HBW Balingen-Weilstetten in der Länderspielpause: „Haben das Potenzial, besser zu verteidigen“

Es läuft nicht rund beim HBW. Noch ohne zählbaren Erfolg stehen die „Gallier“ an vorletzter Stelle. Im ohnehin dünn besetzten Kader fallen drei Spieler längerfristig aus. Da sagt den Kreisstädtern die Länderspielpause zu.

Im baden-württembergischen Derby kassierte das Team von Jens Bürkle am vergangenen Sonntag eine klare 27:36-Niederlage – die sechste Pleite im sechsten Spiel. „Natürlich hatten wir uns einen anderen Start erhofft“, gesteht der Balinger Trainer ein, „aber wir müssen die Situation annehmen, aus den Fehlern lernen und diese schnell abstellen.“

Auch bei den Löwen präsentierte sich der letztjährige Aufsteiger phasenweise auf Augenhöhe mit dem Ex-Meister, „aber dann machen wir drei, vier Fehler zu viel und geben eine knappe Führung viel zu schnell aus der Hand. Alle Niederlagen haben ein gewisses Muster“, so der Sportwissenschaftler weiter, „da fehlt uns auch die Erfahrung. Da bräuchten wir einfach ein paar Bundesliga-Spiele mehr.“ Die haben die Protagonisten auf der Platte nicht – und dann bricht eben vieles, viel zu schnell auseinander.

Symptomatisch: Nach einem 0:3-Negativlauf fiel das Team um Kapitän Jona Schoch in Mannheim bereits kurz nach der Pause vorentscheidend zurück. „Die zweite Halbzeit war recht schnell durch“, hadert Bürkle, „die Löwen haben uns im Stile einer Spitzenmannschaft unsere Grenzen aufgezeigt.“ Trotzdem habe seine Mannschaft immerhin 27 Tore erzielt, betont der 40-Jährige, „das ist in Ordnung. An der Abwehr müssen wir arbeiten.“

Diebel rückt in den Fokus

Da ist es nicht unbedingt ein Nachteil für die Schwaben, dass die Liga aufgrund der EM-Qualifikation pausiert. Einzig Vladan Lipovina ist mit Montenegro gegen den Kosovo und Rumänien am Ball, wird am kommenden Montag aber wieder zur Mannschaft stoßen. Neben dem Linkshänder fehlen die verletzten Neuzugänge Björn Zintel und James Junior Scott sowie Routinier Vladimir Bozic. „Dennoch tut uns diese Unterbrechung gut“, nimmt der ehemalige Erstliga-Spieler den Gesprächsfaden wieder auf, „wir haben die Möglichkeit, ein paar Dinge zu korrigieren.“

Nach dem Scott-Ausfall rückt Niklas Diebel aus dem eigenen Perspektivteam in den Balinger Bundesliga-Kader auf (wir berichteten), soll die vakante Lücke im linken Rückraum schließen. Bürkle traut ihm die Rolle zu, sieht den ehemaligen Hannoveraner „sportlich näher dran“. Nach einem freien Montag arbeitete der erfahrene Übungsleiter akribisch die Defizite der vergangenen Wochen auf, feilte gezielt an der Defensive. „Wir müssen die Abwehr auf ein stabileres Niveau bekommen“, fordert der HBW-Coach, „wir haben das Potenzial, besser zu verteidigen.“

Im Angriff sieht er seine Truppe durchaus konkurrenzfähig, „auch wenn wir noch zu viele Fehler machen oder zu überhastet den Abschluss suchen. Da müssen wir mehr Ruhe reinbringen, die Dinge vereinfachen – ohne Angsthasen-Handball zu spielen.“

Leipzig-Spiel verschoben

Nach einer intensiven Trainingswoche – mit Doppeleinheiten am Dienstag und Donnerstag – lässt Bürkle am Freitag noch einmal üben. Ab Sonntag gilt der Fokus dem Auswärtsspiel bei Ex-Meister Lemgo (11. November, 19 Uhr), welcher sich mit 8:4 Punkte in der erweiterten Spitzengruppe einreiht. „Das ist eine reife Mannschaft mit vielen guten Einzelspielern“, sagt Bürkle über die Ostwestfalen, welche breit aufgestellt sind. „Die erste Welle ist seit Jahren sehr gut“, hat der Balinger Übungsleiter beobachtet, „auch aus dem Rückraum kommt Lemgo mit viel Tempo und Power.“

Zwei TBV-Spieler wurden vor Wochenfrist positiv auf Corona getestet – und die Lipperländer setzten kurzzeitig den Übungsbetrieb aus. Während die Begegnung in Lemgo stattfindet, musste das Heimspiel der Kreisstädter (14. November) gegen die Körperkulturellen aus Leipzig neu terminiert während. Die Körperkulturellen schickten ihre komplette Mannschaft nach neun Fällen in häusliche Quarantäne – die Partie soll nun am 26. November bereits nachgeholt werden.

Gretarsson verzichtet auf Länderspieleinsätze

In der Länderspielpause muss HBW-Trainer Jens Bürkle nur auf Vladan Lipovina verzichten. Der Linkshänder ist für Montenegro in der EM-Qualifikation am Ball. Der Balkanstaat besiegte im Auftaktspiel am Mittwochabend die Auswahl aus dem Kosovo mit 32:26. Nächster Gegner ist am Sonntag Rumänien. Am Montag stößt Lipovina wieder zur Balinger Mannschaft. Auf einen Länderspieleinsatz hat hingegen Oddur Gretarsson verzichtet. Der Linkshänder hatte eine Einladung des isländischen Nationalcoachs Gudmundur Gudmundsson erhalten, blieb aber in Balingen, nachdem er am Dienstag Vater einer zweiten Tochter geworden ist.

Linksaußen Tim Nothdurft und Rückraumspieler Lukas Saueressig stehen zwar im erweiterten Aufgebot des DHB-Teams, trainieren aber weiter in der Kreisstadt. Das kommt Bürkle nicht ungelegen, zumal im ohnehin dünn besetzten Kader drei Spieler verletzt fehlen. Der Sportwissenschaftler hadert nicht, sondern lobt vielmehr die Mannschaft, „die gewillt ist, zu lernen“. Unumwunden räumt der 40-Jährige vor dem Duell bei Altmeister Lemgo ein: „Irgendwann müssen wir mal etwas ziehen.“