⚡ Google AMP Ansicht ⚡

HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel im großen ZAK-Interview

Von Marcus Arndt

In der 2. Bundesliga kämpft der HBW Balingen-Weilstetten aktuell um den direkten Wiederaufstieg ins Oberhaus des deutschen Handballs. 

Wolfgang Strobel (Jahrgang 1983) leitet seit Sommer 2015 die Geschäfte des Balinger Handball-Bundesligisten, übernahm das Amt von Bernd Karrer. Als Spieler schaffte der Kreisläufer mit dem HBW damals den Durchmarsch von der Regionalliga in die erste Bundesliga. 2001 wechselte er vom SV Hausen zum damaligen Drittligisten TV Weilstetten.

Abseits der Platte planen Geschäftsführer Wolfgang Strobel & Co. jedoch auch schon längerfristig für die Zukunft. Dabei ganz klar im Fokus: der Bau einer neuen, größeren Halle. Die ist für den ehemaligen Kapitän der „Gallier von der Alb“ unerlässlich.

Herr Strobel, mit dem Kantersieg über die HG Saarlouis am vergangenen Wochenende hat sich der HBW Balingen-Weilstetten auf Rang drei verbessert. Sind Sie zufrieden?

Wolfgang Strobel: Allgemein ja – mit dem Spiel gegen Saarlouis, aber vor allem auch mit der Entwicklung, die die Mannschaft in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Seit dem Spiel in Dessau haben wir uns immer mehr verbessert. Die Mannschaft ist selbstbewusst und mit Überzeugung aufgetreten, ohne überheblich zu sein. Das ist genau das, was wir erwartet hatten.

Nach einer kleinen Durststrecke mit 3:3 Punkten hat sich die Mannschaft wieder stabilisiert und zuletzt drei Spiele in Serie gewonnen. Ist es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen?

Strobel: Ich würde weder in die eine noch in die andere Richtung überhaupt von einer Trendwende sprechen. Es war klar, dass wir im Startmodus Zeit brauchen, damit der Kader zusammenfinden kann. Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Spielen zu einem neuen Gefüge entwickelt und jetzt läuft es wirklich gut.

Am Samstag gastiert der HBW in Hamm. Die Westfalen sind ein unbequemer Gegner . . .

Strobel: Auf jeden Fall. Und denen wollen wir ein unbequemer Gast sein. Ich erwarte, dass wir auch diese Aufgabe mit Überzeugung, aber auch dem nötigen Respekt angehen. Hamm gehört eigentlich schon seit Jahren zur Spitzengruppe und hat auch in dieser Runde wirklich schon gute Spiele abgeliefert – und gerade der Saisonstart war ja richtig stark. Aber sie haben einfach noch nicht wirklich die nötige Konstanz.

Nach der Länderspielpause kommt dann die HSG Konstanz nach Balingen. Was erwarten Sie von diesem baden-württembergischen Prestigeduell?

Strobel: Wenn man mal vom Sportlichen absieht, hoffe ich, dass wir in diesem Spiel erstmals eine ausverkaufte Halle haben. Die Freude auf dieses Derby ist im Umfeld, denke ich, auf jeden Fall groß – und auch Konstanz wird bestimmt viele Fans mitbringen. Davon abgesehen ist es für uns in erster Linie wieder ein Heimspiel. Und in denen haben wir in den bisherigen Begegnungen einfach eine noch größere Stabilität gezeigt. Das erwarte ich auch in diesem Spiel.

Noch ein kurzer Ausblick. Entscheidet sich erst in den sechs letzten Wochen des Jahres mit den Topspielen, wo sich das neu formierte Balinger Team einsortieren muss?

Strobel: Ich denke, das entscheidet sich über die ganze Saison. In dieser Liga kann eigentlich jeder jeden schlagen. Aber natürlich ist es so, dass wir gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte auf jeden Fall gefestigt auftreten müssen.

Der Mitabsteiger Bergischer HC präsentiert sich unglaublich stark. Was unterscheidet die Westdeutschen – abgesehen von der Punkteausbeute – von den Konkurrenten?

Strobel: Für eine endgültige Bewertung ist es da noch zu früh. Es war von Anfang an klar, dass der BHC eine starke Mannschaft hat – nicht nur mit guten, sondern vor allem auch mit erfahrenen Spielern. Das ist bislang eigentlich der größte Unterschied. Sie sind noch nicht hingefallen, haben auch ihre nicht so guten Spiele für sich entschieden.

Themenwechsel. Am Montag berät der Kreistag über den geplanten Hallenneubau. Wie ist da von Ihrer Seite aus aktuell der Stand der Planungen?

Strobel: Wir haben unterschiedliche Modelle, die wir nun mit Kreis und Stadt durchsprechen. Es geht dabei um die grundsätzliche Unterstützung durch die Kommunen, wenn wir uns selbst beteiligen. Da ist es jetzt einfach wichtig, dass wir ein Zeichen bekommen, um uns dann noch ernsthafter und zielgerichteter mit dieser Thematik zu beschäftigen. Grundsätzlich würden wir dann als Bauherr agieren, müssen aber einfach wissen, mit welcher Unterstützung wir rechnen können. Dann muss man schauen, wie die Refinanzierung ablaufen würde – und was wir auch künftig in die Mannschaft stecken werden.

Eine größere Halle ist die einzige Möglichkeit, um den Bundesliga-Standort Balingen zu sichern oder gibt es Alternativen dazu?

Strobel: Wir haben hier in Balingen über viele Jahre etwas geschaffen, das zwar nicht einzigartig, aber auf jeden Fall besonders ist. Und um diese Besonderheit zu erhalten, ist dies die einzige Alternative. Wir wollen uns weiterentwickeln, aber so sind die Rahmenbedingungen dafür einfach nicht gegeben. Dann müsste man einfach wissen, dass es für die 1. Liga vielleicht nicht reicht oder dass wir zur Fahrstuhlmannschaft werden. Natürlich gibt es diesbezüglich so oder so keine Garantie – aber das ist unsere einzige reelle Chance.

Es gab bereits erste, vielversprechende Gespräche. Die Signale aus der Politik sind positiv. Wann wollen Sie mit dem Neubau beginnen?

Strobel: Das ist so natürlich nicht abschätzbar, vieles hängt davon ab, wie es jetzt weitergeht. Wenn dann aber alles so läuft, wie von uns geplant, würden wir die weiteren Rahmendaten abstecken und natürlich gern so schnell wie möglich anfangen. Mein Wunsch wäre ein Baubeginn im Frühjahr, so schnell wird es vermutlich aber nicht funktionieren.

Nach wie vor spielt der HBW ohne fixen Hauptsponsor. Halten Sie auch künftig am „Magdeburger Modell“ mit wechselnden Werbeträgern fest?

Strobel: Für diese Runde werden wir auf jeden Fall bei diesem Konzept bleiben. In den nächsten Wochen wird sich dann entscheiden, wie es diesbezüglich in Zukunft weitergeht. Überhaupt sind wir da ja einfach abhängig davon, ob wir jemanden finden, der als Hauptsponsor agieren will oder zumindest bereit ist, mehr zu geben. Für den Moment ist die Situation für uns auch so in Ordnung. Aber klar: Wenn wir einen Hauptsponsor finden würden, wäre die Entscheidung da natürlich eindeutig für uns.