Heinz Erhardts Humor kommt an: Als die Comedians noch Komiker waren

Von Daniel Seeburger

Er war einer der größten Komödianten Deutschlands und mit seinen Werken stilprägend. Aber Heinz Erhardt (1909 bis 1979) hat auch die Arbeit des Schömberger Schauspielers Holger Kugele beeinflusst. Er steht seit einem halben Jahr mit einem Erhardt-Programm auf der Bühne. Eine Zwischenbilanz.

Heinz Erhardts Humor kommt an: Als die Comedians noch Komiker waren

Zwischenzeitlich ein Heinz-Erhardt-Experte: der Schömberger Schauspieler Holger Kugele.

Seit einem halben Jahr ist Holger Kugele mit seinem Programm „Der große Heinz Erhardt“ unterwegs. Er präsentiert eine Stunde lang Geschichten über und Texte des großen deutschen Späßemachers, der in einer Zeit die deutschen Wohnzimmer eroberte, als es noch keine Comedians gab, sondern Komiker.

Ein Erhardt-Gedicht, das gar nicht von Erhardt ist

Aber wenn Holger Kugele ganz ehrlich ist, hat er bei seinem Programm ein kleines bisschen geschummelt. Denn das etwa zwei Minuten dauernde Gedicht „Streit der Körperteile“ ist gar nicht von Erhardt, aber von einem Unbekannten in bester Erhardt-Manier verfasst. Bemerkt hat das der Schömberger Schauspieler allerdings erst, als er bei dem Verlag angerufen hat, der Erhardts Werke verlegt. „Da hat man mir gesagt, dass diese Reime gar nicht von Erhardt stammen.“ Dumm nur, dass der Schömberger das Gedicht schon auswendig gelernt hatte und deshalb nicht darauf verzichten wollte. Da hat er es kurzerhand, quasi als Werk im Erhardt-Stil, mit ins Programm aufgenommen

Dieses Gedicht hat sich zwischenzeitlich zu einem echten Renner bei Kugeles Auftritten entwickelt. „Da lachen die alten und die jungen Erhardt-Fans“, freut er sich. „Aber von einer Stunde sind definitiv 58 Minuten Erhardt-Material“, erklärt er und schmunzelt.

Bei Senioren werden Erinnerungen wach

Heinz Erhardt kommt an. Gerade Senioren erinnern sich noch gerne an den Komiker aus der Zeit, als sie noch jung waren. „Viele machen mit oder rezitieren sogar selbst Gedichte von Erhardt, die in meinem Programm nicht vorkommen“, sagt der 47-Jährige. Deshalb hat Kugele nun 70 Gemeinden im Zollernalbkreis und den umliegenden Landkreisen angeschrieben und bietet sein Programm für Seniorennachmittage, Advents- oder Weihnachtsfeiern an. Gebucht ist er bereits für den gemeinsamen Seniorennachmittag von Dotternhausen und Dautmergen.

Holger Kugele hat sein Programm in vier Teile – Geburt und Kindheit, Schulzeit, Kriegszeit sowie Nachkriegszeit – eingeteilt. Er rezitiert nicht nur Gedichte des Komikers, sondern gibt auch Einblicke in dessen bewegtes Leben. So hat er sich in den vergangenen 18 Monaten zu einem echten Erhardt-Kenner entwickelt. „Die wenigsten Fans wissen, dass er ein ziemlich strenger Vater war.“ Wenn er sich beispielsweise zuhause in sein Arbeitszimmer einschloss, um zu arbeiten, wollte er nicht gestört werden – auch von seinen Kindern nicht.

Sein Mittagsschläfchen war Heinz Erhardt heilig. Im Privatleben sei der Autoliebhaber ein sehr ernster Mensch gewesen, weiß Kugele.

Erhardt half beim Auswendiglernen

Seine Liebe zu dem großen deutschen Komiker war Holger Kugele nicht in die Wiege gelegt worden. Als er vor 16 Jahren auf der Schauspielschule Schwierigkeiten hatte, Texte auswendig zu lernen, hat ihm sein Lehrer empfohlen, es zuerst mit Gedichten zu versuchen. Der Schömberger bekam ein Buch mit Werken von Heinz Erhardt geschenkt und begann mit der Lernerei. „Erhardt hat mich quasi durch die Schauspielschule hindurch begleitet und mir beigebracht, Texte zu lernen“, erzählt er.

Und obwohl einige der Erhardt-Klassiker abrufbereit in Kugeles Oberstübchen bereit lagen, bedurfte es einer intensiven Vorbereitungszeit. Ein Jahr lang opferte er mal mehr, mal weniger Zeit für die Vorarbeiten. Als die Kulturscheune H15 in Erlaheim eine Open Stage anbot, war für Kugele klar: „Jetzt oder nie!“.

Noch ‘n Gedicht

„Ich habe mich eine Woche lang in meine Wohnung eingeschlossen und von frühmorgens bis spät in die Nacht am Programm gefeilt“, verrät der Schömberger Künstler. Dann war das Programm im Großen und Ganzen fertig. Obwohl das Grundgerüst steht, verändert Kugele das Programm immer noch. Er versucht, sich auf den jeweiligen Zuhörerkreis einzulassen. Da werden dann durchaus einmal die biografischen Details gekürzt und dafür, um im Terminus von Erhardt zu bleiben,„noch ‘n Gedicht“ eingefügt.

Während seines Heinz-Erhardt-Programms sind die schauspielerischen Aktivitäten von Holger Kugele eingeschränkt. Er hat schon bei mehreren Tatort-Filmen mitgespielt und ist aktuell auch bei den Filmfestspielen in Cannes präsent. Dort ist ein Werbefilm der Zimmer Group, bei dem der Schömberger mitspielt, für den besten Werbespot nominiert. Das Filmchen, in dem der 47-Jährige eine lebende Stanzmaschine mimt, hat wohl beste Chancen, das Rennen zu machen.

Den nächsten Auftritt mit seinem Programm „Der große Heinz Erhardt“ hat Kugele am Sonntag, 13. Oktober, beim Goldenen Herbst auf der Burg Hohenzollern.