Rosenfeld

Hobbyarchäologen entdecken auf Acker Adelssitz, der älter ist als die Stadt Rosenfeld

28.09.2020

von Pressemitteilung

Hobbyarchäologen entdecken auf Acker Adelssitz, der älter ist als die Stadt Rosenfeld

© Bettina Huonker

Östlich von Rosenfeld haben Jörg Berbalk (links) und Winfried Schübel Reste eines Adelssitzes gefunden.

Wie so oft, wenn die beiden ehrenamtlichen Beauftragen des Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg Distrikt Tübingen, Winfried Schübel und Jörg Berbalk, unterwegs sind, werden sie fündig. Den beiden gelang es vor wenigen Tagen eine bis dato als unsicher geltende Wüstung tatsächlich zu lokalisieren und deren Ausdehnung festzustellen.

Im Gewann Weiler (abgegangene Siedlung) wurden sämtliche unbestellte Acker kontrolliert und gründlich begangen. Im Verlauf dieser Feldbegehung konnte in einem großen Acker der mutmaßliche Adelssitz des niederadligen Manegoldus de Steinbrunnen festgestellt werden.

Der Name dieser Wüstung (Dorf, Weiler oder auch ein Hof) lautet schon in verschiedenen Urkunden Steinbrunnen, östlich der Stadt Rosenfeld gelegen.

Im Besitz des Klosters Rottenmüster

Dieser Adelssitz wurde im späten 11. Jahrhundert errichtet und scheint ausgebaut worden zu sein. 1312 wird Steinbrunnen als Besitz des Klosters Rottenmünster urkundlich erwähnt. Ebenso nochmals 1327 im selben Zusammenhang mit Rottenmünster.

Noch 1421und 1424 vergab ein Ritter Hans von Zimmern einen Jauchert Acker zu Lehen. Die Bewohner von Steinbrunnen dürften wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die Stadt Rosenfeld übersiedelt sein.

Es gab auch eine Kapelle

Zu Steinbrunnen gehörte auch eine 1447 und 1498 bezeugte Kapelle, welche Sankt Nikolaus geweiht war. Diese wurde 1574 vollständig abgebrochen.

Die Wüstung Steinenbronn war aber schon lange vor der Entstehung von Menschen bewohnt, dies belegen im Acker gefundene Scherben aus vorgeschichtlicher Zeit 1000 bis 400 vor Christi Geburt.

Alamanische Einwanderer siedelten sich an

Zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert nach Christus siedelten sich alamannische Einwanderer in Steinbrunnen an. Diese nutzten die durch die vorher dort sesshaften Römer urbar gemachten Fluren und Flächen.

Scherbenfunde sind Zeugen

Scherben aus alamannischer Zeit, die Donsdorfer Ware, belegen dies eindrucksvoll. Während der Zeit Karls des Großen im 8. und 9. Jahrhundert nach Christus siedelten hier Nachfolger der Alamannen, auch dies belegen Scherbenfunde im Ackergeländer des Adelssitzes.

Edle Keramik wird gefunden

Mit der Erbauung und Gründung Steinbrunnen als Adelssitz kam eine edle und noble Keramik aus Jagstfeld bei Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) auf den Kleinen Heuberg. Es handelt sich hierbei um die sogenannte ältere gelbtonige Drehscheibenware.

Diese Keramik konnten sich nur noble Herrschaften leisten, denn es war eine teure Importware, ihre Laufzeit war im 11. Jahrhundert und sie war sehr selten. Im 12. und 13. Jahrhundert kam die Albware, eine mit gemahlenen Jurakalksteinchen gemagerten Massenware in Mode.

Tisch- und Hofkeramik

Das Vorkommen der Albware war die Schwäbische Alb bis kurz vor die obere Donau, Oberes Neckartal bis Sindelfingen und an die Kinzig bei Schiltach. Im 14. Jahrhundert bis zum Abgang von Steinbrunnen war die schwarzgraue, hartgebrannte jüngere Drehscheibenware die vorherrschende Tisch- und Hofkeramik.

Weitere Funde aus dieser Wüstung sind Eisenschlacke der lokalisierten Schmiede, Hohlziegel mit Mörtel, verschiedene behauene Sandsteine und Mahlsteine.

Ein weiteres Kulturdenkmal

Mit der nun erfolgten Lokalisierung des Adelssitzes und den dazugehörigen Funden ist aus dem Prüffall Steinbrunnen nun ein weiteres Kulturdenkmal geworden, das eingetragen wird.

Die erste frühmittelalterliche Siedlung Rosenfelds

Das Landesdenkmalamt (LAD) in Tübingen wurde sofort über den Fund informiert – was für die Belange der landwirtschaftlich genutzten Fläche ohne Belang ist. Erfreulich ist, dass auf der Gemarkung Stadt Rosenfeld nun endlich eine frühmittelalterliche, das heißt eine alamannische Siedlung, nachgewiesen werden kann.

Älter als die Stadt Rosenfeld

Somit finden sich in der Kernstadt, in Brittheim, in Isingen, in Leidringen und in Täbingen Siedlungsstellen aus der genannten Epoche 6. bis 8. Jahrhundert. Fest steht, dass der Adelssitz Steinbrunnen viel älter ist als die Stadt Rosenfeld.

Schalksburg in Planung

Winfried Schübel und Jörg Berbalk führen seit 2017 einen Sonderauftrag des LAD Tübingen zur Erforschung der Burgen im Zollernalbkreis durch. Eine Veröffentlichung der Schalksburg ist in Planung. Desweiteren läuft ein großes Projekt mit der Erforschung der Wüstungen im Landkreis.

In einer Kooperation der Landesdenkmalämter Tübingen und Freiburg erfolgt ein weiteres spannendes Großprojekt zur Erforschung des Bäratals von der Quelle bei Tieringen bis zur Mündung in die Donau bei Fridingen in den Landkreisen Balingen, Tuttlingen und Sigmaringen.

Großprojekt läuft

Ein weiteres Großprojekt läuft seit 2020: die Erforschung der römischen Gutshöfe, Siedlungen, Vorwerke (landwirtschaftliche Einzelgehöfte) Kastelle und Straßen.

Schübel und Berbalk arbeiten neben dem Landesamt für Denkmalpflege mit renommierten Wissenschaftlern und der Uni Tübingen zusammen. Erst vor wenigen Tagen war der Südwestfunk bei den beiden zu Gast.

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