Burg Hohenzollern

Hohenzollern-Chef verzichtet auf Tausende Kunstwerke und zieht Klagen auf Entschädigung zurück

09.03.2023

von Deutsche Presse-Agentur

Hohenzollern-Chef verzichtet auf Tausende Kunstwerke und zieht Klagen auf Entschädigung zurück

© Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Georg Friedrich Prinz von Preußen hat angekündigt, seine Klagen um Millionen-Entschädigungen für enteignete Schlösser und Villen sowie die Rückgabe von Kunstwerken und Inventar zurückzuziehen.

Es geht um Millionen, die Rückgabe von Kunstobjekten und um Entschädigungen. Nun will Georg Friedrich Prinz von Preußen einen Schlussstrich ziehen.

Georg Friedrich Prinz von Preußen zieht im Streit um ungeklärte Eigentumsfragen und Ausgleichsleistungen Forderungen des Hauses Hohenzollern an den deutschen Staat zurück. Das gab er am Mittwoch in einem Interview der „Welt“ bekannt.

Konkret geht es um etwa 4000 Kunstwerke, die sich nach Angaben von Georg Friedrich Prinz von Preußen in Liegenschaften seiner Familie in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone befanden und die im Zeitraum von 1945 bis 1949 ohne Gerichtsurteil enteignet wurden.

Hat Urgroßvater Nazis Vorschub geleistet?

Für deren Zuordnung beziehungsweise Rückgabe sei die Frage relevant, „ob mein Urgroßvater Kronprinz Wilhelm von Preußen durch sein Verhalten den Nationalsozialisten ,Vorschub geleistet‘“ habe, erläuterte Georg Friedrich Prinz von Preußen die Lage mit Blick auf die Bestimmungen des Ausgleichsleistungsgesetzes.

Der Rückzug der Forderungen erfolge aus persönlichen Gründen — unabhängig von möglichen Erfolgschancen. Als „Chef des Hauses Hohenzollern“ verzichte er auf die Kunstwerke und Ausgleichszahlungen aus diesem Komplex.

Georg Friedrich will unbelastete Debatte

Mit dem Ende des Verfahrens wolle er den Weg freimachen für eine „unbelastete Debatte“. Er habe „überhaupt kein Problem damit, mich mit der Geschichte meiner Familie kritisch auseinanderzusetzen“, versicherte der Adelige.

Im Fall von Kronprinz Wilhelm (1882—1951) sei es zwar „nicht eindeutig nachweisbar“, dass dieser den Nationalsozialisten Vorteile verschafft habe. Er habe aber „ganz klar die Nähe zum NS–Regime gesucht“. Als Person, die sich dem Rechtsextremismus angebiedert habe, könne er somit „nicht für unser Haus traditionsstiftend sein“.

Kulturelles Erbe von historischen Fragen trennen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth begrüßte die Ankündigung. Es sei ein wichtiger Schritt, wenn von Preußen nun bereit sei, „die historischen Fragen von den Fragen des zukünftigen Umganges mit dem kulturellen Erbe des Hauses Hohenzollern zu trennen“, sagte die Grünen–Politikerin dem „Spiegel“.

Offen bleibt nach den Worten von Georg Friedrich der Umgang mit Dauerleihgaben aus der privaten Kunstsammlung der Familie. Dabei handle es sich um den Vermögensteil, der nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik beziehungsweise in West–Berlin verblieben sei. Außerdem existiere noch ein dritter Komplex von weiteren Kunstwerken, „die nie enteignet wurden und nach meinem Verständnis uns gehören“.

Zwei Klagen zurückgezogen

Der Hohenzollern–Chef hat aber nach eigenen Angaben zwei Klagen gegen die öffentliche Hand um Entschädigung in Millionenhöhe zurückgezogen. Das bestätigte der 46–Jährige am Donnerstag in Berlin.

Vonseiten des zuständigen Verwaltungsgerichts in Potsdam lag dafür noch keine Bestätigung vor. „Aber Sie können davon ausgehen, dass ich auch dazu stehe“, sagte von Preußen am Rande einer Historikerdiskussion um die Rolle seiner Familie im Nationalsozialismus.

Worum es dabei geht

Die Gespräche ruhen, nachdem Brandenburg einen seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wie das Schloss Rheinsberg, das Krongut Bornstedt und etliche Villen in Potsdam wieder aufgenommen hat.

Brandenburg hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen hatten die Hohenzollern geklagt. Es geht um 1,2 Millionen Euro.

In der zweiten Klage geht es unter anderem um Inventar aus den Schlössern Rheinsberg und Cecilienhof in Potsdam. Auch in diesem Fall hatte das Land eine Entschädigung mit derselben Begründung abgelehnt.

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