Dotternhausen

Im Sommer vom Minus ins Plus? Dotternhausens Finanzen hängen von der Holcim-Einigung ab

04.06.2020

Von Rosalinde Conzelmann

Im Sommer vom Minus ins Plus? Dotternhausens Finanzen hängen von der Holcim-Einigung ab

© Rosalinde Conzelmann

Die Lore schwebt an der Seilbahn von Holcim über Dotternhausen – so wie der Ausgang der Verhandlungen über ein Gesamtpaket, das erhebliche Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen haben wird.

Der Dotternhausener Gemeinderat hat den Haushalt 2020 verabschiedet. Der Etat weist ein negatives Ergebnis aus. Was Amtsverweser Alfons Kühlwein relativiert. Denn die Zahlen sind nur eine Momentaufnahme und können sich noch drehen. Das Zünglein an der Waage wird die Einigung oder das Scheitern der Verhandlungen mit Holcim sein.

Auf den ersten Blick geht es Dotternhausen so wie vielen Nachbargemeinden, seit das neue kommunale Haushalts- und Rechnungswesen, kurz Doppik, eingeführt wurde: Der Haushaltsplan ist nicht ausgeglichen, sprich, der Etat schließt mit einem negativen Ergebnis ab.

Ausgleich ist nicht geschafft

In Dotternhausen drückt es sich so in Zahlen aus: Der Gesamthaushalt 2020 weist rund fünf Millionen Euro an ordentlichen Erträgen und rund 5,4 Millionen Euro an ordentlichen Aufwendungen. Damit liegt das ordentliche Ergebnis somit bei einem Minus von 425.830 Euro und der Haushaltsausgleich ist nicht geschafft.

Doch diese Zahl ist derzeit nur eine Momentaufnahme, wie Amtsverweser Alfons Kühlwein in der ersten öffentlichen Gemeinderatssitzung nach der coronabedingten Sitzungspause betonte.

Die Zahlen sind vom März

Aufgrund der Pandemie und den Beschränkungen sei auch für die Kommunen alles anders in diesem Jahr. Der Etat weise den Stand vom März auf und sei eine Fleißarbeit und das Erstlingswerk von Hauptamtsleiterin Manuela Engesser. Die Gemeinde habe so zwischen 10.000 und 15.000 Euro eingespart.

Ob der Haushalt, der Investitionen in Höhe von 4,4 Millionen Euro vorsieht, doch noch ausgeglichen werden kann, liegt in den Händen der Juristen, die, wie schon berichtet, mit Holcim über die Ausgleichsflächen und die Pachteinnahmen aus dem Kalksteinabbau verhandeln. Das Gesamtpaket enthält zudem Verhandlungen über die Erneuerung der Seilbahn und die Emissionen aus den beiden Öfen.

Amtsverweser Alfons Kühlwein ist optimistisch, dass sich die Zahlen noch drehen werden. „Wenn eine Einigung über den Pachtzins erzielt wird, sieht die Welt gleich ganz anders aus“, gibt er sich zuversichtlich. Denn im Etat ist aufgrund der derzeitigen Unsicherheit noch der reduzierte, frühere Pachtzins eingestellt.

Das Dorf ist schuldenfrei

In der Gemeinderatssitzung stellte Kühlwein deshalb klar: „Wir stehen nicht schlechter da als andere Gemeinden.“ Denn das Dorf sei schuldenfrei und werde auch dieses Jahr zur Bewältigung aller Investitionen keine neuen Kredite aufnehmen. Die liquiden Mittel liegen bei rund zwei Millionen Euro.

Der Bau eines Betriebshofs mit einer Million Euro gehört zu den großen Investitionen in diesem Jahr. Für den Erwerb des neuen Feuerwehrfahrzeugs und die Begleitung durch eine Agentur sind 540.000 Euro veranschlagt.

Ein Bescheid steht noch aus

Der Bescheid über die Feuerwehrförderung in Höhe von 92.000 Euro ist bereits eingegangen. Der beantragte Zuschuss in Höhe von 150.000 Euro aus dem Ausgleichstock steht noch aus. Kühlwein rechnet im Sommer mit einem positiven Bescheid.

Auf der Ausgabenseite sind mehrere Positionen aufgeführt, die bereits abgeschlossen sind, jetzt aber erst die Schlussrechnungen eingegangen sind. Beispielsweise für die Schulsanierung, die Ende des vergangenen Jahres abgeschlossen wurde oder die Sanierung der Hauptstraße mit den neuen Haltestellen.

Für den Kindergarten ist eine Planungsrate in Höhe von 50.000 Euro eingestellt. Das Gebäude aus den 1960er-Jahren wurde zwar immer wieder renoviert, weist aber dennoch einen Sanierungsstau auf. Außerdem spielen die Kinder aus Dotternhausen und Dautmergen in beengten Verhältnissen, weil die insgesamt fünf Gruppen sehr gut belegt sind.

Kühlwein bezeichnete die Planungsrate als Einstieg in dieses wichtige Zukunftsthema, an dem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hängt.

Kindergarten ist ein großes Thema

Im Kindergarten gibt es bislang keine Ganztagesbetreuung und keine verlängerten Öffnungszeiten. Im September sollen als Übergangslösung die durchgehende Betreuung bis 14 Uhr und ein Mittagessen angeboten werden.

Was die große Lösung betrifft, ist laut Kühlwein noch alles offen. Denkbar seien ein Teilumbau, eine Komplettsanierung oder ein Neubau. Entscheidend sei, dass das Thema jetzt mit Nachdruck angegangen wird.

Verlust in der Wasserversorgung

Der Gemeinderat stimmte auch über den Jahresabschluss 2018 der Wasserversorgung ab, die mit einem Verlust in Höhe von 17.000 Euro abschließt, 7000 Euro mehr als 2017. Gemeinderat Karl Haller hakte nach, ob aufgrund dieses Verlustes mit einer Erhöhung der Wassergebühren zu rechnen ist.

Das verneinte Kühlwein, er wies jedoch darauf hin, dass keine dauerhaften Verluste eingefahren werden sollten. „Das müssen wir im Auge behalten.“ Roland Mertens vom Bauamt führte den Verlust von 2018 auf vermehrte Rohrbrüche zurück. Dies sei nicht die Regel.

Hinweis (5. Juni, 14.35 Uhr): In einer früheren Version des Artikels ist von rund 4,4 Millionen Euro an ordentlichen Aufwendungen die Rede. Richtig sind jedoch 5,4 Millionen Euro. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen!

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