Meßstetten

Im Zollernalbkreis sind bislang knapp 1300 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen

05.04.2022

von Peter Franke/Pressemitteilung

Im Zollernalbkreis sind bislang knapp 1300 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen

© Peter Franke

Gut besucht war die Infoveranstaltung für Helfende für Ukraine-Geflüchtete in der Meßstetter Festhalle.

Im Zollernalbkreis sind laut Angaben des Landratsamtes aktuell 875 ukrainische Kriegsgeflüchtete gemeldet. Davon sind die meisten Personen in Balingen (250), Albstadt (141), Hechingen (129), Rosenfeld (73) und Haigerloch (48) untergebracht. Hinzu kommen 402 Personen im Ankunftszentrum Meßstetten, das ist der Stand am 4. April, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Gut besucht war am Montagabend in Meßstetten die Infoveranstaltung für Menschen, die den Geflüchteten helfen wollen.

In einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt es: „Die Welle der Hilfsbereitschaft im Zollernalbkreis ist ungebrochen“, berichtet Sozial- und Rechtsdezernent Georg Link. Der Landkreisverwaltung liegen gegenwärtig 237 Wohnungsangebote vor. Bislang konnten 58 Wohnungen für 108 Erwachsene und 113 Kinder (221 Personen) vermittelt werden. „Wir sind weiterhin dabei, die einzelne Angebote zu koordinieren“, so Link weiter. 654 Personen sind bei Verwandten oder Freunden untergekommen.

Keine weiteren Sachspenden

Um die Geflüchteten mit dem Notwendigsten zu versorgen, hat das DRK Zollernalb eine Kleiderkammer in direkter Nähe zum Ankunftszentrum in Meßstetten eingerichtet. „Unser Dank geht an alle Mithelfenden für den großartigen Einsatz und das pragmatische Mitanpacken“, so Landrat Günther-Martin Pauli.

Derzeit sind die Lager voll, sodass keine weiteren Sach- und Kleiderspenden mehr angenommen werden können. Außerdem werden ab dieser Woche aus logistischen Gründen nur noch die Bewohner des Ankunftszentrums Ukraine in Meßstetten in der Kleiderkammer versorgt. Alle anderen Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine haben Anspruch auf Sozialleistungen und können ihren Bedarf beispielsweise über den DRK-Kleiderladen in Balingen oder die Second-Hand-Läden in Albstadt und Hechingen decken.

Deutschkurse immer samstags

Neben der Kleiderkammer stellt das DRK zudem die medizinische Versorgung der Geflüchteten sicher. Auf dem Gelände des Ankunftszentrums befindet sich eine Krankenstation. Täglich wechselnde Fachrichtungen wie eine Kinderärztin, Allgemeinmedizin und Gynäkologie kümmern sich um die medizinischen Anliegen der Bewohner.

Samstags finden derzeit Deutschkurse für die Bewohner des Ankunftszentrums statt. Gleichzeitig werden zahlreiche Kinder von ihren Lehrerinnen, die sich teilweise noch in der Ukraine befinden, per Fernunterricht unterrichtet. Eine ukrainische Lehrerin unterrichtet ihre Schüler aus dem Ankunftszentrum heraus.

Bürgerinformation für Helfende in der Festhalle Meßstetten

Groß war auch die Resonanz der Infoveranstaltung für Menschen, die den Ukraine-Geflüchteten helfen wollen. Unüberhörbar war dabei aber der Ruf nach weiteren Helfern zur Betreuung und Unterstützung Kriegsvertriebener, die aktuell fast ausschließlich aus der Ukraine ankommen. 402 waren es, Stand Montag, im Ankunftszentrum Ukraine in der ehemaligen Zollernalb-Kaserne Meßstetten. Etwa 120 von ihnen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Viele bekannte Gesichter

Bürgermeister Frank Schroft begrüßte in der Festhalle der Stadt die erfreulich große Schar an Bereitwilligen. Viele der gut 50 Besucher identifizierte er als Leute, die schon ab 2014 mithalfen, sich um die Asylsuchenden in der LEA zu kümmern. Jetzt habe die Hilfe ein anderes Gesicht, machte er klar.

Keine Zuweisung von Geflüchteten

Auch Landrat Günther-Martin Pauli hob die unterschiedliche Ausgangslage hervor. Während die Flüchtenden vor einigen Jahren verteilt und zugewiesen wurden, können sich die Opfer des Ukrainekrieges in Europa frei bewegen, kommen also aus mehr oder minder freien Stücken nach Meßstetten. Das geschehe dann oft über freund- oder verwandtschaftlichen Beziehungen. Einige der Menschen kommen mit den eigenen Fahrzeugen. Und wegen dieser Umstände seien die vom Bund angekündigten Zahlen unzuverlässig.

Großer Dank für breitaufgestellte Hilfe

Das Begrüßungstrio, zu dem auch Frank Maier, Referatsleiter im Regierungspräsidium Tübingen gehörte, dankte mehrfach für die teils unkonventionelle und sehr engagierte Hilfe von Vereinen, Handwerkern und Betrieben, die es möglich machten, dass mehrere Kasernengebäude für eine menschenwürdige Unterbringung innerhalb kürzester Zeit hergerichtet werden konnten.

Vize-Landrat als Apotheken-Kurier

Und da war sich auch der Erste Landesbeamte des Zollernalbkreises, Matthias Frankenberg, nicht zu schade, mal spontan als Kurier zur Apotheke zu fahren. Ansonsten leitet er den Standort in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen und dessen Referatsleiter Frank Maier. Von den zunächst untergekommenen Menschen erfahre man ehrliche Dankbarkeit.

Verschiedene Tische je nach Bedarf

Schon im Vorfeld der Veranstaltung in der Festhalle hatte die Verwaltung in Zusammenarbeit mit bereits aktiven Helfern und Gruppen den Bedarf der Schutzsuchenden aufgeschlüsselt. Passend dazu waren in der Halle gekennzeichnete Tische aufgestellt, an der jemand für den entsprechenden Bereich angesprochen werden konnte.

Da fanden sich zum Beispiel Themen wie Kleidersortierung, Kinderbetreuung, Sprachkurse/Dolmetscher, Kurierdienste, Tierbetreuung (Streichelzoo auf dem Kasernengelände für mitgebrachte Tiere) oder Erste-Hilfe-Leistungen.

Im Zollernalbkreis sind bislang knapp 1300 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen

© Peter Franke

An verschiedenen Tischen ging es um den unterschiedlichen Bedarf der Menschen.

Offen sei man aber für jedes andere Hilfsangebot, wurde den Menschen im Saal versichert. Ideen und Eigeninitiative seien willkommen. Und man dürfe sich gerne als Multiplikator bei der Anwerbung von Helfern betätigen, hatte Pauli gerufen.

Keine Fahrräder und genügend Kinderwagen

Bei den Sachspenden müsse man beachten, dass nicht jede angenommen werden könne. Fahrräder seien auf dem Gelände nicht zugelassen und Kinderwagen habe man mehr als ausreichend, wurde beispielhaft erklärt.

Stadt finanziert das Fernsehschauen

Harald Fritz ist Beauftragter für das Ankunftszentrum und allgemeiner Ansprechpartner. Sylke Schlude hat ein Mandat vom Landratsamt in dieser Sache. Um die Menschen mit Fernsehen aus der Heimat zu versorgen, wird eine Satellitenanlage installiert, finanziert aus dem Fördertopf der Stadt, wurde bekannt gegeben, und ein Begegnungscafé wird demnächst eingerichtet.

Diesen Artikel teilen: