Sigmaringen

Gesperrte Bolzplätze und Ausgangssperre: Landkreis Sigmaringen reagiert auf Corona-Lage

31.03.2021

von Pressemitteilung

Gesperrte Bolzplätze und Ausgangssperre: Landkreis Sigmaringen reagiert auf Corona-Lage

© Volker Bitzer

Bolzplätze ab Donnerstag gesperrt: Gemeindemitarbeiter bauen schon am Mittwoch die Tore auf dem Schulsportplatz in Neufra im Landkreis Sigmaringen ab.

Weil die bisherigen Maßnahmen nicht erfolgreich waren und die Infektionszahlen weiter steigen, hat das Landratsamt ab Donnerstag weitere Einschränkungen verordnet. Darunter auch eine Ausgangssperre ab 21 Uhr.

Am Dienstag hat der Landkreis Sigmaringen 55 Neuinfektionen gemeldet, die 7-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei etwa 246. Damit stieg der Wert trotz der jüngst ergriffenen Maßnahmen weiter an.

Wie das Sigmaringer Landratsamt mitteilt, haben sich in der vergangenen Woche vor allem Kinder und junge Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Rund 30 Prozent der Infizierten sind unter 30 Jahre alt.

Maßnahmen reichen nicht aus

Daraufhin reagierte der Landkreis am Freitag mit der kompletten Schließung von 11 Kindertageseinrichtungen in denen Infektionen auftraten, mit Wechselunterricht für 15 Schulen, in denen Infektionen auftraten, sowie mit der Verpflichtung für den Einzelhandel, nur noch einen Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche in den Laden zu lassen.

Trotz der Maßnahmen gab es immer mehr Ansteckungen. „Die letzten Tage haben gezeigt, dass das Virus mitten unter uns ist. Die Ansteckungen im Alltag, in den Familien oder am Arbeitsplatz nehmen zu“, beschreibt Dr. Ulrike Hart vom Gesundheitsamt die Lage.

R-Wert liegt bei 1,3

Der 7-Tage-R-Wert im Landkreis betrage aktuell 1,3. Dies bedeutet, dass ein Infizierter 1,3 Personen ansteckt. Es sei also zu befürchten, dass sich die Zahl der Infizierten ohne Gegensteuern innerhalb einer Woche nochmals um 30 Prozent steigert. Um das exponentielle Wachstum zu brechen, ist aber ein Absinken unter 1,0 notwendig.

Die am Freitag getroffenen Maßnahmen reichten angesichts der nach wie vor steigenden Ansteckungen auch abseits von Schulen und Kindergärten nicht mehr aus.

Kontaktreduzierung soll Ansteckungswelle zu brechen

„Erinnern wir uns zurück: Vor einem Jahr haben wir es nach Studien des RKI geschafft, die erste Welle zu brechen, in dem wir unsere Kontakte und die Mobilität um 40 Prozent reduziert haben. Auch jetzt werden wir nur die Chance haben, den Kreislauf von immer mehr Ansteckungen zu durchbrechen, wenn wir unsere Kontakte merklich reduzieren. Jeder von uns sollte sich bewusst machen, wie viele Menschen er in der vergangenen Woche getroffen hat und diese Zahl nochmals reduzieren“, erläutert Ulrike Hart.

Weil aus Sicht des Gesundheitsamtes die spezifischen Maßnahmen in Schulen, Kindergärten und im Handel allein nicht ausreichen, sind ab Donnerstag folgende Einschränkungen notwendig:

  • 1. Es gilt eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr. Sie tritt ab Donnerstag 21 Uhr in Kraft. Demnach darf das Haus nur noch aus denselben triftigen Gründen wie bereits im Winter verlassen werden. Durch die Ausgangssperre erhofft sich das Gesundheitsamt eine grundsätzliche Reduzierung der Kontakte. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Ausgangssperren sehr wirksam sind. Sie führen zu einer Kontaktminderung von bis zu 47 Prozent. Eine aktuelle Auswertung des Landesgesundheitsamtes ergab, dass in Landkreisen mit nächtlichen Ausgangssperren der Anstieg der Coronafallzahlen signifikant geringer ausfiel als in Landkreisen ohne eine nächtliche „Bleiben Sie Zuhause“-Regelung.

  • 2. Es gilt ein Betretungsverbot für öffentliche Spielplätze, Grillplätze und Bolzplätze. Die Erfahrungen zeigen, dass sich insbesondere hier Kinder, Jugendliche und Familien treffen. Da sich das Virus in diesen Gruppen aktuell besonders stark ausbreitet, sind auch hier weitere Kontaktreduzierungen notwendig.

  • 3. Bei religiösen Veranstaltungen und Gottesdiensten müssen jedem Besucher mindestens 10 Quadratmeter Platz im Versammlungsraum zur Verfügung stehen. So soll, ähnlich wie im Einzelhandel, auch hier sichergestellt werden, dass ausreichend Abstand eingehalten werden kann.

Landrätin Stefanie Bürkle und die Verantwortlichen der Kliniken und des Gesundheitsamtes machten im Rahmen einer Kreistagssitzung am Montag deutlich, wie ernst die Lage ist.

Kliniken an Belastungsgrenze

Die Kliniken seien bereits jetzt an der Belastungsgrenze und es wäre damit zu rechnen, dass in den nächsten Wochen noch mehr Menschen, die jetzt an Corona erkrankt sind, einer Behandlung in der Klinik bedürfen.

„Wir verimpfen allen Impfstoff, den wir bekommen, wir testen in jeder Gemeinde und in immer mehr Einrichtungen. Aber all das reicht derzeit noch nicht. Wir müssen uns nun alle solidarisch zeigen und auch über Ostern und bei Frühlingswetter unsere Kontakte reduzieren“, so Stefanie Bürkle.

Ausgangssperre als „Ultima Ratio“

Die Ausgangssperre hatte sie immer als „Ultima Ratio“, als sehr harte Maßnahme bezeichnet, die erst umgesetzt werden soll, wenn spezifische Einschränkungen nicht mehr ausreichen. „An diesem Punkt sind wir nun angekommen. Die Ausgangssperre ist ab sofort auch wirklich notwendig“, stellt die Landrätin klar.

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