Israelische Konsulin warnt beim Besuch an der Ebinger Walther-Groz-Schule vor Antisemitismus

Von Michael Hesse

An der Walther-Groz-Schule erfuhren Schüler aus erster Hand, wie es um den Nahost-Konflikt steht. Die Konsulin des israelischen Generalkonsulats und eine Expertin erzählten, was man über Land und Leute wissen muss.

Israelische Konsulin warnt beim Besuch an der Ebinger Walther-Groz-Schule vor Antisemitismus

Julie Grimmeisen erzählt den Schülern in der Walter-Groz-Schule von den Konflikten und dem Leben in Israel.

Der Antisemitismus wächst in Deutschland. Und auch an deutschen Schulen wird er zunehmend als Problem wahrgenommen. Ein guter Grund für den Besuch der israelischen Generalkonsulin Sandra Simovich und der Akademischen Leiterin des Generalkonsulat, Julie Grimmeisen, in der Walther-Groz-Schule in Ebingen. Dort warteten rund 100 Schüler der Schule und der benachbarten Hauswirtschaftsschule, die in ihren Seminarkursen den Nahost-Konflikt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet hatten.

„Keine Seite ist unschuldig“

Und die Schüler waren neugierig, was sie nun über Israel erfahren würden. Zeynep (18) war gespannt, was die Expertin über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sagen würde. Farzama (17) hoffte, etwas über mögliche Lösungen zu erfahren. Und Carina (17) wünschte sich einen möglichst objektiven Bericht, der auch auf die Kritik an Israel eingehen sollte.

„Der Konflikt“, findet Carina, „geht von beiden Seiten aus. Und ich finde nicht, dass eine Seite unschuldig ist." Auch Zeynep sah die Verantwortung gleichermaßen bei Palästinensern und Israelis. Sie hofft, dass sich eines Tages doch eine Zwei-Staaten-Lösung realisieren lässt. „Es ist die beste Lösung.“ „Und hierfür“, sagte Carina, „muss auch die Hamas auf Israel zugehen“.

Ihre Lehrerin Eva-Maria Marxdickmann plädierte in ihrem Eingangsvortrag für einen gerechten Umgang mit Israel, das in vielen Kriegen um seine Existenz habe kämpfen müssen. Dem wachsenden Antisemitismus müsse, auch an den Schulen, entschieden begegnet werden, forderte sie.

Impulsives Finanzzentrum Tel Aviv

"Was wisst Ihr über Israel", wollte die Historikern Julie Grimmhausen wissen, die sich in ihren wissenschaftlichen Studien vor allem auf die Geschichte Israels konzentriert hatte. Israel, das hieß für die Elft- und Zwölftklässler die Verbindung der monotheistischen Religionen, Tel Aviv als impulsives Finanzzentrum, immensen Entwicklungen in den Biowissenschaften, besonders der Krebsforschung und ein attraktives Ziel für Touristen.

Der Nahe Osten ist aber auch eine Region, in der es einen großen Konflikt gibt, den zwischen Israelis und Palästinensern. Und der nimmt häufig die größte Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung ein. Und so nannten die Schüler eben auch die Mauer, die zwischen dem Gazastreifen, dem Westjordanland und Israel verläuft.

Israel – ein säkulares Land

Julie Grimmhausen ordnete die Vorstellungen der Schüler von Israel in ihrem Vortrag „Einblicke in ein buntes Land“ direkt in ihren Vortrag ein. Sie berichtete von einem Land, das divers, bunt und voller Lebensfreude sei, das eben vor allem säkular sei, was sich besonders an Tel Aviv zeige, „wo die Menschen sehr liberal sind“. Tel Aviv sei eine vergleichsweise junge Stadt, die für das säkulare Israel stehe. „Viele junge Leute leben dort, es gibt viele Freizeitmöglichkeiten, eine gute Universität, eine gute Partyszene.“

Die Liberalität der Stadt zeige sich auch in Gender-Fragen. So würden dort viele Homosexuelle und Bi-Sexuelle leben, zudem gebe es jährlich eine große Gay-Parade, zu der mehr als 200.000 Menschen kommen würden.

Israel – ein religiöses Land

Das religiöse Israel finde man eher in bestimmten Vierteln von Jerusalem, wo viele orthodoxe und ultra-orthodoxe Juden zu finden seien. Jerusalem sei eine symbolische Stadt, eine antike Stadt, die für die drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum stehe und für die Gläubigen dieser Religionen wichtige Bauten wie die Al-Aksa-Moschee, den Felsendom und die Klagemauer beheimate. Julie Grimmhausen erklärte, warum Israel ein jüdischer Staat sein kann, obwohl die meisten Israelis säkular sind – weil es sich als Heimstätte für verfolgte Juden versteht.

Viele Konflikte schwelen im Umfeld

Ein Land, das jedoch in einem konfliktreichen Umfeld existiert und schwierige Beziehungen zu seinen Nachbarn unterhält. Während es mit Jordanien und Ägypten Friedensverträge habe, gäbe es mit dem Libanon und Syrien keinen Vertrag. Dennoch zeigte sie sich optimistisch, dass es für den „unlösbaren Konflikt“, wie viele Experten die Situation in Nahost beurteilen, doch eine positive Zukunft gibt. „Die Geschichte hat gezeigt, dass es immer wieder Lösungen gegeben hat.“

„Besser als Studenten“

Was wisst Ihr über Israel? Die Eingangsfrage von Julie Grimmelshausen zeigte, dass die Schüler eine Menge wussten, was Konsularin Simovich am Ende der Veranstaltung zu einem großen Lob veranlasste: „Ihr wart besser vorbereitet als viele Studenten an der Universität.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass eine israelische Diplomatin vor deutschen Schülern stehe, wenn man an den Holocaust denke, sagte sie und forderte die jungen Menschen auf, engagiert gegen jede Form von Antisemitismus einzustehen.

Dann ging es weiter nach Balingen, wo ebenfalls eine Schule besucht wurde. Und was sagten die Schüler? „Das war heute wirklich sehr interessant und spannend“, sagten Farzama und Zeynep nach der Veranstaltung.