Balingen

Jeder Sechste hat Drogenproblem: Selbsthilfegruppe will Online-Angebot etablieren

18.10.2021

Von Sabine Stotz

Jeder Sechste hat Drogenproblem: Selbsthilfegruppe will Online-Angebot etablieren

© Sabine Stotz

Bislang trifft sich die Elternselbsthilfe für suchtkranke Töchter und Söhne 14-tägig im alten Landratsamt in Balingen. Künftig wird es zusätzlich ein Onlineangebot geben.

Angehörige von Suchtkranken leiden immer mit. Ein niederschwelliges Online-Hilfsangebot wird daher ab Mittwoch im Zollernalbkreis etabliert, um die Hemmschwellen abzubauen. Des das Thema drängt: Die Drogenbeauftragte des Bundes, Daniela Ludwig, fordert dass Kommunen und Länder das Thema Suchtprävention und niedrigschwellige Suchthilfe als festen Bestandteil der hiesigen Daseinsfürsorge oberste Priorität beimessen.

Es ist selbst in der Politik angekommen: In Deutschland gibt es ein zunehmendes Drogenproblem.

In ihrem erst kürzlich veröffentlichten Jahresbericht sagt die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig unter anderem: „Diese Pandemie war ein extremer Stresstest für das hiesige Suchthilfesystem. Insbesondere für die Betroffenen: Suchtkranke Menschen, ihre Familien und Freunde. Der persönliche Kontakt zu Therapeutinnen und Therapeuten sowie Beratungsstellen brach nahezu komplett weg. Wir haben schnell und effizient gehandelt, um einen Kollaps zu verhindern.“

Sie fordert daher für die kommenden Jahre, dass Kommunen und Länder das Thema Suchtprävention und niedrigschwellige Suchthilfe als festen Bestandteil der hiesigen Daseinsfürsorge zu etablieren.

Thema Sucht nimmt in Familien mehr Raum ein

Genau darum geht es auch der Elternselbsthilfe Zollernalbkreis für suchtgefährdete und suchtkranke Töchter und Söhne seit Jahren. Das Thema Sucht, seien es stoffgebundene oder nicht-stoffliche Süchte, nehmen in immer mehr Familien einen großen Raum ein.

Jeder sechste Bundesbürger ist davon unmittelbar betroffen. Kennzeichen einer Sucht ist jedoch immer auch, dass Eltern und Angehörige in eine Co-Abhängigkeit geraten, die sie häufig verzweifeln lässt.

Der Süchtige selbst erkennt meist lange Zeit nicht, dass er ein Problem hat und meint jederzeit damit aufhören zu können. Sein Umfeld aber hat das dringende Bedürfnis, die Situation zu ändern und den oder die Süchtigen zur Umkehr zu bewegen. So wird das Problem zum Hauptthema in der Familie.

Folgeerkrankungen nicht nur bei den Abhängigen

Oft drohen Depressionen, Vereinsamung und Arbeitsunfähigkeit, nicht nur bei den Betroffenen selbst sondern auch bei deren Angehörigen. An dieser Stelle ist die Selbsthilfe erwiesenermaßen eine hochwirksame Möglichkeit.

Für viele Angehörige von Suchtkranken ist aber die Hemmschwelle eine Selbsthilfegruppe persönlich aufzusuchen sehr hoch.

Ohne Hemmschwelle: zunächst online statt vor Ort

Am Mittwoch, 20. Oktober, wird es deshalb um 19 Uhr eine Online-Info-Veranstaltung der Elternselbsthilfe im Zollernalbkreis geben. Interessierte und Betroffene haben dann die Möglichkeit, eine E-Mail an info@elternselbsthilfe-zak.de mit der Bitte um Teilnahme zu schicken.

Wer lieber zuerst anrufen möchte, soll sich unter 07476 4490741 an den Leiter der Elternselbsthilfe, Adalbert Gillmann, wenden. Anschließend wird ein Link für den Zugang zur Veranstaltung verschickt.

Damit die betroffenen Angehörigen auch danach nicht mit ihrem Problem alleine bleiben, ist geplant diese Online-Veranstaltung ab dem 27. Oktober künftig jeden Mittwoch um 19 Uhr fortzuführen.

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