Albstadt

Jenseits von Worten: Experimenteller Konzertabend in der Ebinger Martinskirche

05.11.2019

Von Dagmar Stuhrmann

Jenseits von Worten: Experimenteller Konzertabend in der Ebinger Martinskirche

© Dagmar Stuhrmann

Angelika Luz ist Professorin für Neue Musik/Gesang in Stuttgart, Steffen Mark Schwarz ist Kantor an der Martinskirche: Zusammen gehen sie experimentelle Wege.

Kantor Steffen Mark Schwarz und die Sopranistin Prof. Angelika Luz laden im Rahmen der Literaturtage zu einem besonderen Abend ein.

Der November ist traditionellerweise der Monat, in dem sich die Menschen in besonderer Weise mit der Vergänglichkeit des Lebens auseinandersetzen. Tod und Sterben stehen in diesen Tagen oft im Mittelpunkt.

Vor dem Hintergrund der Ausstellung „Erbschaftsangelegenheiten“ in Kooperation mit der Hospizgruppe Albstadt widmen sich Prof. Angelika Luz (Sopran) und Kantor Steffen Mark Schwarz (Konzeption und Orgel) bei ihrem Konzertabend am 17. November im Rahmen der Albstädter Literaturtage diesem für alle Menschen relevanten Themenfeld.

Kartons mit Erinnerungen

Die Ausstellung, die am vergangenen Sonntag im Gottesdienst eröffnet wurde, besteht aus 63 liebevoll gestalteten Kartons, in denen viele Menschen Spuren nahestehender Mitmenschen niedergelegt haben, die ihnen selbst hinterlassen worden sind: Gedanken, Gefühle, kleine oder große Themen und Dinge.

Komponisten der Neuen-Msuik-Szene

Die Ausstellung gibt den beiden Künstlern des Abends einen zusätzlichen Impuls, sich entlang ausgewählter Werke von Johann Sebastian Bach, Arvo Pärt und weiteren bedeutenden Komponisten der Neuen-Musik-Szene künstlerisch innovativ, experimentell und interaktiv mit dem Leben, begleitetem Sterben und der Schnittstelle des Todes auseinanderzusetzen. Bei einem Musikstück von John Cage wird Steffen Mark Schwarz sogar für den Moment zum Schlagzeuger: „Eine spannende Erfahrung“, sagt er schmunzelnd.

Erweiterte Klanglichkeit

Aus dem Zusammentreffen musikalischer Stile und Epochen ergibt sich eine besondere Dynamik. Dass der Schwerpunkt auf der neuen Vokalmusik mit ihrer erweiterten Klanglichkeit und dem breiteren Repertoire an Stimmtechniken liegt, empfindet der Martinskirchenkantor als besonders reizvoll.

Prof. Luz: „In der Trauer können wir eins sein“

Der Organist und die Sängerin wollen die Konzertbesucher in der Martinskirche zum Nachdenken anregen. „Trauer verbindet uns alle über verschiedene Kulturen und Landesgrenzen hinweg“, erklärt Prof. Angelika Luz. „In der Trauer können wir eins sein.“ Die Stimme, das ursprünglichste Instrument des Menschen, bringe dies in besonderer Weise zum Ausdruck.

Wo Worte zerstören und Sprache versiegt

„Wo Worte zerstören und Sprache versiegt, nähern wir uns im Klang heiligen Momenten“, steht auf den Einladungskarten. Genau darum geht es. „Tod ist kein angenehmes Thema“, sagt Steffen Mark Schwarz. Und doch gibt es an diesem Abend auch Trost: Aus Angst, Mut und Vertrauen mögen sich neue Perspektiven eröffnen. Im Abschiednehmen von einem geliebten Menschen gebe es auch trostreiche, schöne Momente. Und so wollen Schwarz und Luz die Zuhörer mit einer Perspektive entlassen: Sie wollen dem Thema Tod den Schrecken nehmen.

Das Konzert am Sonntag, 17. November, in der Ebinger Martinskirche beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erwünscht.

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