Haus Bittenhalde: Ein Aushängeschild von Meßstetten und ein Ort der Entschleunigung wird 50

Von Peter Franke

Fünf Wachstumsphasen hat die evangelische Tagungsstätte Haus Bittenhalde seit ihren Anfängen erlebt. Heute ist das komplexe Haus für seine Tagungen, Schulungen, Freizeiten und Events – oft mit religiösem Anspruch – überregional bekannt, ein Aushängeschild Meßstettens in Tieringen.

Haus Bittenhalde: Ein Aushängeschild von Meßstetten und ein Ort der Entschleunigung wird 50

Claudia Haasis nimmt von Dekan Beatus Widmann ein 3-D-Modell des Hauses Bittenhalde entgegen.

In diesem Jahr feiert die Tagungsstätte ihr 50-jähriges Bestehen. Gewürdigt wurde dieser Anlass mit einem Festakt. Dabei wurde klar, dass die ersten Schritte eigentlich schon früher gegangen wurden: Bereits im Dezember 1945 hatte Erich Franke sein Haus in Tieringen für junge Menschen geöffnet. Er war Bezirksjugendwart für den Kirchenbezirk Balingen.

Silcher-Lied mal anders

Claudia Haasis begrüßte in offener, herzlicher Art die zahlreichen Gäste und führte durch den Festakt. Sie ist seit 2018 Leiterin der Tagungsstätte, die getragen wird von den evangelischen Kirchenbezirken Balingen, Sulz und Tuttlingen. Aus ihnen kommen die Bezirkskantoren Helmut Brand, (Tuttlingen Süd), Wolfgang Ehni (Balingen) und Christof Wünsch (Tuttlingen Nord). Ruth Fink vertrat den Bezirk Sulz. Diese Personen umrahmten die Feier musikalisch, erfrischend locker und bisweilen mit einem Augenzwinkern. So unterlegte man beispielsweise ein Lied von Friedrich Silcher mit neuem Text, der die Eigenheiten des Hauses humorvoll beschrieb. Dafür gab es einen Sonderapplaus.

Eigene Mutter 1957 eine der ersten Gäste

Haasis zitierte zunächst einige Sätze aus Briefen jener, die dem Festakt nicht persönlich beiwohnen konnten, bevor sie das Personal des Hauses namentlich und vollständig vorstellte. Das sei ihr wichtig, sagte sie, seien es doch ihre Kolleginnen und Kollegen, die den Betrieb des Hauses erst ermöglichten und den Gästen einen angenehmen Aufenthalt garantierten. Haasis stellte auch ihre Mutter vor, die 1957 zu den ersten Gästen des Neubaus gehört hat.

Dass die Mitarbeiter die tragende Säule einer solchen Erholungs- und Bildungseinrichtung sind, betonte auch Dekan Beatus Widmann, erster Mann im Dekanat Balingen. Das Haus Bittenhalde sei peu à peu mit den Personen geworden, was es heute ist und solle sich auch in Zukunft entwickeln.

Tieringens Ortsvorsteher Jürgen Löffler sprach vom Stolz über 50 Jahre Entwicklung, von einem Haus der „Entschleunigung“ und gesellschaftlicher Relevanz. Er pries überdies die landschaftlich reizvolle Lage an, die einen Gegenpol zur digitalen Welt darstelle.

Tourismus als Chance im ländlichen Raum?

Weil sich aber das Haus Bittenhalde auch als Tagungs- und Schulungsstätte versteht, kann und will man sich auch hier der medialen Welt nicht entziehen. Vielmehr müssten auch die technischen Rahmenbedingungen stimmen, wenn man beispielsweise eine Veranstaltung mit anspruchsvollen Onlineelementen durchführen will. Dieser Gedanke fand sich auch wieder in einer Podiumsrunde mit der Fragestellung: Tourismus im ländlichen Raum – eine Chance für uns?

Podiumsdiskussion mit Prominenten

In diesem Podium versuchten Jasmin Erath von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) für den Zollernalbkreis, Walter Knittel, Geschäftsführer der Donaubergland GmbH, sowie Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft Antworten zu geben. Erath betonte, dass in Sachen Tourismus schon viel in diesem ländlichen Bereich geschehen sei und dass er es wert sei, noch besser entdeckt zu werden. Knittel knüpfte die Erfüllung solcher Wünsche an eine bessere Erschließung mit öffentlichem Nahverkehr, während Schroft die Frage nach den Grenzen eines wachsenden Tourismus in den Raum warf.

Renaissance und Zukunftsperspektive

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer jedenfalls darin, dass der ländliche Raum eine Renaissance erlebe und das Haus Bittenhalde als professionelle Einrichtung deshalb eine gute Zukunftsperspektive hat. Auch dass die Gäste und die Bevölkerung voneinander profitieren, stand nicht zur Debatte. Und wie unterschiedlichen Interessen gedient werden könnte, pointierte Haasis zuletzt so: Man könne Volkslieder ja an der Schmiecha singen. Dann kämen die Freunde des Bachs ebenso auf ihre Kosten wie die Liebhaber der Volksmusik.

Geschenke

Von der Stadt gab es eine Jubiläumszuwendung und als Geschenk des Dekanats ein 3-D-Modell der Tagungsstätte, das, farblich akzentuiert, die Entwicklungsphase der Einrichtung dokumentiert. Beeindruckende Luftbildaufnahmen vom Haus und der Landschaft, in die es eingebettet ist, wurden von Martin Sauter auf verschiedenen Bildschirmen in der Tagungsstätte präsentiert.