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HBW fehlt Souveränität in kritischen Spielphasen

Von Marcus Arndt

Absteiger TuS N-Lübbecke hat ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Ungefährdet mit 29:21 siegten die Ostwestfalen bei Bayer Dormagen. Auch die Mitfavoriten aus Schwartau, Coburg und Nordhorn punkteten doppelt.

Nach der ersten Spielhälfte führte der HBW Balingen-Weilstetten gegen Lübeck-Schwartau noch mit 13:11. Am Ende unterlagen die Schwaben beim VfL jedoch mit 22:25.

Viel investiert, nichts gewonnen – der HBW startete mit einer Niederlage in die Saison, verlor am Samstagabend beim VfL Lübeck-Schwartau knapp mit 22:25. Souveräner traten die Konkurrenten um die vorderen Plätze auf.

Als VfL-Keeper Dennis Klockmann zehn Sekunden vor Spiel- ende den vierten Siebenmeter der Schwaben parierte, war das Nord-Süd-Duell längst entschieden. Nichtsdestotrotz war diese Szene symptomatisch für den Balinger Auftritt beim Aufstiegsaspiranten – denn „Klocki“ machte ein Klassespiel, trieb die „Gallier von der Alb“ mit 13 Paraden zur Verzweiflung. „Wir hatten einige gute Szenen“, sagte HBW-Kommandogeber Jens Bürkle, „jetzt müssen wir schauen, dass wir auch die knappen Spiele für uns entscheiden.“ Bereits in den Anfangsminuten tat sich der Ex-Erstligist nach der frühen roten Karte gegen Benjamin Meschke sehr schwer, steigerte sich aber sukzessive und führte zur Pause knapp mit 13:11. Nach dem Seitenwechsel konservierten die Schwaben den Zwei-Tore-Vorteil. „Aber dann kommt der Knackpunkt in Überzahl“, analysierte Bürkle, „wir lassen einen Ball liegen und treffen das leere Tor nicht. In dieser Situation hätten wir vielleicht eine kleine Vorentscheidung herbeiführen können.“ In der Folge schaffte der VfL die Ergebniswende, „und in der Endphase sind wir dann nur noch hinterhergelaufen“, räumte der 37-Jährige ein, „haben uns noch vier technische Fehler erlaubt.“

Mit dem Heimsieg über die Württemberger reiht sich Lübeck-Schwartau vorerst an sechster Stelle ein. Nach 24 Stunden an der Spitze wurde Altmeister TUSEM Essen, der mit einem 34:26-Erfolg über die Wölfe aus Rimpar überraschte, von der HSG Nordhorn-Lingen und dem TuS N-Lübbecke überholt. Dennoch sind die Westdeutschen mehr als zufrieden mit dem Saisonstart. „Das war ein Auftakt nach Maß“, freute sich Essens Coach Jaron Siewert, „wir haben das Ding super gespielt.“ Nach einer wackligen Anfangsphase brachte auch Absteiger N-Lübbecke sein Potenzial voll auf die Platte, fertigte den TSV Bayer Dormagen mit 29:21 ab. „Dennoch liegt noch ein langer Weg mit viel Arbeit vor uns“, erklärte TuS-Übungsleiter Aaron Ziercke, der ein „typisches Auftaktmatch“ sah. Beide Seiten seien noch etwas unsicher gewesen. „Uns hat man das vielleicht noch etwas mehr angemerkt als Dormagen“, so Ziercke weiter, „wir haben etwas Zeit gebraucht, um ins Spiel zu finden.“

Einen Traumstart erwischte hingegen die HSG Nordhorn-Lingen. Die Grafschafter setzten sich in Emsdetten mit 33:20 durch. „Natürlich bin ich sehr zufrieden mit dem Saisonstart und dem Derbysieg. Das war schon richtig gut“, bilanzierte HSG-Coach Heiner Bültmann, „ab der zehnten Minute bis zum Schluss hat es Emsdetten unheimlich schwer gehabt, Tore zu werfen.“ Auch in Gießen (Hüttenberg spielte 23:23 gegen Aue, Anm. d. Red.) und Hagen dominierten die Abwehrreihen. „Das war eine tolle Defensivleistung mit einem starken Nils Dresrüsse dahinter“, sagte Eintracht-Trainer Niels Pfannenschmidt nach dem 25:21 über die Biber aus Dessau. Auch die neu formierte Coburger Verteidigung stand bereits sehr stabil, ließ gegen Dresden nur 23 Gegentore zu. „Den Grundstock haben wir mit einer über weite Strecken sehr ordentlichen Defensivleistung gelegt“, analysierte Jan Gorr den Erfolg seiner Schwarz-Gelben über die Sachsen (Endstand: 30:23).

Komplettiert wurde der erste Spieltag in Großwallstadt (26:26 gegen Ferndorf) und Wilhelms-haven. Beim WHV unterlagen die Rhein Vikings mit 34:35. Ceven Klatt war nach dem Torfestival bedient: „Wenn man 34 Treffer auswärts erzielt, muss man das Spiel eigentlich gewinnen . . .“

 

„Kein klassischer Aufsteiger“

Der HSV Hamburg ist zurück im Profi-Handball, absolviert nach Finanzkollaps und Neuaufbau in Liga drei das erste Punktspiel im Unterhaus beim HBW Balingen-Weilstetten (Freitag, 19.45 Uhr, SparkassenArena). Aufgrund von Sanierungsarbeiten in der Sporthalle Hamburg mussten die Hanseaten zuletzt zuschauen – die Partie gegen den ASV Hamm-Westfalen wird erst am 19. September nachgeholt. „Ich hätte schon gerne aktuelles HSV-Material gehabt“, gesteht Jens Bürkle unumwunden ein. Natürlich ist der Sportwissenschaftler vorbereitet, hat schon einige Auftritte der Alster-Auswahl auf Video gesehen und analysiert. „Die Testspiele haben bereits gezeigt, welches Potenzial in dieser Mannschaft schlummert“, sagt Bürkle und fügt hinzu: „Das ist kein klassischer Aufsteiger. Die wirken absolut nicht wie ein Drittligist.“ Das sind die Norddeutschen auch nicht. Beim internationalen Heide-Cup in Schneverdingen besiegte der HSV den früheren Champions League-Sieger Vardar Skopje mit 31:25. „Die Mannschaft ist sehr gut eingespielt, macht wenig Systemfehler und geht immer in die Vollen“, hat der der Balinger Kommandogeber beobachtet. Personell hat sich im Sommer wenig getan. Mit dem isländischen Keeper Aron Rafn Edvardsson verpflichtete der HSV „ein echtes Brett“ (O-Ton Bürkle). Weiterhin neu in Hamburg ist Thies Bergmann (Altenholz), der Stefan Schröder (Karriereende) ersetzen soll.ar