Harthausen

Harthausen verliert ein Stück Geschichte: Trompetensolo zum Abschied der Linden am Käppele

01.03.2021

Von Karl-Otto Gauggel

Harthausen verliert ein Stück Geschichte: Trompetensolo zum Abschied der Linden am Käppele

© Karl-Otto Gauggel

Kronendach und Wurzelwerk der Sommerlinden sind zu einer Bedrohung für das denkmalgeschützte Käppele geworden. Greifbagger, Autokran und Baumkletterer rückten den uralten Bäumen zu Leibe.

Bevor der Motor des Greifbaggers und die Kettensägen aufheulten, erhielten die uralten Linden vor dem Harthauser Käppele noch ein Ständchen.

Aus dem zweiten Stock seines Hauses herab spielte Markus Endriß das bekannte Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“. Der Ehrenvorsitzende im Harthauser Musikverein ist quasi in unmittelbarer Nachbarschaft zur 14-Nothelfer-Kapelle quasi im Schatten der Linden aufgewachsen und wohnt dort bis heute mit seiner Familie.

Zwei mächtige Bäume bedrohen das Käppele

Danach ging es am Ortsrand von Harthausen in Richtung Friedhof nicht nur um einen, sondern um gleich zwei mächtige Lindenbäume, die an der Westfassade mit dem von Paul Pfaff geschaffenen, markanten Bildnis des Heiligen Christophorus die Kapelle weit überragen.

Harthausen verliert ein Stück Geschichte: Trompetensolo zum Abschied der Linden am Käppele

© Karl-Otto Gauggel

Für die Harthauser ist der nackte Anblick der Kapelle gewöhnungsbedürftig.

Sowohl das gewaltige Kronendach als auch das starke Wurzelwerk der Bäume sind zu einer Bedrohung für das denkmalgeschützte, barocke Kirchlein von 1742 geworden. Das Käppele gelangte durch eine Schenkung des ausgewanderten Gregor Hagg schon im 18. Jahrhundert in den Besitz der politischen Gemeinde. Trotz etlicher Renovierungen sind immer wieder neue Schäden an den Wänden und vor allem auch im Dachstuhl aufgetreten.

Landratsamt hat Fällung genehmigt

Das Landratsamt hat die Fällung der Bäume genehmigt, der der Abschied von den beiden markanten Bäumen am östlichen Ortsrand von Harthausen stand an. Die Spezialfirma für Baumfällarbeiten war mit zwei Baumkletterern und schwerem Gerät gekommen , um eine sichere Fällung der alten Sommerlinden zu gewährleisten.

Ast um Ast weicht

Nachdem die Baumkletterer gut gesichert hoch oben im Kronendach angekommen waren, wurden die großen Äste zunächst mit Hilfe dicker Stahlseile am ausgefahrenen Turm eines Autokrans oder auch mit dem Greifbagger gesichert und danach Ast um Ast abgesägt. Es war ein imposanter Anblick, als die Teile der Baumkronen über das Dach der Kapelle mit dem kleinen Glockentürmchen gehoben und sicher auf der Straße abgelegt wurden.

Stammholz wird vermarktet

Als nur noch die Stämme standen, wurden diese über dem Boden abgesägt und schwebten danach senkrecht am Haken des Autokrans entlang der Fassade bis zum Lagerplatz. Das Astwerk werde, wie der Winterlinger Bauamtsleiter Frank Maier mitteilt, zu Hackschnitzeln verarbeitet und das Stammholz solle über die auch für Winterlingen zuständige Forstabteilung der Stadt Albstadt vermarktet werden. Für viele Harthauser ist es ab sofort ein gewöhnungsbedürftiger Anblick ihr geliebtes Käppele ohne die beiden Linden zu sehen.

Entscheidung ist nicht leicht gefallen

Es sei ihm und allen weiteren Mitgliedern des Fördervereins alles andere als leicht gefallen, sich für eine Fällung der Bäume einzusetzen, betont Emil Oswald, Ortsvorsteher und Vorsitzender im Förderverein in Personalunion. Die Maßnahme sei jedoch zum Erhalt des barocken Kleinods auch für zukünftige Generationen unausweichlich geworden. Sobald die Zusage zur Förderung der Kapelle mit Mitteln aus dem Landesamt für Denkmalpflege eingegangen sei, so Emil Oswald, soll alsbald mit der grundlegenden Sanierung der 14-Nothelfer-Kapelle begonnen werden.

Diesen Artikel teilen: