit 105,1 Litern pro Quadratmeter. Doch beim Sonnenschein sieht es so aus, dass in allen drei Frühlingsmonaten die Sonne überaus reichlich schien – in der Summe 804,8 Stunden. Der Durchschnitt weist 515,2 Stunden aus – und mit diesen 804,8 Stunden wurde der Frühling von 2020 somit zum sonnenscheinreichsten seit mindestens 30 Jahren.

April war extrem trocken

Der diesjährige Mai begann mit relativ kühlen Temperaturen und mit etwas Regen. Der Regen war aber mehr als willkommen, ging doch ein extrem trockener April voraus.

Doch nach 6,8 Litern in den ersten fünf Maitagen war wieder Schluss damit, und die Trockenheit setzte sich fort. Stattdessen wurde es zunehmend sonniger und wärmer. In den sternklaren Nächten ging aber die Temperatur bis fast an die Frostgrenze zurück. Am 7. Mai gab es mit minus 1,2 Grad nochmals Bodenfrost – in zwei Metern Höhe blieb die Anzeige des Minimumthermometers bei plus 0,5 Grad hängen.

Einen Tag später, am 8. Mai, wurde mit 26 Grad der erste Sommertag (25 Grad und mehr) registriert, auch der Folgetag war ein Sommertag. Doch dann ging es mit den Temperaturen buchstäblich in den Keller – die Eisheiligen standen an.

Polarluft in der Region

Die „Eisheiligen“ Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia, die in diesem Jahr pünktlich und mit einem Temperatursturz von rund 10 Grad eintrafen, drückten die Monatsdurchschnittstemperatur. Sie sind ein sogenannter „Witterungsregelfall“, auch „Wettersingularität“ genannt, das heißt in diesem Falle, dass ein Temperaturrückgang während der Zeit vom 12. bis 15. Mai (richtigerweise eigentlich erst um den 22. Mai herum, wo die „Eisheiligen“ nach der Kalenderreform ihren Platz hätten) mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent Jahr für Jahr eintritt.

Ursache solcher Kaltlufteinbrüche in dieser Zeit mit ungemütlichen Temperaturen sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes Nord- oder Nordwestwetterlagen, die arktische Polarluft auf direktem Wege nach Mitteleuropa führen. In diesem Jahr waren sie spürbar, die Tagesmitteltemperaturen blieben unter 10 Grad – die Tiefstwerte sowohl am Boden als auch in der Luft blieben aber im Plusbereich.

Teils heftige Schauer

Einen Tag vor den Eisheiligen – an Mamertus – durfte sich die Natur an einem kräftigen Regenguss erfreuen, 19,5 Liter pro Quadratmeter gingen nieder, zwei Tage später sollten es nochmals 14,4 Liter sein. Doch dann hielt der Himmel wieder für 10 weitere Tage die Regenschleusen geschlossen. Es wurde wieder wärmer und nach einem sonnigen Vatertag wurde am 22. Mai der Monatshöchstwert von 26,4 Grad registriert.

In der Nacht zum Folgetag und dann tagsüber regnete es heftig, doch ohne Schaden anzurichten. 24,8 Liter waren es in der Summe. Insgesamt aber weist der Mai trotzdem ein Regendefizit aus. An Niederschlag fallen im Mai durchschnittlich 109,5 Liter pro Quadratmeter, was den Mai zum niederschlagsreichsten Monat vom ganzen Jahr macht.

Letzte Woche recht sonnig

Heuer sind in der Summe lediglich 69,9 Liter gefallen, und übers bisherige Jahr betrachtet sieht es so aus, dass abgesehen vom Februar alle Monate zu trocken ausfielen. Im Durchschnitt regnet beziehungsweise schneit es von Januar bis einschließlich Mai 328,9 Liter pro Quadratmeter – in diesem Jahr waren es „nur“ 254,7 Liter und somit fehlen zum Durchschnittswert 74,2 Liter.

Die letzte Woche im Mai war recht sonnig. Ein kräftiges Hochdruckgebiet bestimmte das Wetter. Da es mit dem Kern über Nordeuropa lag und die Luftmassen sich um den Kern im Uhrzeigersinn drehen, blies zu uns ein kühler, unangenehmer und austrocknender Nordostwind.

Und so blieben die Tageshöchstwerte bis zum Monatsende meist unter 20 Grad Celsius. Am Monatsletzten, am Pfingstsonntag, schien die Sonne 13,7 Stunden doch als Tageshöchsttemperatur wurden „nur“ 19,4 Grad angezeigt.

Keine Frosttage im Mai

Noch ein paar weitere Zahlen für die Statistik: Die Monatsdurchschnittstemperatur des diesjährigen Mai betrug plus

12,5 Grad. Vergangenes Jahr waren es plus 10,5 Grad und im Durchschnitt seit 1981 bis 2010 war es bei uns im Mai plus 12,6 Grad warm.

Es gab im diesjährigen Mai keine Frosttage, im vorausgegangenen Jahr noch fünf. Sommertage (mit 25 und mehr Grad) wurden in diesem Jahr drei gezählt – im Jahr 2019 dagegen nicht einen einzigen (3,4 sind der Durchschnitt). Geschneit hat es im diesjährigen Mai auch nicht mehr – und Regentage, mit einem oder mehr als einem Liter pro Quadratmeter, wurden 9 gezählt. In der Summe kamen 69,9 Liter zusammen.

204 Sonnenstunden

Im Jahr 2019 waren es im Mai 120,9 Liter, und im Durchschnitt seit 1981 bis 2010 sind es 109,5 Liter pro Quadratmeter. Nebel und Gewitter wurden jeweils an einem Tag registriert. Der Wind frischte an 4 Tagen bis auf Windstärke 6 (39 und mehr Kilometer pro Stunde) auf. Die Sonne schien an der Beobachtungsstation 286,5 Stunden – letztes Jahr waren es 201,8 Sonnenscheinstunden – und seit 1991 bis einschließlich 2010 kommen im Mai durchschnittlich 204,1 Sonnenscheinstunden zusammen.

Alle angeführten Werte wurden in Balingen-Heselwangen, 573 Meter über dem Meer registriert.