Impfung beim Hausarzt: Bitte nicht die Praxen stürmen

Von Rosalinde Conzelmann, Michael Würz

Nach Ostern werden die Hausärzte mit dem Impfen beginnen. Im Namen der Schömberger Ärzteschaft appelliert die Hausärztin Dr. med. Susanne Hinderer-Weber an alle Patienten abzuwarten, bis sie von den Ärzten kontaktiert werden und nicht selbst in den Praxen anzurufen. Die Medizinerin befürchtet einen unkontrollierten Ansturm auf die Praxen.

Impfung beim Hausarzt: Bitte nicht die Praxen stürmen

Für die Hausärzte anfangs nur Biontech/Pfizer: Er ist kompliziert in Logistik und Handhabung.

Im Gespräch mit der ZAK-Redaktion nennt sie die Gründe für ihre Befürchtungen: Die Praxen erhalten vorerst nur den Impfstoff von Biontech/Pfizer für 18 Impfungen pro Woche. Und dieser ist in der Aufbearbeitung sehr diffizil: „Wie ein rohes Ei.“

„Das ist nicht wie bei einer normalen Impfung“

Für das Aufziehen und der Verdünnung mit einer Kochsalzlösung benötige man eine ruhige Hand und Ruhe. „Das ist nicht wie bei einer normalen Impfung“, sagt sie. Aus einem Fläschchen müssen sechs Dosen generiert werden, die in sechs Stunden verimpft werden müssen. Das ist zum Beispiel bei dem derzeit umstrittenen Impfstoff Astrazeneca nicht der Fall. Er muss nicht verdünnt werden.

Was die Kühlung von Biontech/Pfizer betrifft, sei dies zu handeln. Der Impfstoff werde von der Apotheke tiefgekühlt angeliefert und halte sich fünf Tage im Kühlschrank.

Zuerst Impfung der über 80-Jährigen

„Wir müssen die Patienten einbestellen“, sagt Hinderer-Weber. Denn die Ärzteschaft müsse sich an die Priorisierung halten. Und die sieht vorerst die Impfung der über 80-Jährigen vor. Das heißt auch, dass die Mediziner Hausbesuche machen, um ihre bettlägerigen Patienten daheim zu impfen. Sie und ihr Ehemann Otto Weber werden mit den Impfungen nächsten Mittwoch beginnen – wenn keine Sprechstunde ist. Denn die Geimpften müssen noch 30 Minuten überwacht werden. Dafür müssen genügend Räume zur Verfügung stehen.

Ärztin hofft auf Verständnis der Patienten

Generell begrüßt die Medizinerin, dass die Hausärzte miteinbezogen werden in die Impfkampagne. Aufgrund der noch bestehenden „Hürden“ hofft sie auf das Verständnis ihrer Patienten in der Startphase und verweist weiter auf die Impfzentren. Und sie hofft auch, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson in Einzelportionen kommt.

Dr. Gabriele Wagner versteht die Sorgen

„Ich wünsche mir, dass es bald genug Impfstoff gibt“, sagt auch die Chefin des Gesundheitsamts im Zollernalbkreis, Dr. Gabriele Wagner. Grundsätzlich müsse dann geimpft werden, was das Zeug hält, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Sorgen von Hinderer-Weber kann sie gut nachvollziehen.

Denn: Die Hausärzte hatten dafür geworben, schnellstmöglich impfen zu dürfen. Dass es aber nun zunächst ausschließlich Biontech/Pfizer wurde, hatte man in den Reihen der Hausärzte so wohl nicht erwartet. Logistisch, sagt auch Wagner, sei der eine besondere Herausforderung. „Er ist sehr empfindlich und wirklich nicht ganz einfach in der Handhabung. „Wir wissen das bereits aus dem Kreisimpfzentrum in Meßstetten.“