Hoffmeister-Kraut spricht sich in Hechingen gegen schärferes Waffenrecht aus

Von Jörg Wahl

Die Politprominenz gibt sich beim Kreisschützentag die Ehre und verteilt viel Lob für das gesellschaftliches Engagement der Schützen. Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut will den Schießsport weiter unterstützt wissen, sprach sich gegen eine Verschärfung des Waffenrechts aus.

Hoffmeister-Kraut spricht sich in Hechingen gegen schärferes Waffenrecht aus

Der Fahneneinmarsch, heuer begleitet von den Marschklängen des Musikvereins Stetten/Hechingen, hat Tradition.

Mit dem obligatorischen Fahneneinmarsch der Fähnriche, begleitet von den Marschklängen des Musikvereins Stetten/Hechingen, begann am Samstag der Kreisschützentag des Schützenkreises Zollernalb in der Stadthalle Museum in Hechingen.

Dem Kreisoberschützenmeister Wolfgang Musch, der auch durch den Abend führte, oblag die offizielle Eröffnung. Er konnte sich über zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Schießsport freuen. Mit von der Partie: die Bundestagsagbeordnete der CDU, Annette Widmann-Mauz, die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, der CDU-Bundestagsagbeordnete Thomas Bareiß und Dr. Martin Rosemann, Bundestagsabgeordneter der SPD. In den prominenten Reigen reihten sich ebenso ein: Jürgen Fischer, der Bürgermeister Philipp Hahn vertrat, Hendrik Rohm, Präsident des Sportkreises Zollernalb und Alwin Meicht, Kreisoberschützenmeister im Schützenkreis Tuttlingen.

Einmal mehr kam am Samstag zum Ausdruck, dass in den Schießsport viel investiert wird, dies sei „förderlich für eine erfolgreiche Vereinsarbeit und dem Allgemeinwohl der Bevölkerung“, sagte Kreisoberschützenmeister Musch. „Mitgliederzahlen, förderliche Jugendarbeit und angenommene Vereinsangebote bestätigen dies.“ Mit vorbildlichem Engagement und Leidenschaft einerseits, aber auch disziplinierter Verantwortung und Zielstrebigkeit andererseits würden sich die Schützinnen und Schützen im Ehrenamt einsetzen und somit einen beträchtlichen Teil im kulturellen Leben leisten. Zusammenhalt und Förderung der Gemeinschaft seien wichtige Faktoren. Brauchtum und Tradition tragen zum Allgemeinwohl der Gesellschaft bei, wenngleich auch Corona etliche Spuren im Vereinsleben hinterlassen habe, so Musch.

Als Ausrichter und Gastgeber sprach Kurt Riester von der Schützengilde Hechingen das erste Grußwort und informierte über die Hechinger Schützengilde. Eine breite Palette an Grußworten und verdienten Ehrungen – über diese werden wir noch gesondert berichten – gaben dem Festakt einen feierlichen Rahmen. Nacheinander hielten die Ehrengäste ihre Ansprachen. Alle Redner waren sich einig: „Sportschützen zeigen große Verantwortung und Disziplin im Umgang mit Waffen und seien in der Ausübung ihrer Ehrenämter unverzichtbar für Gesellschaft und das traditionelle Kulturgut.“ Ihre Gründungen würden Hunderte von Jahren zurückreichen, bis ins 12. Jahrhundert, einst zur Verteidigung der Bevölkerung vor Räuberbanden, so Jürgen Fischer.

„Vorbildliches Engagement und wertvoller Beitrag für Gesellschaft und Demokratie“

Nicht unerwähnt blieb der kürzliche Amoklauf in Hamburg mit mehreren getöteten Menschen. „Ich glaube nicht, dass nach 2,5 Jahren eine erneute Verschärfung des Waffengesetzes mit Einschränkungen im Bereich der Sportschützen notwendig ist“, sagte Nicole Hoffmeister-Kraut. Der Schießsport müsse nach wie vor unterstützt werden, findet sie. Hoffmeister-Kraut warf den Blick in ihrer Rede auch auf die politische Weltlage: Den Krieg in der Ukraine bewerte sie als „barbarisches Kriegsverbrechen“, er richte sich gegen die Demokratie. Ihre lobenden Dankesworte galten den Funktionären im Kreisschützenamt für deren „vorbildliches Engagement und dem wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und der Demokratie, gerade in heutiger Zeit“.

