Handball

Hoher Müdigkeitsfaktor: Optimismus beim HBW Balingen-Weilstetten trotz Testspiel-Pleite

25.09.2020

Von Marcus Arndt

Hoher Müdigkeitsfaktor: Optimismus beim HBW Balingen-Weilstetten trotz Testspiel-Pleite

© Eibner

Der HBW verlor den Test in Konstanz.

Es liegt eine lange Punktspielpause hinter den Balingern, welche nach dem Saisonabbruch 157 Tage lang nur noch sporadisch am Ball waren. Sieben Tests absolvierte der HBW – mehr war aufgrund der Corona-Pandemie nicht drin.

Trainer Jens Bürkle hat sich mit der ungewohnten Situation arrangiert, „weil sie für alle mehr oder weniger identisch ist“, wie es der Sportwissenschaftler formuliert. Dieser wollte vor dem Saisonstart gegen Melsungen am 4. Oktober eigentlich gegen seinen Ex-Klub Rimpar Wölfe testen, „doch wir haben leider keinen Spielort gefunden – und ich wollte keine 600 Kilometer fahren.“ Kurzzeitig dachten beide Klubs Heilbronn als möglichen Austragungsort an, „haben konkret nachgefragt und lange darüber diskutiert“, so der 39-Jährige weiter. Ohne Erfolg.

Stresstest für die Abläufe

Da kam es nicht ungelegen, dass die klassentiefere HSG Konstanz bereits beim BGV-Cup Auftaktgegner der „Gallier“ noch einmal anfragte. Der Zweitligist suchte nicht nur den sportlichen Vergleich, sondern nutzte die Partie am Mittwochabend vor 400 Zuschauern als Stresstest für die Abläufe rund um das Hygiene- und Betriebskonzept für die Schänzle-Sporthalle. Mit 34:32 setzte sich der Bodensee-Klub durch.

„Eine ärgerliche Niederlage“, räumt der HBW-Coach unumwunden ein. Er wollte die Pleite aber nicht überbewerten: „Die Mannschaft hat die vergangenen Wochen so klasse durchgezogen, dann kann man auch mal ein Auge zudrücken. Es hat sich schon nach zehn Minuten angedeutet, dass das schwer wird. Vielleicht hat der Athletikblock, den wir in dieser Woche hatten, doch tiefere Spuren hinterlassen...“

Frei bis Sonntag

Am Donnerstag absolvierte der HBW trotzdem zwei Trainingseinheiten. „Danach machen wir bis Sonntagabend frei“, verrät der Balinger Coach, „das sind gefühlte drei Tage Urlaub für die Mannschaft.“ Die hinterlässt nach der fast zweimonatigen Vorbereitung einen guten Eindruck. „Auch die hohe Intensität steckt sie gut weg – auch wenn der Müdigkeitsfaktor in Konstanz hoch war“, sagt der frühere Erstliga-Spieler. Dieser feilte zuletzt noch einmal an den Details: in Abwehr und Angriff gleichermaßen.

Bruch am Sprungbein

Verzichten muss er weiterhin auf Marcel Niemeyer, der nach seinem Bruch am Sprungbein weiter einen Spezialschuh trägt. „Er muss nicht operiert werden“, atmet Bürkle auf, „ich hoffe, dass er in zwei, drei Wochen mit dem Aufbautraining beginnen kann.“ Am Sonntag soll Jona Schoch wieder mit dem Team üben. Der 26-Jährige laboriert an einer Bauchmuskelzerrung, „und hat immer noch leichte Beschwerden beim Sprungwurf“, verrät der erfahrene Übungsleiter, „gegen Melsungen wird er auflaufen.“

Wer sich zum Saisonstart am Kreis die Spielanteile mit Fabian Wiederstein teilt? In der zweiten Vorbereitungsphase erarbeitete sich Tobias Heinzelmann leichte Vorteile. „Ich sehe ihn ein Stück weiter als Lars Röller“, verrät Bürkle.

Der Ex-Löwe überzeugte gegen den Schweizer Serienmeister aus Schaffhausen. „Es bleibt spannend“, sagt der HBW-Trainer, „alle Spieler aus dem Anschlusskader sind der Bundesliga ein Stück näher bekommen – und das ist auch gut so.“ Ohne Zweifel erhöhen nicht nur die beiden Kreisläufer aus dem Perspektivteam den Druck auf die arrivierten Akteure.

Starke Perspektivspieler

Es seien gute Leistungen von allen gewesen, betont der Anführer der „Gallier“. Mario Ruminsky präsentierte sich auf Augenhöhe mit den Torhüterkollegen Mike Jensen und Vladimir Bozic – Niklas Diebel netzte gegen Konstanz fünfmal, hinterließ einen starken Eindruck. „Die Pipeline zwischen erster und zweiter Mannschaft bleibt offen“, erklärt Bürkle im Hinblick auf die Mammut-Saison, welche gegen die Bartenwetzer beginnt.

Die Nordhessen haben zuletzt gegen den Ligarivalen Stuttgart erfolgreich getestet: sich mit 29:27 durchgesetzt. Schritt für Schritt sei Melsungen in der Vorbereitung vorangekommen, hat Bürkle beobachtet. Unter der Regie des Isländers Gudmundur Gudmundsson haben die Nordhessen „das System gefühlt einmal auf links gedreht“, sagt der Ex-Balinger Kai Häfner, „suchen verstärkt das Eins-gegen-Eins.“ Dennoch besitze Melsungen noch enorme Shooterqualitäten, warnt Bürkle, „aber es ist das erste Rundenspiel – da ist vieles möglich.“

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