Ingo Weiß aus Harthausen macht einen über 50 Jahre alten Mähdrescher wieder fit

Von Karl-Otto Gauggel

Ein nicht alltägliches Hobby hat Ingo Weiß in Harthausen. Neben seinen vierMotorrädern und einen Traktor der Marke Fendt-Dieselross, Baujahr 1955, schraubt der Lehrer für Sonderpädagogik derzeit an einem alten Mähdrescher, den er wieder arbeitsbereit machen will.

Ingo Weiß aus Harthausen macht einen über 50 Jahre alten Mähdrescher wieder fit

Ingo Weiß hat den Urlaub dafür genutzt, an seinem Matador zu arbeiten.

Das sei die Verwirklichung eines Kindheitstraumes, erklärt der 44-Jährige, was ihn dazu bewogen habe, einen alten ausrangierten Mähdrescher zu kaufen, den er jetzt wieder flott machen will. Als kleiner Junge habe er mehrmals auf dem inzwischen längst verschrotteten Mähdrescher neben seinem Vater mitfahren dürfen, und das habe offenbar seine Leidenschaft für diese technischen Kolosse entfacht, die bis heute anhalte.

In sieben Stunden auf die Alb

So griff er auch sofort zu, als vor etlichen Wochen in einem Kleinanzeigenportal ein geeignetes Objekt auftauchte. Es handelt sich dabei um einen stillgelegten Mähdrescher der Firma Claas vom Typ Matador-Standard, der 1967 in Harsewinkel in Nordrhein-Westfalen gebaut wurde. Nachdem man sich über den Kaufpreis verständigt hatte, holte Ingo Weiß das Gerät selbst in Deckenpfronn bei Herrenberg ab und fuhr damit in sieben Stunden die 80 Kilometer auf die Alb.

Keine Straßenzulassung erforderlich

Erstaunt hätten sich auf dieser Fahrt einige Autofahrer die Augen gerieben,

erzählt Weiß, als er mit dem Koloss in Burladingen in eine Tankstelle einbog sei,

um nachzutanken, was problemlos gelungen sei. Als selbstfahrende Arbeitsmaschine mit einer Geschwindigkeit von unter 20 Stundenkilometern ist auch keine Straßenzulassung erforderlich und eine Fahrt auf kleineren Nebenstraßen jederzeit möglich.

Passende Unterkunft gibt es

Eine passende Unterkunft für seinen Mähdrescher hat Ingo Weiß in einer

Feldscheune etwas außerhalb des Ortes gefunden, wo der 8,20 Meter lange und

fast drei Meter breite Oldtimer gerade so rein passt. Auch der Freisitz in luftiger Höhe ist schon sehr speziell, schmunzelt Weiß, weil man von dort oben bei der Fahrt durch das Dorf locker in den ersten Stock der Häuser sehen kann.

Vier-Zylinder-Motor und 68 PS

Weiß ist fasziniert von der alten, aber robusten Mechanik des ungewöhnlichen Gefährtes mit seinem Vier-Zylinder-Motor und den 68 PS. Sein Drescher hat mit den Jahren erheblich Patina angesetzt, und viel ölverschmierter Staub und Dreck muss aus dem Motorraum und der Dreschkammer entfernt werden. So ist zunächst einmal tagelanges Reinigen angesagt, und auch einige Ersatzteile hat der Tüftler bereits bestellt, damit der Drescher wieder voll einsatzfähig ist.

Matador soll wieder Getreide ernten können

Mit einer Arbeitsbreite von 2,60 Meter ist der Matador heute nicht mehr wirtschaftlich, zumal, wie Ingo weiß, die modernsten Mähdrescher über eine Arbeitsbreite von 12,80 Meter verfügen. Wenn alles weiter so gut läuft, so hofft Weiß, kann er bereits im Herbst an einem Oldtimer-Treffen in der Region teilnehmen. Er freut sich heute schon, mit seinem selten gewordenen Mähdrescher vorfahren zu können. Selbstverständlich soll der in die Jahre gekommene Claas-Mähdrescher auch wieder dreschen, und so ist es seine feste Absicht, in den nächsten Monaten seinen Matador wieder so weit zu reparieren, dass im kommenden Jahr damit Getreide geerntet wird. Wenn man den Enthusiasmus sieht, mit dem Ingo Weiß sich in jeder freien Minute an dem riesigen Koloss aus Stahl und Blech zu schaffen macht, besteht kein Zweifel, dass ihm das gelingt.