Balingen

Innenverdichtung: Frommerns Räte machen Haken an diverse strittige Bauprojekte

20.05.2020

Von Nicole Leukhardt

Innenverdichtung: Frommerns Räte machen Haken an diverse strittige Bauprojekte

© Nicole Leukhardt

An der Rohrackerstraße darf, nach dem Willen der Ortschaftsräte, gebaut werden. Lange war das Bauprojekt umstritten, nun habe man das Maximum an Zugeständnis herausgeholt.

Innenverdichtung ja, aber mit Maß und Ziel – was der Frommerner Ortschaftsrat im vergangenen Jahr fast bei allen seinen Zusammenkünften gebetsmühlenartig wiederholte, mündet nun in einem mehrheitlichen Ja zu dem umstrittenen Bauprojekt am Hesselberg.

Denn, so das überwiegende Credo des Gremiums, das sich am Mittwochabend in der Festhalle mit vielen Baugesuchen befasste, der Bauträger habe in diesem Fall in zahlreichen Gesprächen und Umplanungen Entgegenkommen gezeigt. Statt drei Gebäuden, wie ursprünglich geplant, sollen nun nur zwei entstehen, aus 26 geplanten Wohnungen wurden 18. Auch rücken beide verbliebenen Häuser von den Nachbarn ab.

Planungen gefallen den Nachbarn nicht

Umstände, mit denen sich Anwohner dennoch nicht abfinden mochten. Die Planungen gingen weiterhin nicht mit dem Bebauungsplan konform, fand eine Nachbarin. Doch, entgegnete Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß. Wenngleich er einräumte, dass der Plan vor Jahren mit einer andere Intention erstellt worden sei. Einst waren dort drei bis vier Einfamilienhäuser angedacht gewesen, doch das Baurecht habe in seinen Begrifflichkeiten einen großen Interpretationsspielraum. Gebäudekomplexe mit über 30 Metern Länge und mehreren Wohneinheiten fielen immer noch in den Bereich des Umsetzbaren.

„Das Maximum an Zugeständnissen rausgeholt“

Gefrustet und getäuscht sah sich Dr. Ingrid Helber. „Es hieß ganz klar Einfamilienhäuser, plötzlich kann man alles umstoßen und bauen wie man will“, argumentierte sie. Ulrich Teufen hingegen würdigte das Entgegenkommen des Investors. „Ich bin damit auch nicht glücklich, aber ich glaube, wir haben das Maximum an Zugeständnissen rausgeholt“, erklärte er.

Dass das Bauvorhaben vom Bebauungsplan gedeckt ist, daran hatte auch der Ortsvorsteher keinen Zweifel. „Wenn wir jetzt nein sagen, müssen wir den Bebauungsplan ändern, weg vom Konzept der Innenverdichtung. Wir müssten uns gut überlegen, ob die Stadt diesen Weg mittragen würde“, zweifelte er. Mit 13 Ja- und vier Neinstimmen wurde dem Bauvorhaben zugestimmt.

Ebenfalls eine „Hypothek aus der Vergangenheit“ nannte Reuß den Bebauungsplan, der ein Bauvorhaben in der Odenwaldstraße legitmiert. Dort habe der Bauherr seit der letzten Begutachtung der Räte aus einem „riesigen, massiven Baukörper“, der das Baufenster komplett ausnutze, lediglich einen Mittelteil herausgetrennt. „Er hat Kosmetik betrieben, um Rechtssicherheit zu haben“, formulierte Reuß. Doch auch hier müsste der Bebauungsplan geändert werden, um dem Vorhaben etwas entegenstellen zu können. Mit elf Jastimmen, vier Neinstimmen und drei Enthaltungen erteilte das Gremium auch dazu seinen Segen.

Auch in der Balinger Straße könnte gebaut werden

Ganz neu war den Räten ein mögliches Bauvorhaben in der Balinger Straße neben dem Hochhaus. Dort möchte ein Bauträger zwei Mehrfamilienhäuser mit vier und drei Vollgeschossen und je einem Staffelgeschoss bauen. 36 Wohnungen könnten entstehen. Die Räte beschlossen, dafür zunächst einen Bebauungsplan aufzustellen. Und auch für die Blumentalstraße gab es grünes Licht: Auch der Plan für diese drei Gebäude war nachgebessert worden. „Jetzt können wir damit leben“, so das Credo der Räte. Ebenfalls ein Ja gab es für zwei Gebäude mit Tiefgarage Auf Kohl.

Auf Ablehnung letztlich stieß eine Planung für die Waldstetter Straße. Auch hier habe der Bauherr für ein Gebäude mit zwölf Wohnungen das Grundstück voll ausgekostet, die Räte lehnten das Vorhaben ab und beschlossen, zunächst ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten.

Die Brücke kommt wohl weg

Schlechte Nachrichten hatte Balingens Stadtplaner Michael Wagner schließlich für die Fans der Stahlnieten-Brücke in der Blumentalstraße. „Dem Denkmalamt liegt ein Antrag der Stadt vor, der die fehlende Funktionalität belegt. Die Brücke ist nicht mehr zu ertüchtigen“, erklärte Wagner. Er hoffe auf ein Einsehen der Denkmalschützer und plane den Abbruch im Winter.

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