Interesse am Schießsport lässt während Corona gravierend nach

An den Festakt des Kreisschützentages in der Hechinger Stadthalle Museum schloss sich die Hauptversammlung mit den üblichen Regularien an. Im aufschlussreichen Bericht gab Kreisoberschützenmeister Wolfgang Musch Einblick über Aktivitäten und Aktualitäten des Schützenkreises Zollern-Alb im vergangenen Jahr. Insbesondere die Corona-Pandemie habe ihre Spuren hinterlassen. Erst im letzten Herbst konnten die Landes- und Deutschen Meisterschaften wie auch die Rundenwettkämpfe bis auf wenige Ausnahmen durchgeführt werden, war zu erfahren.

Hervorzuheben sei das disziplinierte Verhalten der Seniorenschützinnen und Schützen in den Auflagewettkämpfen. „Trotz allem hat die Corona-Zwangspause eine rückläufige Entwicklung vor allem im Jugendbereich hinterlassen.“ Das Interesse am Schießsport habe gravierend nachgelassen, beschleunigt durch die Pandmie. Dieser negativen Entwicklung müsse aus Sicht der Schützen ernsthaft entgegengewirkt werden, sagte Musch. Und dies vorwiegend bei der Jugendwerbung. Musch nannte an dieser Stelle die neue und anerkannte Disziplin „Blasrohrschießen“.

Rund 4500 Schützen im Zollernalbkreis aktiv

Nach einem Mitgliederschwund von 68 Mitgliedern seien nunmehr 4489 Schützen gemeldet. 2019, und damit vor der Pandemie, waren es noch 4972 Schützen. „Die letzten Monate und auch die folgenden werden uns alle weiter auf den Prüfstand stellen, sei es menschlich, wirtschaftlich und organisatorisch“, so der Kreisoberschützenmeister. „Wortwörtlich auf dem Prüfstand stehen aktuell alle Vereinsmitglieder, die im Besitz von Waffen und einer Waffenbesitzkarte sind.“ Der Grund dafür sei eine Gesetzesänderung, insbesondere das dritte Gesetz zur Änderung des Waffengesetzes und weiteren Vorschriften vom 1. September 2020. Die Paragraphen regeln Erwerb und Besitz von Schusswaffen und Munition durch Sportschützen, unterscheiden „Bedürfnis zum Erwerb“ und „Bedürfnis zum Besitz“. Eigens deshalb habe im November eine Spotleitersitzung stattgefunden.

Was rechtfertig eine weitere Verschärfung des Waffenrechts?

Eine weitere Debatte habe sich anlässlich des jüngsten Amoklaufs in Hamburg entfacht, wo mehrere Menschen getötet wurden. Es stelle sich die Frage, was eine weitere Verschärfung des Waffengesetzes rechtfertige. „Und was soll überhaupt noch verschärft werden?“, fragte Musch. Gelte es doch eher zu überprüfen, wo grundlegende Fehler und falsche Einschätzungen gemacht wurden, weshalb die drohende Gefahr nicht erkannt wurde, im Verein, im familiären Umfeld oder letztlich bei den Kontrolleuren seitens der Behörde. Musch appellierte, „bei auffälligen Veränderungen von Schützen den Kontakt mit der Behörde zu suchen“. Trotz aller negativen Einflüsse sei er jedoch zuversichtlich, dass baldigst wieder Normalität und vor allem Motivation in den Schützenhäusern und Vereinen einkehre. Der Schießsport lebe von einer Mischung aus technischer Begeisterung, Kameradschaft und Disziplin. „An diesen Tugenden und der Tradition wollen wir zukünftig festhalten.

Gelungene Jugendrunde 2022

Musch sprach allen Schützen ein großes Kompliment aus, für Ausdauer und Nachsicht der Einschränkungen mit behördlichen Auflagen. Kreisjugendleiter Uwe Krohn informierte die Anwesenden über eine gelungene Jugendrunde 2022 und teilte die Ergebnisse mit. Namentlich nannte er die Erfolge folgender Schüler, Jugendlichen und Junioren: Carolin Bitzer, Lukas Beiter, Christian Markovski und Janina Blumenstetter. Intensiv und kontinuierlich müsse die Jugendarbeit angegangen werden, um „neuen Schwung reinzubekommen“. Nachfolgerin von Anne Kohler als Kreisjugendsprecherin wurde Vivian Pribek.

Nächster Kreisschützentag findet in Jungingen statt

Zudem gewählt wurde Eberhardt Keinath als Nachfolger von Sandra Bartz im Amt des stellvertretenden Kassenprüfers. Über die finanzielle Lage das Berichtsjahr sowie einem soliden Kassenstand referierte anschließend Kreisschatzmeister Max Rädle. Bereits zu erfahren war am Samstag: Der Schützenverein Jungingen sei am 22. Juli 2024 Ausrichter des nächsten Kreisschützentags, wie Wolfgang Musch informierte.

Über die beim Kreisschützentag in Hechingen durchgeführten Wahlen werden wir ebenfalls noch gesondert berichten.