Infizierter TSG-Spieler: Stadt untersagt Austragung der Regionalliga-Partie gegen Offenbach

Von Marcel Schlegel

Aufgrund der Corona-Infektion eines Balinger Fußballers fallen die Partien der beiden TSG-Aktiventeams aus. Balingens Bürgermeister Reinhold Schäfer untersagte per Verfügung die Austragung des Regionalliga-Heimspiels gegen die Kickers Offenbach.

Infizierter TSG-Spieler: Stadt untersagt Austragung der Regionalliga-Partie gegen Offenbach

Die Tribüne in der Bizerba-Arena blieb am Freitagabend leer.

Nun hat Corona auch die TSG Balingen erreicht. Ein Fußballer, der zum erweiterten Regionalliga-Kader zählt, ist positiv auf das grassierende Virus getestet worden. Das Heimspiel gegen die Kickers Offenbach wurde danach auf Weisung von Balingens Bürgermeister Reinhold Schäfer abgesagt – wegen des Risikos, „dass das Virus weiterverbreitet wird“, sagte Schäfer am Freitagabend gegenüber dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Der Bürgermeister folgte damit einer Empfehlung des Gesundheitsamts. „Da gibt es fast keine andere Möglichkeit“, erklärte er.

Der Verein habe frühzeitig Kontakt mit dem hiesigen Gesundheitsamt aufgenommen, nun werde das weitere Vorgehen abgeklärt, hatte TSG-Geschäftsführer Jan Lindenmair zuvor, am Freitagnachmittag mitgeteilt. Wie dieses konkret aussehen wird, dazu wollte sich Landratsamt-Pressesprecherin Marisa Hahn nicht pauschal äußern. „Das ist abhängig vom Einzelfall“, sagte Hahn, die den Corona-Fall in Reihen der TSG auch nicht offiziell bestätigen wollte, sondern durch Lindenmair kommunizieren ließ.

Mitspieler sind „enge Kontaktpersonen“

Der erklärte, dass die übrigen Spieler „bis auf Weiteres als enge Kontaktpersonen“ gelten würden und deshalb in Quarantäne gingen, bis mögliche Kontaktketten nachgezeichnet worden seien. Eine offizielle Quarantäne-Anweisung liegt aber scheinbar noch nicht vor, auch hierzu wollte die Landratsamt-Sprecherin am Freitag keine Angaben machen. Die Behörden werden nun offenbar durch Einzelbefragung eruieren, mit welchen Mitspielern der infizierte Balinger engeren Kontakt hatte und dann von Fall zu Fall über das weitere Vorgehen entscheiden.

Ob die beiden Balinger Mannschaften und Funktionsteams also geschlossen oder nur vereinzelt in Quarantäne müssen, ob alle oder einzelne Spieler, Trainer, Betreuer und Verantwortliche auf das Virus getestet werden und wann, in welcher Form und mit welcher personellen Konstellation es für die beiden Teams der TSG mit dem Trainings- und Spielbetrieb nun weitergeht – dazu konnte der Verein noch keine Auskunft geben.

„Wir werden nun gesellschaftlich verantwortlich handeln und zu Hause bleiben, bis uns mitgeteilt wird, wie weiter verfahren wird“, sagte Balingens Trainer Martin Braun. „Das ist der Lauf der Dinge. Die Infektionszahlen steigen wieder, damit müssen wir als Gesellschaft und als Sportler verantwortungsbewusst umgehen“, erklärte Spielertrainer Lukas Foelsch. „Die Gesundheit geht immer vor.“

Dienstagspiel steht auf der Kippe

Die Ermittlung möglicher Infektionsketten könnte derweil diffizil werden, weshalb nur schwer vorstellbar ist, dass die TSG Balingen ihr Dienstagsspiel bei der U23 der TSG Hoffenheim austragen wird können. Laut Lindenmair habe der Balinger Spieler am Freitag vor einer Woche mit der ersten Mannschaft trainiert, tags darauf in der U23 gegen den SV Dettingen auf dem heimischen Kunstrasen gestanden, an dessen Rande in der Bizerba-Arena die Mitgliederversammlung stattfand.

Ab Sonntag habe der Spieler dann über typische Corona-Symptome geklagt und sich seither zurückgezogen, ehe das positive Testergebnis die Infizierung validierte. Die erste Mannschaft, in deren Reihen sich der Spieler noch am Freitag befunden hatte, kickte am vergangenen Sonntag dann bei der SG Sonnenhof Großaspach.

Offenbach zeigt Unverständnis

Offenbachs Geschäftsführer Thomas Sobotzik zeigte unterdessen Unverständnis für das Vorgehen der Balinger und kündigte eine nachträgliche, womöglich auch juristische Prüfung des Sachverhalts an. Natürlich sei es richtig, ein Fußballspiel abzusagen, wenn in einer Mannschaft das Corona-Virus nachgewiesen worden ist, sagte Sobotzik am Freitagabend auf einem Sportplatz „nahe Balingen“, wo der OFC ein kurzfristiges Training absolvierte, ehe noch in den Abendstunden die Abreise anstand.

Der frühere Bundesliga-Spieler fühlte sich von den TSG-Verantwortlichen offenbar zu spät informiert. „Wenn der Spieler am Sonntag Symptome hat, dann erwarte ich, dass ein Verein vorausschauend agiert und dass das Ergebnis spätestens am Donnerstag vorliegt“, sagte der OFC-Chef, der von Balinger Seite offenbar erst am Freitag über den Corona-Fall informiert wurde. Laut Sobotzik sei der Balinger Infizierte am Montag zum Arzt und am Dienstag zum Corona-Test geschickt worden. Das Ergebnis sei jedoch erst am Freitag eingetroffen, da waren die Offenbacher allerdings schon im Hotel in Balingen. Der OFC reiste schon am Donnerstag an. „Wir bleiben nun auf Kosten in Höhe von 3000 bis 4000 Euro sitzen. Ehrlich gesagt bin ich mit der Vorgehensweise nicht einverstanden.“

Rechtliche Prüfung erfolgt

Zudem monierte der Offenbacher Funktionär, eben dass nicht das Gesundheitsamt, sondern das Balinger Bürgermeisterbüro die Spielabsage in finaler Instanz erwirkt hat. Das Gesundheitsamt habe nur eine Empfehlung, keinen offiziellen Erlass zur Absage ausgestellt, so Sobotzik. „Dann müsste eigentlich gespielt werden.“ Die offizielle Spielabsage habe der Verband erst mitgeteilt, nachdem diesen ein „Schreibens des Balinger Bürgermeisters“ erreicht hatte. Ob das rechtlich in Ordnung ist, werde der OFC prüfen lassen, so Sobotzik. Möglich, dass die Partie deshalb sportgerichtlich gegen die TSG gewertet wird.

Auch die Landesliga-Partie der Balinger U23, die am Sonntag beim FV Ravensburg 2 antreten sollte, findet nicht statt. Neben dem Balinger Spiel sind drei weitere Regionalliga-Südwest-Partie am Wochenende abgesagt, da es beim TuS Rot-Weiß Koblenz (in einer ersten Fassung des Artikels fehlte das "Rot-Weiß", beim TuS Koblenz handelt es sich indes um den Lokalrivalen; d. Red.), FC Gießen und Bahlinger SC jeweils Corona-Fälle gibt. Gegen den BSC hatte die TSG am Mittwoch vor einer Woche in der Bizerba-Arena gespielt. Ein Zusammenhang zwischen den Balinger und Bahlinger Corona-Fällen besteht aber offenbar nicht.