Zollernalbkreis zieht die Notbremse noch nicht: die aktuelle Corona-Lage

Von Pressemitteilung/Pascal Tonnemacher

Die Inzidenz liegt seit drei Tagen über 100, kreisweit gibt es Infektionen in Schulen und Kitas, die Klinik äußert Sorgen: Die Kreisverwaltung kündigt an, frühestens am Montag zu reagieren. Landrat Pauli setzt auf Eigenverantwortung bei der Kontaktreduktion.

Zollernalbkreis zieht die Notbremse noch nicht: die aktuelle Corona-Lage

Wie geht es weiter mit dem Einzelhandel? Die Inzidenz im Kreis liegt bei über 100.

Wie geht es weiter im Zollernalbkreis? Erlaubt die Landesregierung ein Modellprojekt, also weitere Lockerungen mit Testpflicht, wie in Tübingen (wir berichteten) – oder ziehen Landrat Günther-Martin Pauli und das Gesundheitsamt die Notbremse?

Die 7-Tage-Inzidenz steigt weiter, liegt am Freitag bei 122,5 und damit zum dritten Mal in Folge über 100. Die Corona-Verordnung sieht nun die Notbremse für den Zollernalbkreis vor.

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„Vor dem Hintergrund der Überarbeitung der Corona-Verordnung wird zu Beginn der kommenden Woche über das weitere Vorgehen beraten“, schreibt Pressesprecherin Marisa Hahn.

Entscheidung über Notbremse frühestens Montag

Die Landkreisverwaltung prüft und bewertet derzeit im Detail das Infektionsgeschehen im Zollernalbkreis, bevor sie eine Entscheidung trifft. Das teilt das Landratsamt in einer Pressemitteilung mit.

So ging die Verwaltung auch nach fünf Tagen Inzidenz über 50 am Freitag in der vergangenen Woche vor, bevor dann am Montag dieser Woche Lockerungen zurückgenommen worden waren.

Infektionen im privaten Umfeld

Klar ist aber schon jetzt: Wie in anderen Landkreisen ist das Infektionsgeschehen diffus, heißt es auf Anfrage. Wo sich die Menschen im Zollernalbkreis infizieren, sei „meist unbekannt“.

Daten würden zwar erfasst, die Leute wüssten es aber oftmals nicht sicher. Dennoch sagt das Gesundheitsamt auf Anfrage: „Der Schwerpunkt der Infektionen liegt nach wie vor vorwiegend im privaten Umfeld.“

Kreisweit Infektionen in Schulen und Kitas

Einzelne Fälle verteilen sich landkreisweit auf Schulen und Kindertageseinrichtungen, heißt es weiter. In einem Kindergarten gebe es acht Fälle. Das schlägt auch bei der Verteilung der Infektionen innerhalb der Altersgruppen nieder.

In der Gruppe der Unter-10-jährigen Kinder stieg der Anteil an den Infektionen von 3,6 Prozent im Februar auf 8,4 Prozent im März, betrachtet man die summierten monatlichen Infektionszahlen, die unserer Redaktion vorliegen.

Junge Leute infiziert

Auch der Anteil der Unter-20-Jährigen hat sich den Zahlen des Gesundheitsamts zufolge mehr als verdoppelt: von 8,5 auf 20 Prozent. Unter 30 Jahre alt sind derzeit 35 Prozent der Infizierten (Februar: 26 Prozent).

Gleichzeitig ist der Anteil der infizierten Über-60-Jährigen von 27 auf 20 Prozent gesunken, heißt vier von fünf Infizierten sind unter 60 Jahre alt. Insgesamt stieg die monatliche Gesamtzahl der Infektionen um gut 9 Prozent.

Patienten in Klinik jünger als 2020

Im Zollernalb-Klinikum spürt man einen Impfeffekt, vor allem bei den Über-80-Jährigen, denn „die Patienten sind jünger als vor einem Jahr“, sagt Kliniksprecherin Beate Fleiner auf Anfrage. Auch wenn diese jüngeren Patienten seltener ganz schwere Krankheitsverläufe mit Beatmung haben: Im Zollernalb-Klinikum betrachtet man die steigenden Infektionszahlen mit Sorge.

Klinik rechnet bald mit mehr Fällen

„Die Zahl derer, die ins Krankenhaus müssen, hinkt den Neuinfektionen immer um rund zwei Wochen hinterher, so dass wir bald wieder mit noch mehr Patienten rechnen“, sagt Fleiner. Stand Freitagmorgen werden 14 Patienten mit Covid-19 stationär behandelt.

Sollte der Landkreis – ähnlich wie zuletzt die Nachbarn in Sigmaringen – am Montag tatsächlich die Notbremse ziehen, könnte diese am Mittwoch in Kraft treten. Stand Freitag sieht die Corona-Notbremse dann beispielsweise Einschränkungen im Einzelhandel, bei Museen, im Sport und generell bei den Kontakten vor. Auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen sind möglich.

Bis auf Weiteres behalten aber die aktuelle Corona-Notbekanntmachung vom 22. März und die damit verbundenen Regelungen ihre Gültigkeit.

Pauli ruft zu Eigenverantwortung auf

Landrat Günther-Martin Pauli appelliert an die Bürgerschaft, dass „wir alle eigenverantwortlich in den nächsten Tagen noch umsichtiger soziale Kontakte vermeiden“.

Pauli ergänzt: „Bis wir über ausreichend Impfstoff verfügen, brauchen wir noch etwas Geduld.“