Historische Stel(l)en in Balingen: Wie Bürgerverein und Heimatkundler das Stadtbild erweitern

Von Paul Braun

Balingen aus einem neuen Winkel sehen: Seit Donnerstag sind an acht historisch bedeutsamen Orten in Balingen Pfeiler aus Cortenstahl – sogenannte Stelen – mit ausgeschnittenen Sichtfenstern am oberen Ende zu sehen. Das Ganze ist Teil der Initiative „früher – heute“ des Bürgervereins Balingen und der Heimatkundlichen Vereinigung für die Gartenschau.

Historische Stel(l)en in Balingen: Wie Bürgerverein und Heimatkundler das Stadtbild erweitern

Oberbürgermeister Reitemann (mittig) weihte am Donnerstag die Stele vor dem ehemaligen Gasthaus Sonne ein.

Die Sichtfenster der Stelen sind auf historische Bauten und Plätze in Balingen gerichtet; darunter befinden sich jeweils eine Tafel mit einer Druckplatte, die historische Fotos des Ortes zeigen und dazu ein Begleittext mit Informationen.

8 geschichtsträchtige Orte

Der Bürgerverein Balingen stellt sechs und die Heimatkundliche Vereinigung zwei der insgesamt acht Stelen zur Verfügung. Die sechs Motive des Bürgervereins finden sich an den Standorten Schwefelbad, Rappenturm, Zollernschloss, Schwarze Brücke (Sabinenbrücke), Friedhofkirche und vor dem ehemaligen Gasthaus Sonne. Die Heimatkundliche Vereinigung suchte sich die Standorte Klein Venedig und Stadtgarten aus.

Besucher können über Balingens Geschichte lernen

Der Bürgerverein schreibt in einer Pressemitteilung: „Oftmals benötigt man einen besonderen Durchblick oder eine andere Perspektive, um auf etwas Bekanntes oder auch Unbekanntes verstärkt hingewiesen zu werden.“ Dem schließt sich Oberbürgermeister Helmut Reitemann an. Die Stelen sollen aufzeigen, „wie Balingen früher war und wie es heute aussieht“. Vor allem freue ihn die geschickte Platzierung der Pfeiler nah am Besucherverkehr. Man rechne mit circa 300.000 bis 400.000 Gästen im Laufe der 143 Ausstellungstage.

„Mit Projekten der Bürger etwas nachhaltiges schaffen“

Annette Stoll-Zeitler, die Leiterin für Ausstellung und Betrieb der Gartenschau, lobt die gute und unkomplizierte Umsetzung des Projekts und betont: „Die Gartenschau ist keine Eintagsfliege.“ Die Stelen seien robust gebaut von der AIZ Stiftung Lebenshilfe Zollernalb in Lautlingen und seien gekommen, um zu bleiben – auch nach der Gartenschau. „Wir können hier mit Projekten aus Reihen der Bürger etwas Nachhaltiges schaffen.“ Stoll-Zeitler sei 2021 auf den Bürgerverein mit der Idee für die Stelen zugekommen und habe nicht lang auf eine Zusage warten müssen, so Eugen Helber, erster Vorsitzender des Bürgervereins.

Ein langer Weg von der Idee zur Stele

Helber erklärt, dass der Weg von der Idee bis zu den aufgestellten Infotafeln ein langer war. Man habe viele Entwürfe erstellt, bis man sich auf das „zick-zack“-Design, das es nun wurde, einigte. Vor allem der Standort der Stelen sei Streitthema gewesen. „Es sollten Orte von historischer Bedeutung sein“, führte Helber aus. Seine Frau – die Historikerin Dr. Ingrid Helber – verfasste die Texte der Infotafeln und stellte das Bildmaterial zusammen. Außerdem habe sie maßgeblich dabei geholfen, die Orte auszusuchen.

Ohne Unterstützung hätte es nicht funktioniert

Eugen Helber informiert, noch während der Planung sei der Stahlpreis stark angestiegen, weshalb die Idee der Stelen ins Wasser zu fallen drohte. Man habe überlegt, weniger Stelen aufzustellen oder sie nur temporär zu installieren. Dank der Unterstützung durch die Stiftung Kunst, Bildung und Kultur der Sparkasse Zollernalb konnte das Projekt schließlich dann doch noch in vollem Umfang umgesetzt werden. Die Vertreter der Stiftung, Martin Schäfer und Christian Berggold, waren zur Einweihung ebenfalls anwesend und erhielten zum Dank für die Spende über 5000 Euro eine Ausgabe des Buchs „Balinger Stadtspaziergänge“ vom Bürgerverein Balingen.

„Tag der Geschichte“ auf der Gartenschau

Am 21. Mai findet auf dem Gartenschaugelände der „Tag der Geschichte“, organisiert vom Bürgerverein Balingen, statt, an dem laut der Gartenschau-Website „die Balinger Stadtgeschichte für Einheimische und Gäste erlebbar und sichtbar“ gemacht werden soll. Dazu lädt der Vorsitzende Eugen Helber herzlich ein.