Heißer Abstiegskampf in der Bundesliga: Gute Leistung keine Garantie für den HBW

Von Marcus Arndt

Im Bundesliga-Tabellenkeller geht der HBW Balingen-Weilstetten mit einem knappen Vorsprung in die finale Saisonphase. Ein Schlüsselspiel für die Schwaben: das direkte Duell mit Verfolger Ludwigshafen, welcher sich in den vergangenen Jahren erfolgreich gegen den Abstieg aus dem Oberhaus gewehrt hat.

Heißer Abstiegskampf in der Bundesliga: Gute Leistung keine Garantie für den HBW

Es wartet ein spannendes Saisonfinale auf den HBW.

Das Team von Jens Bürkle liefert solide und kontinuierlich in dieser Saison, korrigierte Schwächephasen eindrucksvoll – und hat es weiter selbst in der Hand. Drei Punkte trennen die Balinger noch von einem Abstiegsplatz.

Erfolgreich verteidigen die „Gallier“ seit Februar Rang 16, der zum Verbleib im Oberhaus reicht. Runter müssen vier Vereine. Neben den Pfälzern (19:43 Punkte/ 31 Spiele), welche am Donnerstagabend in Kassel mit 23:25 verloren haben, stehen Nordhorn-Lingen (17:47/32) sowie die Aufsteiger aus Essen (11:53/32) und Coburg (10:18/29) unter dem Strich.

Coburg mit großer Hypothek

Zuletzt überraschten die Franken mit einem 28:26-Erfolg über Stuttgart, aber die Chancen auf den Klassenerhalt der Vestestädter sind nur noch theoretischer Natur. Auch für Essen (26:31 gegen Magdeburg) und die Grafschafter wird es sehr schwer. Gegen die kriselnden Recken unterlagen die Niedersachsen mit 20:22.

Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt weiterhin fünf Zähler. Eine weitere Hypothek: Die Mannschaft von Daniel Kubes hat bereits ein Spiel mehr absolviert.

Nie ganz zufrieden

Am Sonntag gastiert der HBW in Ludwigshafen – und kann sich weiter absetzen. Bereits zehn Begegnungen hat der Kreisstadt-Klub in dieser Spielzeit gewonnen. „Zufrieden ist man trotzdem nie so ganz“, gesteht Bürkle ein, „aber man muss schon sagen, dass wir in diesem Jahr viele gute Ergebnisse hatten. Es sind jetzt 31 Spieltage absolviert und wir haben 22 Punkte. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da haben wir mit 17 Zählern die Liga gehalten.“

Auswärts liefern die Balinger auf hohem Niveau: mit bislang sechs Erfolgen. Auch in der „Hölle Süd“ steigerten sich die Schwaben sukzessive, „jetzt mit diesem ersten Kann-Spiel, das wir gezogen haben“, wie es der 40-Jährige formuliert. „Wir sind in vielen Dingen im Soll“, konstatiert der routinierte Übungsleiter, „und trotzdem ist es verdammt eng. Die Leistung der Mannschaft über das Jahr hinweg, ist Stand heute gut. Das gibt uns aber keine Garantie, es am Ende zu schaffen. Das ist verrückt.“

De facto fehlt GWD noch ein Sieg

Mit dem Erfolg in Lingen distanzierte sich die TSV Hannover-Burgdorf (27:35/31) wieder von den Abstiegsplätzen, ließ den TVB Stuttgart (26:36/31) hinter sich. Beide Klubs sieht der Balinger Kommandogeber nicht mehr ernsthaft gefährdet – auch GWD Minden (25:39/32.) nicht. „De facto brauchen sie noch einen Sieg, dann sind sie raus aus der Nummer“, meint Bürkle, „das kriegen sie schon irgendwie hin.“

Anders die Situation bei den Schwaben: Ihr Polster auf Rang 17 ist dünn – und der direkte Vergleich spricht (noch) für die Eulen. Wegweisend ist die morgige Partie in der Friedrich-Ebert-Halle. Die Pfälzer kassierten am Donnerstagabend in Kassel einen herben Dämpfer. Mit einem 4:0-Lauf drehte Melsungen in den Schlussminuten einen 19:21-Rückstand, siegte knapp. „Wir haben in den letzten Minuten keine Lösungen mehr gefunden“, kritisiert Eulen-Spielmacher Dominik Mappes, „nach der Pause haben die letzten ein, zwei Prozent gefehlt...“

Eulen mit viel Erfahrung im Abstiegskampf

Nach der Pleite des Aufsteigers von 2016 ist die Ausgangssituation wie gemacht für den HBW. „Wir können auf fünf Punkte wegziehen“, erklärt Bürkle, „wenn wir diese Chance nutzen, dann laufen ihnen irgendwann die Spiele weg. Dann müssen sie drei Begegnungen mehr gewinnen als wir – und es ist ja auch nicht gesagt, dass wir den Rest verlieren. Das ist irgendwann dann schon ein Wort.“

Ludwigshafen ist jedoch bekannt für Korrekturen des Klassements im Saisonfinale. Das demonstrierte die Matschke-Truppe 2018 und 2019. Nach dem Rundenabbruch im Vorjahr haben die Pfälzer an den richtigen Stellschrauben gedreht. „Sie spielen attraktiver“, hat der HBW-Kommandogeber beobachtet, „aber ich weiß nicht, ob es jede Mannschaft genauso stresst wie die Jahre davor, wo sie gefühlt drei Minuten lang angegriffen haben. Es sieht ein bisschen mehr nach Handball aus, aber eigentlich war der andere Weg gegen sie unangenehmer zu spielen.“

Keine Kaffeesatzleserei

Bei einem HBW-Sieg sinken die Eulen-Chancen auf den Ligaver-bleib markant – für Nordhorn-Lingen, Essen und Coburg bestehen nur noch rechnerische Möglichkeiten. Es könne noch viel passieren, warnt Bürkle, „wir konzentrieren uns auf das Tagesgeschäft. Und das ist Friesenheim. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.“