Hans-Martin Haller: Mit 70 Jahren voller Neugier auf die Zukunft

Von Horst Schweizer

Der frühere Oberbürgermeister, Landtagsabgeordnete, Kreis- und Gemeinderat Hans-Martin Haller feierte am Sonntag im Kreise der Familie 70. Geburtstag. Aus bescheidenen Verhältnissen hat er durch Arbeit, Engagement und persönlichem Einsatz Vieles erreicht.

Hans-Martin Haller: Mit 70 Jahren voller Neugier auf die Zukunft

Ein heiterer Jubilar, der mit sich und der Welt im Reinen ist.

Der Jubilar gibt sich entspannt. Was wunder, hat er doch die Bürden aller politischen Ämter nach und nach abgeschüttelt, kann entspannt und voller Neugier das neue Lebensjahrzehnt beginnen.

In Bäckerfamilie aufgewachsen

„Ich hatte ein traumhaftes Leben, hatte immer Kraft zum Schaffen und konnte mir nie vorstellen, dass es einem mit Siebzig so gut geht“, voller Freude bringt Hans-Martin Haller seine Zufriedenheit zum Ausdruck.

Mit einem Bruder und einer Schwester, die alle studierten, wuchs er in einer Tailfinger Bäckerfamilie auf. Vielfach sei die wie er es nennt „vom Albverein sozialisierte Familie“ mit den Wandersleuten unterwegs gewesen. „Anders wären wir nicht fortgekommen“, fügt er an.

Hans-Matin Haller studierte in Freiburg und Paris Geschichte, Politik, Jura und Geographie, machte nebenher eine Bäckerlehre und schloss diese mit der Meisterprüfung ab, als er bereits Lehrer war. Nach einigen Referendarstellen erfolgte 1979 die Versetzung ans Gymnasium Ebingen.

Die Jahre als Junglehrer

Auf dem täglichen Weg dorthin versorgte er unterwegs die Metzgerei Ziegler mit Backwaren, nahm von dort die Wurst gleich mit, um bis 1982 den Lieferservice fürs Lehrerzimmer zu übernehmen, erinnert sich Haller schmunzelnd an seine Zeiten als junger Lehrer.

„Um die Welt und mich selber kennen zu lernen“ ging er 1973 jeweils für ein halbes Jahr nach Afrika und Südamerika. „Afrika hat mich besonders fasziniert, dort konnte man gefahrlos reisen“. Das Geld dafür hatte er sich zuvor durch Waldarbeiten verdient. Im Jahr 1971 trat Hans-Martin Haller der SPD bei und kandidierte 1979 für eine Sitz im Albstädter Gemeinderat und bekam auf Anhieb in Tailfingen die meisten Stimmen aller Kandidaten. Drei Jahre später folgte die Heirat. Ehefrau Ulrike und die beiden Kinder hätten ihn stets auf den Weltreisen begleitet.

„Ein guter Test für die Ehe“, fügt er lachend an und ergänzt: „Uns allen in der Familie, wozu auch drei Enkel gehören, geht es gut, wir leben in Harmonie“. Im Jahr 1981 wurde das Eigenheim in Tailfingen bezogen, 1989 erfolgte seine erste Wahl in den Kreistag. Es sollten 30 Jahre werden, in denen der Kreisrat aus Albstadt mit die meisten Wählerstimmen erhielt. Er wurde Chef der SPD-Fraktion, hielt die Haushaltsreden, schoss manch kritischen Pfeil ins Regierungslager nach Stuttgart.

Stimmenkönig aus dem Talgang

Zur Wahl 2019 ist der Stimmenkönig aus dem Talgang nicht mehr angetreten, was auch für seine Partei mit einer Zäsur verbunden ist. Im Jahr 1991 sorgte Hans-Martin Haller für überregionales Aufsehen, als er bei der OB-Wahl quasi als Außenseiter gegen den als Favoriten gehandelten CDU- Kandidaten Hubert Wicker antrat und von den Albstädtern in einem spannenden Wahlkampf im zweiten Wahlgang zum Nachfolger von Hans Pfarr gewählt wurde.

Haller bekleidete das höchste städtische Amt für acht Jahre. Rückblickend auf seine Amtszeit erinnert der frühere Oberbürgermeister an erfolgreich umgesetzte Projekte. „Wir haben viel für den Verkehr getan, den Ebinger Tunnel und die Osttangente realisiert, die Stadtwerke Haux gekauft, die Gasgesellschaft gegründet und die AS-Bau reaktiviert“. Vorbereitet worden sei auch der Tunnel in Laufen.

Das sichere Zweitmandat

Er trat für die SPD in die Fußstapfen des früheren Tailfinger Bürgermeisters Horst Kiesecker, kandidierte für den Landtag und sicherte dem Zollernalbkreis von 2001 bis 2016 ein sicheres Zweimandat in Stuttgart. Hans-Martin Haller saß für die SPD überwiegend in Verkehrsausschüssen. Fünf Jahre war er mit der SPD in der Regierung, auch in der Opposition sei einiges erreicht worden. „Oftmals machte die SPD Druck, da musste die CDU schon nachlegen“. Zwischen 1999 und 2017 gehörte Haller dem Aufsichtsrat der Volksbank Tailfingen und nach der Fusion der Volksbank Albstadt an.

Immer wieder werden Anfragen an ihn wegen der Übernahme eines Ehrenamtes gestellt. Doch Hans-Martin Haller bleibt konsequent. Er werde er nichts mehr anfangen, sagt er sehr bestimmt.

Fit und gesund hält er sich mit Sport und Bewegung. Schwimmen, Langlaufen, Skifahren und im Sommer das Radfahren gehören bis heute zu seinen Aktivitäten. Seit 1989 ist er jährlich mit dem Rennrad in den Alpen unterwegs. „Zwischen Salzburg und Nizza kennen ich alle Pässe, das ist mein Revier“, erzählt er. Den Albstadt Mountainbike, in seiner OB-Zeit von ihm realisiert, fährt er jährlich in etwa derselben Zeit von viereinhalb Stunden.

Hans-Martin Haller, der voller Lebensfreude steckt und es genießt, Zeit zu haben für die Dinge, die ihm am Herzen liegen, zeigt sich dankbar für seine Gesundheit, für den Frieden und den Wohlstand in Europa. Das ist keine Selbstverständlichkeit.