Es ist nicht nur eine über viele Jahre gewachsene, grenzübergreifende Freundschaft, die Rainer Günther aus Albstadt und Alain Laury verbindet. Es ist auch deren jahrzehntelanges Engagement, mit dem sie sich mit Herzblut und tiefer Überzeugung für die Partnerschaft ihrer beiden Heimatstädte und damit ihrer beiden Länder eingesetzt haben und nach wie vor einsetzen.

Mit Fug und Recht können Rainer Günther und Alain Laury daher als Väter jener erfolgreichen Städtepartnerschaft bezeichnet werden, die an diesem Wochenende ihr Bestehen seit 40 Jahren feierte. Daher wurden beide im Rahmen des festlichen Empfanges am Freitagabend in der Ebinger Festhalle mit der Bürgermedaille der Stadt Albstadt geehrt.

Mitbegründer der Städtepartnerschaft

Oberbürgermeister Klaus Konzelmann hielt die Laudatio auf die beiden Urgesteine der Jumelage. Rainer Günther, der im März diesen Jahres seinen 80. Geburtstag feierte, hat sogar an der Ausarbeitung und Übersetzung des Partnerschaftsvertrages mitgewirkt, so Konzelmann. Er könne daher durchaus als Mitbegründer der Städtepartnerschaft bezeichnet werden.

Bereits als junger Stadtrat - er engagierte sich von 1995 bis 2009 im Gemeinderat für seine Heimat - seien seine Französischkenntnisse bei der Kontaktpflege mit Chambéry gefragt gewesen. Als Lehrer verstand er es nicht nur fabelhaft, junge Menschen mit seiner Begeisterung für die Sache zu infizieren.

Aussöhnung zweier Völker

Der „überzeugte Europäer, der er sein Leben lang war und bis heute noch ist“, so Konzelmann, „setzte alles daran, die deutsch-französische Freundschaft, die Aussöhnung der beiden Völker auf die Ebene der Bürger unserer beiden Städte herunter zu brechen“.

Rainer Günther initiierte den Schüleraustausch des Ebinger Gymnasiums, war von 2000 bis 2015 Vorsitzender des Arbeitskreises Chambéry. Unter seiner Federführung fanden insbesondere alle fünf Jahre zu den großen Jubiläen Begegnungsfahrten statt, zu Beginn mit dem Zug, später mit Reisebussen.

Ansprechpartner für Jedermann

Dabei war Rainer Günther Organisator und Ansprechpartner für Jedermann, Dolmetscher und Übersetzer, Kommunalpolitiker und Lehrer, Stadt- und Reiseführer zugleich. Keine Arbeit war zu viel, kein Engagement zu groß, keine Anstrengung zu schwer.

2003 zeichnete ihn der französische Staat mit seiner höchsten Auszeichnung für ehrenamtliche Tätigkeit aus, die von Napoleon bereits im Jahr 1808 gestiftet wurde: dem „Ordré des Palmes Académiques“. 2004 erhielt Rainer Günther für sein großes ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Sozial vielseitig engagiert

Nach wie vor liegt Rainer Günther, lobte der Oberbürgermeister, die Städtepartnerschaft am Herzen. Auch bei der Vorbereitung dieses Jubiläums stand er dem Orga-Team im Kulturamt mit Rat und Tat zur Seite.

Neben all dem blieb Rainer Günther noch Zeit, sich in vielfältiger Weise sozial zu engagieren. Er setzte sich für das Hilfsprojekt Bisoro zusammen mit Rolf Armbruster ein, übernahm 2000 nach dem Tod seines Sohnes das Projekt „Jardin del Eden“ und gründete mit seiner Frau Ursel die Michael-Günther-Stiftung. Zudem bringt er sich in der Kräuterkasten-Initiative ein.

Mit Herzblut bei der Sache

Alain Laury würdigte Klaus Konzelmann ebenfalls. Seine Amtszeit als Präsident der Association - 2007 bis 2016 - fiel zu einem großen Teil in die „Ära Rainer Günther“. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft. Beide setzten sich mit Herzblut für dieselbe Sache ein. Auch mit Rolf Armbruster ist der 1945 geborene Alain Laury befreundet. Mit ihm reiste er 2011 nach Bisoro/Burundi, um sich vor Ort zu informieren.

Laury, der aufgrund persönlicher Schicksalsschläge 2016 als Präsident zurück trat, initiierte Bürgerfahrten der Associationsmitglieder zu deutschen Weihnachtsmärkten, meist nicht unweit von Albstadt entfernt, wodurch auch Treffen mit den Albstädter Freunden zustande kommen. Als „Mann mit der Kamera“ hielt und hält er die Partnerschaftsbegegnungen akribisch mit der Kamera fest.

Seit 74 Jahren herrscht Frieden

Beide bedankten sich sichtlich bewegt für die Ehrung. Rainer Günther erinnerte in berührenden Worten daran, dass die Menschen in Europa das Glück hätten, seit 74 Jahren in Frieden leben zu dürfen. Auf dem Weg, dieses Gut zu bewahren, dürfe man gerade auch mit Blick auf erstarkende egoistisch-nationalistische Kräfte jedoch nicht stehen bleiben, mahnte er.

Auf den bunten Sofas auf der Bühne nahmen über den Abend verteilt zahlreiche Gäste Platz, um ihre Sicht der Städtepartnerschaft im lockeren, angeregten Gespräch darzulegen, darunter OB Konzelmann, Chambérys Bürgermeister Michel Dantin oder Dr. Hans-Joachim Hoffmann vom Arbeitskreis Chambéry sowie sein französisches Pendant, Birgit Trasser.

Klänge über Grenzen hinweg

Doch auch Schüler aus beiden Städten berichteten auf der Bühne von ihren Erfahrungen. Die jungen Musiker des grenzübergreifenden Projektes AlbChéry sorgten übrigens auch für den ein oder anderen musikalischen Tupfer. Am Sonntag um 11 Uhr wird das junge Orchester in seiner ganzen Pracht zu hören sein.

Zum Sektempfang am Ende des Abends spielte das Saxophonensemble des Städtischen Orchesters Albstadt.